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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lambertini - Lambrequin.

kisch-deutscher Reichsannalisten; Lefarth, L. v. H. (Düsseld. 1872); Delbrück, Über die Glaubwürdigkeit Lamberts v. H. (Bonn 1873); Querner, Zur Frage nach der Glaubwürdigkeit Lamberts v. H. (Zürich 1878); Ausfeld, L. v. H. und der Zehntstreit zwischen Mainz, Hersfeld u. Thüringen (Marb. 1880).

Lambertini, Prosper Laurentius, ursprünglicher Name des Papstes Benedikt XIV. (s. d.).

Lambertskiefer, s. Kiefer, S. 714.

Lambertsnuß, s. Haselstrauch.

Lambertville, Stadt im nordamerikan. Staat New Jersey, am Delaware, mit Fabriken (Bau von Lokomotiven, Maschinen, Wagen etc.) und (1880) 4183 Einw.

Lambesc (spr. langbésk), Stadt im franz. Departement Rhônemündungen, Arrondissement Aix, mit römischen Bauresten, (1881) 2112 Einw. und Fabrikation von Olivenöl und Konserven; hatte sonst den Titel eines Fürstentums.

Lambesc (spr. langbésk), Karl Eugen, Prinz von, geb. 25. Sept. 1751 zu Versailles, war der letzte Sproß der Herzöge d'Elbeuf, einer Seitenlinie des Hauses Guise (s. d.). Als Verwandter der Königin Marie Antoinette dem Hof ergeben, wurde er 1789 Großstallmeister von Frankreich und Inhaber des Regiments Royal-Allemand. An der Spitze desselben drang er 12. Juli 1789 über den Platz Ludwigs XV. in den Garten der Tuilerien ein und reinigte denselben von der Volksmenge, wobei einige Verwundungen vorfielen. Er ward deshalb als royalistischer Verschwörer angeklagt, doch schlug der Gerichtshof des Châtelet die Anklage als unbegründet nieder. Darauf ging er nach Deutschland und wohnte 1792 im Heer der Verbündeten dem Feldzug in der Champagne bei. Nach dem Rückzug trat er in kaiserliche Dienste, wurde Generalmajor, 1796 Generalfeldmarschall und nahm mit seinem Bruder, dem Prinzen Vaudemont, an allen Feldzügen gegen die französische Republik und das Kaiserreich teil. Bei der Rückkehr der Bourbonen erhielt er die Pairswürde, den Titel eines Herzogs von Elbeuf und hierauf auch den Marschallstab, machte aber von diesen Verleihungen, welche in Frankreich allgemeinen Unwillen erregten, nie Gebrauch. Er starb 21. Nov. 1825 in Wien.

Lambessa (Lambèse), Ort in Algerien, Departement Konstantine, mit großer Korrektionsanstalt für 200 Eingeborne und (1881) 1452 Einw., wovon 898 Franzosen. Das heutige L. steht auf den Ruinen des alten Lambesis, der militärischen Hauptstadt des römischen Numidien, von welcher noch die großartigen, wohlerhaltenen Trümmer des römischen Prätoriums, in dem ein Altertumsmuseum untergebracht ist, ferner ein Äskulaptempel, Amphitheater, Triumphpforten, ein Kapital, Forum u. a. vorhanden sind. Die daselbst gefundenen Inschriften (nach Renier 800) sind reich an historischen Daten, da Lambesis von Augustus bis Konstantin, also länger als 300 Jahre, das Hauptquartier der dritten Augustanischen Legion war. Im 5. Jahrh. wurde L., nachdem schon die Vandalen die Stadtmauern zerstört hatten, von den rebellischen Numidiern verwüstet.

Lambeth, Stadtteil von London, Westminster gegenüber, aber weit nach S. reichend, mit einem Palast des Erzbischofs von Canterbury, großartigen Töpfereien (Doulton u. a.), chemischen Fabriken, Brauereien, Branntwein- und Essigbrennereien, Zementwerken, Sägemühlen, Lichteziehereien etc. Der Wahlbezirk L. (mit Kennington, Brixton und Norwood) hat (1881) 253,699 Einw.

Lambézellec (spr. langbeselleck), Flecken im franz. Departement Finistère, Arrondissement Brest, gewerbreicher Vorort von Brest, mit (1881) 1660, als Gemeinde 12,502 Einw., Gemüsebau, Eisengießerei, Papier- und Hutfabrikation.

