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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lachse; Lachsforelle; Lachter

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Lachse - Lachter.

der Erwachsenen, und viele Arten wandern nun nach dem Meer; bei alten Männchen biegt sich der Unterkiefer hakig nach oben. Färbung, Zeichnung, selbst Gestalt ändern sich je nach Geschlecht, Alter, Jahreszeit, Aufenthalt und Nahrung, auch treten sterile Formen und Blendlinge auf, welche wahrscheinlich unter sich oder mit einer der Stammarten fruchtbar sind. Der L. (S. salar L., s. Tafel "Fische I"), bis 1,5 m lang und 45 kg schwer, meist aber viel kleiner, mit schmächtiger, lang vorgezogener Schnauze, zahnloser, kurzer Pflugscharbeinplatte und einreihig gestellten, frühzeitig ausfallenden Zähnen auf dem Pflugscharbeinstiel, auf dem Rücken graublau, an den Seiten silberglänzend mit wenigen schwarzen Flecken oder ungefleckt; die Unterseite ist silberweiß, Rücken-, Fett- und Schwanzflosse erscheinen dunkelgrau, die übrigen Flossen blässer. Er bewohnt das Eismeer, den nördlichen Atlantischen Ozean, die Nord- und Ostsee, steigt aber jährlich in die Flüsse Rußlands bis zum Ural, Skandinaviens, Großbritanniens, Deutschlands (besonders Rhein, Oder, Weichsel), Frankreichs und Spaniens bis zum Kap Finisterre hinauf, um zu laichen (derselbe Fisch sucht stets wieder denselben Fluß auf). Er lebt gern gesellig, schwimmt sehr gewandt, springt vortrefflich und mästet sich im Meer, wo er sich niemals sehr weit von seinem Geburtsfluß entfernt, von Krustern, Fischen etc. außerordentlich. Im März, April oder Mai erscheint er an den Mündungen der Flüsse, hält sich hier einige Zeit auf und schwimmt dann in geordnetem Zug stromaufwärts. Dabei werden Stromschnellen, Wasserfälle, Wehre mit großer Kraft, Gewandtheit und Ausdauer übersprungen. Die Lachse schnellen sich im Bogen von 6 m etwa 2-3 m empor und gelangen so, wenn auch erst nach Monaten, in den obern Lauf der Ströme und in die Nebenflüsse. Um den Fischen das Überwinden natürlicher Hindernisse in den Strömen zu ermöglichen, baut man sogen. Lachsleitern (s. Fischerei, S. 310). Wahrscheinlich ist der längere Aufenthalt im Süßwasser erforderlich, um die Lachse zum Fortpflanzungsgeschäft fähig zu machen. Der stromauf steigende Fisch ist sehr fett, hat rotes Fleisch, färbt sich dunkler, und das Männchen erhält rote Flecke an den Seiten und Kiemendeckeln; besonders alte Milchner legen ein prachtvolles Farbenkleid an. Zur Aufnahme des Laichs höhlt das Weibchen mit dem Schwanz eine seichte Grube aus, in welcher das Männchen die in mehreren Tagen gelegten Eier befruchtet, die sodann durch Schwanzbewegungen wieder bedeckt werden. Nach dem Laichgeschäft kehren die Lachse abgemagert, da sie im Süßwasser kaum fressen, und mit blassem Fleisch ins Meer zurück; auf dieser Thalwanderung gehen sehr viele Lachse zu Grunde. Die Jungen schlüpfen nach vier Monaten aus und sind ca. 1 cm lang, sie werden im ersten Sommer 10, in 16 Monaten aber ca. 40 cm lang und wandern dann langsam ins Meer, wo sie in kurzer Zeit außerordentlich an Gewicht zunehmen. Gezeichnete Lachse waren nach nur achtwöchentlichem Aufenthalt im Meer bis 7 kg schwerer geworden. Der Lachsfang hat durch unvernünftigen Betrieb stark abgenommen, und erst in neuester Zeit zeigt sich als Folge neuerer Gesetzgebung und der künstlichen Fischzucht hier und da eine Besserung. So wurde z. B. der 50-60 km lange Moyfluß in Irland durch eine Lachsleiter für Lachse bewohnbar gemacht, von Raubfischen gesäubert und mit Lachsbrut besetzt; fünf Jahre später warf die Lachsfischerei hier einen jährlichen Ertrag von 0,5 Mill. Mk. ab. In Australien wurde der L. mit bestem Erfolg eingebürgert. In Sibirien, Rußland, Skandinavien ist der L. für die Volksernährung von hoher Bedeutung; bei uns gilt er mehr als Delikatesse (Rheinlachs) und kommt frisch, geräuchert und mariniert in den Handel. Der Saibling (Salbling, Salmling, Gold-, Rotforelle, Ritter, S. Salvelinus L.), bis 80 cm lang und 10 kg schwer, mit gestrecktem, seitlich etwas zusammengedrücktem, aber nach Alter, Geschlecht und Aufenthaltsort in seiner Form und Farbe äußerst wandelbarem, auf dem Rücken blaugrauem, an den Seiten gelblichweißem und hell geflecktem, am Bauch orangerotem Körper. Die Flossen sind ziemlich lang, die Bauchflossen stehen unter der Rückenflosse, die paarigen Flossen und die Afterflosse sind am Rand milchweiß, die Schwanzflosse behält selbst im höhern Alter einen halbmondförmigen Ausschnitt. Auf der vordern Pflugscharbeinplatte stehen 5-7 gekrümmte Zähne, auf dem Stiel eine mit vielen kleinen Zähnen besetzte Längsplatte. Er lebt in den Tiefen der Alpenseen Mitteleuropas und des hohen Nordens, in den Bergseen Nordrußlands und Schottlands, steigt selbst während der Laichzeit nicht regelmäßig in den Flüssen empor, nährt sich hauptsächlich von Schmarotzerkrebsen, auch von kleinen Fischen, laicht Ende Oktober bis Ende November an seichten Uferstellen, auch wohl im untern Lauf der Flüsse und wird dann seines sehr wohlschmeckenden Fleisches halber gefangen. Die künstliche Fischzucht erzielt Blendlinge des Saiblings mit der Forelle, welche schneller wachsen als der erstere und zarteres, schmackhafteres Fleisch besitzen als die letztere. Der Huchen (Rotfisch, S. Hucho L.), bis 2 m lang und bis 50 kg schwer, mit sehr gestrecktem, cylindrischem Körper, auf Oberkopf und Rücken grünlich dunkelbraun oder blaugrau, auf dem Bauch silberweiß, auf dem ganzen Körper mehr oder weniger schwarz gefleckt und punktiert, mit weißlichen Flossen, im Alter rötlich, findet sich in der Donau und deren aus den Alpen kommenden Nebenflüssen, ist ungemein gefräßig, laicht im April und Mai, auch schon im März an seichten, kiesigen Stellen, wo er mit dem Schwanz Gruben wühlt. Sein Fleisch ist weißlich und sehr wohlschmeckend. Für Teichwirtschaft eignet er sich wegen seiner Gefräßigkeit, und weil er leicht einer Hautkrankheit erliegt, weniger.

