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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Labyrinth - Lacaze-Duthiers.

ten, am Nordostrand des Mörissees, war ganz von Stein erbaut und hieß ägyptisch Lopero-hunt ("Palast am Eingang des Sees"), woraus die Griechen Labyrinthos machten. Es umschloß zwölf unter Einem Dach befindliche Höfe und hatte 3000 Gemächer, von denen sich die Hälfte unter der Erde befand. Nur die obern Gemächer durften Fremde betreten; Herodot und Strabon sahen sie. Über die Bestimmung dieses Labyrinths, das unter der 12. Dynastie, wahrscheinlich vom König Amenemha III. (2221-2179 v. Chr.), erbaut wurde, herrschen verschiedene Ansichten: Herodot und Diodor hielten es für das Grabmal der Erbauer, nach andern war es ein Panthéon für die ägyptischen Gottheiten, wahrscheinlicher aber ein Konglomerat von zahlreichen Tempeln. Lepsius hat an der Stelle des Mörissees Reste aufgefunden, die man für die des Labyrinths hält (vgl. Fayûm). Das kretische L., in der Nähe der Stadt Knosos, der Sage nach von Dädalos nach dem ägyptischen erbaut, soll dem Minotauros zum Aufenthaltsort gedient haben; doch ist es fraglich, ob dieses L. wirklich existiert hat. Wahrscheinlich hat man in Griechenland mit dem Namen L. anfangs bloß die zahlreichen natürlichen Zerklüftungen der Berge Kretas bezeichnet, und daraus hat erst ein späterer Mythus jenes Dädalische L. geschaffen. Noch jetzt führen die unterirdischen Grotten und vielverschlungenen Gänge bei Gortyn den Namen L. Das lemnische L., auf Samos, eins der großartigsten Werke der ältern samischen Künstlerschule, war ein künstlicher Bau, dem die Natur jedoch vorgearbeitet hatte. Plinius sah noch Reste davon. Unter dem italischen L. versteht Plinius das riesenhafte Grabmal des Porsena bei Clusium, welches in seiner Basis ein verwickeltes System von Grabkammern enthielt; doch sah es Plinius schon nicht mehr selbst. Man hat dieses Grab neuerdings in einem der zahlreichen um Chiusi liegenden Grabhügel erkennen wollen (in dem sogen. Poggio Gajella).

Labyrinth, in der Anatomie das innere Ohr (s. d.).

Labyrinthdichtung, s. Liderung.

Labyrinthfische (Labyrinthici), Familie der Knochenfische aus der Unterabteilung der Stachelflosser (Acanthopteri, s. Fische, S. 298), charakterisiert durch den eigentümlichen Bau der obern Schlundknochen, welche wie ein Labyrinth ausgehöhlt sind und als eine Art Lunge zur Luftatmung Verwendung finden, sobald die Fische, was nicht selten ist, das Wasser verlassen und zeitweilig auf dem Land leben. Sie bewohnen die süßen Gewässer von Ostindien und Südafrika. Hierher gehören unter andern der Guarami (Osphromenus), Großflosser (Macropus) und Kletterfisch (Anabas).

Labyrinthkoralle, s. Korallen.

Labyrinthodonten (Wickelzähner), ausgestorbene Ordnung der Amphibien, mit krokodilähnlichen Kiefern und mit Zähnen, die im Querschnitt labyrinthartige Zeichnungen darstellen. Ihr Körper war salamanderähnlich, meist groß, langschwänzig; die Gliedmaßen fehlten oder waren im Verhältnis zum Rumpf nur schwach. Die Brust war gewöhnlich mit drei großen Knochenschildern bedeckt, der Kopf durch eine starke Knochenschicht geschützt. Die älteste Gruppe unter ihnen, die Archegosaurier oder Ganocephalen, sind noch in mancher Beziehung fischähnlich gebaut; sie finden sich im Steinkohlengebirge und in der Dyas (s. Archegosaurus Decheni auf der Tafel "Dyasformation"). Die eigentlichen L. oder Mastodonsaurier gehören dagegen meist der Trias an (s. Mastodonsaurus Jaegeri auf der Tafel "Triasformation I") und erreichen gewöhnlich eine bedeutende Größe. Eine dritte Gruppe, die Mikrosaurier, schließt kleine Tiere von salamanderähnlichem Aussehen ein und ist in der Steinkohlenformation besonders vertreten. Wahrscheinlich gehören hierher auch noch Tiere, von denen man nur die Fußspuren im Bunten Sandstein Deutschlands und Englands kennt (s. Chirotherium auf der Tafel "Triasformation I"), und die man früher wohl als Schildkröten oder auch als Beuteltiere deutete.

