Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kurs; Kurschmied; Kürschner; Kurschwerter; Kursieren; Kursīv; Kursk

350

Kurs (im Seewesen) - Kursk.

fenden Zins. Außerdem kommen noch Kourtage und Provision in Anrechnung. Die Kourtage ist die dem Makler, die Provision die dem Bankier für die Vermittelung des Geschäfts zu zahlende Vergütung. Die Kourtage wird sowohl vom Käufer als vom Verkäufer wahrgenommen und beträgt in Berlin von allen nach Prozenten berechneten Effekten ½ pro Mille des vollen Nennbetrags der Stücke. Bei den pro Stück gehandelten Effekten wird auch die Kourtage pro Stück berechnet. Die Provision berechnet der Bankier meist nach dem ausmachenden Betrag. Stehen die betreffenden Effekten jedoch unter pari, so wird die Provision meist vom Nennbetrag berechnet. Kourtage und Provision werden beim Ankauf zu dem ausmachenden Betrag hinzugerechnet, beim Verkauf dagegen von demselben in Abzug gebracht. Vgl. Göschen, Theory of foreign exchanges (12. Aufl., Lond. 1886; deutsch, Frankf. 1875); Schraut, Die Lehre von den auswärtigen Wechselkursen (2. Aufl., Leipz. 1882).

Kurs des Schiffs, der Winkel, welchen der Kiel mit dem Meridian bildet; er wird nach dem Kompaß gesteuert. Generalkurs heißt: aus verschieden gesegelten Kursen den K. bestimmen, den das Schiff hätte segeln müssen, um den durchlaufenen Weg (Distanz) in gerader Linie zu machen. Wahrer K. ist der für Mißweisung (Variation) und Abtrift verbesserte K. K. steuern, den Lauf des Schiffs nach dem Kompaß lenken.

Kurschmied, alter militär. Name des Fahnenschmieds, welchem die tierärztliche Behandlung (das Kurieren) der kranken Pferde anvertraut war.

Kürschner (von dem alten, jetzt abgestorbenen Kürse oder Kursche, d. h. Pelzkleid), ehemals zünftige Handwerker, welche allerlei Pelzwaren verfertigen, das Pelzwerk färben und zurichten und oft zugleich auch Mützenmacher sind. Vgl. Klette, Handbuch für K. (Dresd. 1881).

Kürschner, Joseph, Schriftsteller, geb. 20. Sept. 1853 zu Gotha, arbeitete einige Jahre als praktischer Techniker, studierte dann mehrere Jahre auf der Universität zu Leipzig und ließ sich, die litterarische Laufbahn einschlagend, in Berlin nieder. Schon 1872 hatte er die theaterhistorische Broschüre "Konrad Ekhofs Leben und Wirken" (Wien) herausgegeben und bearbeitete im Anschluß daran vorzugsweise das Gebiet der Theatergeschichte. Auf eine "Theatralische Nekrologie" (Berl. 1875) ließ K. zwei Jahrgänge einer "Chronologie des Theaters" (das. 1876 u. 1877) und diesen zwei Jahrgänge eines "Jahrbuchs für das deutsche Theater" (Leipz. 1878-79) u. a. folgen. 1881 übernahm er die Redaktion der Monatsschrift "Vom Fels zum Meer" in Stuttgart, wo er auch die Herausgabe der "Kollektion Spemann" und der "Deutschen Nationallitteratur" leitet, und wurde in demselben Jahr vom Herzog Ernst zu Koburg-Gotha zum Professor ernannt. Zugleich redigierte K. bis 1882 das offizielle Organ der deutschen Autorengenossenschaft: "Neue Zeit" sowie 1885-86 die "Deutsche Schriftstellerzeitung", veröffentlichte ein "Taschen-Konversationslexikon" (Stuttg. 1884) und gibt (vom 5. Jahrgang ab) den von ihm erworbenen "Allgemeinen deutschen Litteraturkalender" (das. 1882 ff.) und seit 1886 das "Richard Wagner-Jahrbuch" heraus.

Kurschwerter, die kreuzweise übereinander liegenden Schwerter, welche Kursachsen als Zeichen des Erzmarschallamtes im Wappen führte.

Kursieren, s. v. w. in Kurs (s. d.) sein, Kurs haben, umlaufen, in Umlauf sein.