Lambik, belg. Bierart, s. Bier, S. 918.

Lambin (spr. langbäng), Denis, gewöhnlich Dionysius Lambinus genannt, franz. Kritiker, geb. 1520 zu Montreuil sur Mer in der Picardie, studierte zu Amiens, begleitete den Kardinal von Tournon auf dessen italienischer Reise, durchforschte hierbei die vorzüglichsten Bibliotheken dieses Landes, wurde nach seiner Rückkehr 1561 am Collège de France zu Paris Professor der Beredsamkeit, bald auch der lateinischen und der griechischen Litteratur und starb daselbst Ende September 1572 vor Schrecken über die Bluthochzeit. Lambins mit trefflichen Kommentaren ausgestattete Ausgaben des Horaz (Leiden 1561, 2 Bde.; zuletzt Kobl. 1829-30), Lukrez (Par. 1563 u. öfter), Cicero (das. 1566, 4 Bde.; die Anmerkungen besonders herausgegeben von Klein, Kobl. 1829) und Plautus (Par. 1576 u. öfter) sind noch immer geschätzt. Vgl. "Petri Lazeri de Dionysio Lambino narratio", abgedruckt in Orellis "Onomasticon Tullianum", Bd. 1 (Zürich 1836).

Lamboy (spr. langboa), Wilhelm, Graf, kaiserl. Feldmarschall, aus einem ritterlichen Geschlecht des Hochstifts Lüttich gebürtig, trat unter Buquoy in kaiserliche Dienste, ward 1621 Oberst, zeichnete sich bei Lützen (16. Nov. 1632) durch große Tapferkeit aus und fiel schwerverwundet in schwedische Gefangenschaft. Er wurde hierfür von Wallenstein reich belohnt und zum Generalwachtmeister befördert, gelobte demselben auch 19. Febr. 1634 noch Treue, fiel aber vier Tage später in Prag von Wallenstein ab und erhielt dessen Herrschaft Arnau nebst der Reichsfreiherrenwürde vom Kaiser zur Belohnung. Er kämpfte hierauf hauptsächlich in Süddeutschland, belagerte 1636 sechs Monate lang vergeblich Hanau, dessen Bürgerschaft noch heute im Lamboywald das Lamboyfest feiert, wandte sich dann nach den Niederlanden, erfocht 6. Juli 1641 den glänzenden Sieg von Marfée (bei Sedan) über die Franzosen, wofür er zum Feldzeugmeister ernannt wurde, ward aber 17. Jan. 1642 von Guébriant bei St.-Tonis geschlagen und geriet in französische Gefangenschaft, aus der er sich erst 1643 durch ein Lösegeld von 25,000 Kronen befreite. Seit 1647 Befehlshaber der kaiserlichen Truppen im westfälischen Kreis, kämpfte er gegen die Hessen und Schweden mit wechselndem Glück bis zum Schluß des Kriegs und ward zum Feldmarschall befördert, 1649 auch in den Reichsgrafenstand erhoben. Den Rest seines Lebens verbrachte er auf seinen Gütern in Böhmen, zwang durch Jesuiten und Dragoner seine protestantischen Unterthanen zum Katholizismus und starb 12. Dez. 1659 auf seinem Schloß Dimokur. Sein Geschlecht erlosch schon 1683.

Lambrecht, Gemeinde im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Neustadt, an der Linie Neunkirchen-Worms der Pfälzischen Ludwigsbahn, hat eine schöne protest. Kirche, eine Weber- und Färberschule, Filz- und Tuchfabrikation, Färberei und (1885) 3150 meist evang. Einwohner. L. muß nach altem Herkommen alljährlich am Pfingstdienstag für ein Weiderecht einen "gutgehörnten und gutgebeutelten" Geißbock nach Deidesheim liefern.

Lambrequin (franz., spr. langbr'käng), s. v. w. Helmdecke (s. Helm, S. 364); auch Stickerei an Fensterbrettern, im allgemeinen jeder zackenförmig ausgeschnittene Zimmerschmuck, Bogenbehänge an Thüren und Fenstern; im 17. Jahrh. der unter dem Küraß herabhängende schurzartige Zeugstreifen.