Lachse (Salmonoidei), Familie der Knochenfische aus der Unterabteilung der mit Bauchflossen versehenen Physostomen (Physostomi abdominales, deren Schwimmblase einen Ausführungsgang besitzt, s. Fische, S. 298). Es sind meist ansehnliche Raubfische; die meisten leben im Süßwasser der nördlichen Gegenden, sind jedoch auch im Meer zu Hause und steigen dann zur Laichzeit in die Flüsse. Sie sind alle mit einer Fettflosse versehen und haben kleine Schuppen; der Kopf ist nackt. Die zahlreichen Gattungen werden nach der sehr wechselnden Bezahnung des Mundes unterschieden; wichtig sind folgende: Lachs, Saibling, Huchen, Stint, Renke, Kilch, Maräne, Äsche, Forelle. Fossil kennt man L. aus der Kreideperiode.

Lachsforelle, s. Forelle.

Lachter (Berglachter, Klafter), beim Bergbau übliches Längenmaß, wonach die Tiefen bestimmt werden, entspricht der Klafter, ist aber in der Regel etwas größer und wird meist in 8 Achtel oder Spann (Gräpel) zu 10 Lachterzoll zu 10 Primen (Prinen) zu 10 Sekunden, aber auch nach dem Dezimalsystem in 10 Fuß (Lachterfuß) zu 10 Zoll zu 10 Linien eingeteilt. Die Größe der L. ist nach den verschiedenen Plätzen verschieden. Die preußische L. war = 80 preuß. Zoll = 2,092 m; die sächsische = 2 m oder 7 Lachterfuß (bis 1830 = 7 Dresdener oder sächs.