Kursīv (neulat.), laufend, schräg gehend; Kursivschrift, die liegende, in sich verbundene Schrift in den alten Manuskripten; in der Buchdruckerei die schräg von der Linken zur Rechten liegende lateinische Schrift (franz. Italique, engl. Italics), zum Unterschied von der aufrecht stehenden Antiqua (s. d.) so genannt, wurde zum erstenmal 1501 von Aldus Manutius in Venedig beim Druck des Vergil angewandt (s. Schriftarten).

Kursk, russ. Gouvernement, grenzt im NW. an das Gouvernement Tschernigow, im N. an Orel, im O. an Woronesh, im S. und SW. an Charkow und Poltawa und umfaßt 46,454,3 qkm (843,7 QM.). K. bildet eine weite Ebene von 162 m Höhe, welche nach NO. ansteigt und bei Tim (331 m ü. M.) den höchsten Punkt erreicht. Bis hierher hat sich früher mutmaßlich das Schwarze Meer erstreckt. Die Bodenformation gehört dem Kreide- und Eocänzeitalter an. Auf einer Schicht von phosphorsaurem Kalk liegt Kreide, dann folgen Mergel, Kalk, Lehm, Mennige und Wacken, darüber Schwemmland aus Sand und Lehm, mit Geröllen und Quarz, und darüber reiner Humus (Schwarzerde), der das Gouvernement zu einem der fruchtbarsten macht. Bewässert wird es von mehr als 400 Flüssen, von denen der bedeutendste der Seim ist, welcher im Gouvernement einen Lauf von 510 km hat, aber durch Sandbänke unschiffbar gemacht wird. K. hat ein kontinentales Klima. Im südlichen Teil ist die mittlere Jahrestemperatur 5,7° C., während sie in der Stadt K. 4,9° C. beträgt; der kälteste Monat (Januar) hat im Mittel -9,9° C., der wärmste (Juli) 19,4° C. Aufs Jahr kommen 153,8 Regentage mit einem Niederschlag von 42,85 cm. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf (1883) 2,120,250, 45 Menschen auf 1 qkm. Größtenteils wohnen hier Großrussen, die aber viele Sitten und Gebräuche von den Kleinrussen angenommen haben; auf letztere kommen 23 Proz., auf Weißrussen 1,4 Proz. Die Zahl der Eheschließungen war 1883: 20,816, die der Gebornen 115,184, der Gestorbenen 87,741. Fast alle bekennen sich zur griechisch-orthodoxen Kirche; ca. 2 Proz. sind Raskolniken, außerdem gegen 1000 Zigeuner und neuerdings mehr und mehr Juden. Vom Areal kommen 74 Proz. auf Äcker, 12 Proz. auf Wiesen, 10 Proz. auf Wälder, 4 Proz. auf Unland und Gebäude. Die Ernte betrug 1884: 6,2 Mill. hl Hafer, 2 Mill. hl Kartoffeln, 9,3 Mill. hl Roggen, 2 Mill. hl Buchweizen, 1,8 Mill. hl Weizen, wozu noch eine beträchtliche Menge von Früchten, Gemüsen, Hanf, Hirse und Sonnenblumen kommt. Pro Hektar der betreffenden Ackerfläche erntete man beim Roggen 10, beim Weizen 10,2, beim Hafer 10,8, beim Buchweizen 9,1, bei den Kartoffeln 100 hl. Johannis- und Stachelbeeren wachsen wild, im südlichen Teil gedeihen Walnüsse und eßbare Kastanien; in guten Jahren reift auch der Wein. Die früher reiche Fauna ist durch die Kultur vollkommen verdrängt, häufig sind nur Rebhühner und Hasen. Von Nutztieren findet man reichlich Spanische Fliegen, Kochenille und Blutegel. Die Bienenzucht ist sehr bedeutend; K. bringt jährlich bis 10,000 metr. Ztr. Wachs in den Handel, besonders nach Moskau. Der Viehstand war 1884: 611,500 Pferde, 415,000 Stück Hornvieh, 1,100,000 Schafe und 401,000 Schweine. Das Mineralreich bietet sehr schöne weiße Kreide, phosphorsauren Kalk, gelblichweißen Tripel, als Trottoirsteine geschätzte Gompholiten (Gompholite Kleng), Lehm und Eisenstein. Die Industrie ist bedeutend und erreichte 1883 einen Produktionswert von über 18 Mill. Rubel. In erster Linie stehen die Zuckerindustrie (5,4 Mill. Rub.), Getreidemüllerei (4 Mill. Rub.), Branntweinbrennerei (3,1 Mill. Rub.) und Wollwäscherei (2,3 Mill.