Lac (franz.), See.

Lac (lat.), Milch; L. sulfuris, Schwefelmilch.

Lac, ostind. Rechnungsmünze, s. Lack.

Lacaille (spr. -káj), Nicolas Louis de, Astronom, geb. 15. März 1713 zu Rumigny, studierte Theologie, widmete sich aber dabei mathematischen und astronomischen Studien und gab dann die theologische Laufbahn ganz auf. Er war bei Berichtigung des Meridians von Paris mit thätig und führte 1739 und 1740 noch weitere wichtige geodätische Messungen in Frankreich aus. 1746 erhielt er den Lehrstuhl der Mathematik am Collège Mazarin und erwarb sich in dieser Stellung große Verdienste um Berichtigung der Sternkataloge und der astronomischen Tafeln. 1750 reiste er nach dem Kap der Guten Hoffnung, um dort die Parallaxen des Mondes, der Venus und des Mars genauer zu berechnen, bestimmte hier an 10,000 Sterne, maß einen Breitengrad der südlichen Halbkugel und lieferte eine Karte der Inseln Ile de France und Bourbon. 1754 wieder in Paris angelangt, stellte er mit unermüdlichem Eifer astronomische Beobachtungen und Berechnungen an bis zu seinem Tod 21. März 1762. Von seinen zahlreichen Schriften sind vornehmlich folgende hervorzuheben: "Leçons d'astronomie" (Par. 1846; neu hrsg. von Lalande, das. 1780); "Éphémérides des mouvements célestes depuis 1745-75" (das. 1745-63, fortgesetzt von Lalande); "Astronomiae fundamenta" (das. 1757); "Observations faites au cap de Bonne-Espérance" (das. 1763); "Coelum australe stelliferum" (hrsg. von Maraldi, das. 1763); "Observations sur 515 étoiles du zodiaque" (hrsg. von Bailly, das. 1763); "Tables solaires" (das. 1758); "Tables de logarithmes" (das. 1760).

La Calprenède (spr. -nähd), Gautier de Costes de, franz. Romanschriftsteller, geboren um 1610 bei Sarlat (Dordogne), kam 1632 nach Paris, trat als Offizier in das Garderegiment, wurde königlicher Kammerherr und starb 1663. L. trat zuerst mit dramatischen Werken (Tragödien und Tragikomödien) auf, ohne jedoch besondern Beifall zu finden. Erst mit seinen Ritterromanen erwarb er sich großen Ruf, besonders mit "Cléopâtre" (1648 u. öfter, 12 Bde.); Namen und Fakta Augusteischer Zeit geben den Rahmen für die Schilderung von Sitten und Persönlichkeiten seiner Zeit, aber im damaligen Geschmack, der an übertriebener Galanterie, geistreichen Spitzfindigkeiten und fader Sentimentalität Gefallen fand. Dabei sind seine Charaktere meist gut gezeichnet, einzelne Szenen trefflich erfunden und die Sprache immer elegant und klar, wenn auch unendlich weitschweifig. Von andern Romanen nennen wir noch: "Cassandre" (1642 u. öfter, 10 Bde.); "Pharamond" (1661, 7 Bde.); "Les nouvelles, ou les divertissements de la princesse Alcidiane" (1661).

Lacaze-Duthiers (spr. -kahs'dütĭähr), Henri de, Zoolog, geb. 1821 im Departement Lot-et-Garonne, studierte in Paris Medizin, wurde 1854 Professor der Zoologie in Lille, 1865 am naturhistorischen Museum zu Paris und 1868 an der Universität daselbst. Er gibt seit 1872 die "Archives de zoologie