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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lancastergewehr - Land

Schulhäuser ein und gründete 1805 eine Normalschule für die Ausbildung von Lehrern. Er machte nun Reisen im ganzen Lande, hielt Vorlesungen über die Grundsätze des neuen Unterrichts, und auf seine Veranlassung entstanden Hunderte von Lancasterschulen in allen Teilen von Großbritannien. Später überließ er seine Schulanstalten in London der British and Foreign School-Society und gründete 1813 zu Tooting selbständig eine Schule, in der er nach seiner Methode auch in den höhern Wissenschaften Unterricht geben wollte. 1814 wurde er bankrott und wanderte endlich nach Südamerika aus, wo er 1820 in der Republik Columbia an dem Präsidenten Bolivar einen eifrigen Förderer seiner Bestrebungen fand. Als Bolivar 1829 abdankte, begab sich L. nun nach den Vereinigten Staaten von Amerika, dann nach Canada und starb 24. Okt. 1838 in Neuyork. Seine Methode beschrieb er in «Improvements in education» (Lond. 1805) und «The British system of education» (ebd. 1810).

Lancastergewehr (spr. längkĕst’r-), Centralfeuergewehr, ein Hinterladungsjagdgewehr mit gasdichter Einheitspatrone und centraler Stiftzündung. Die Läufe werden, ähnlich wie beim Lefaucheuxgewehr, zur Aufnahme oder zur Entfernung der Patrone vom Hinterteil des Gewehrs zurückgeklappt. Beim Abziehen schlagen die Hähne je auf einen beweglichen Stift (Zündstift), und dieser trifft das Zündhütchen. Die Zündstifte kehren vermöge der Reaktionsfedern beim Zurückführen der Hähne nach dem Schuß in ihre ursprüngliche Lage zurück. Die Patronen haben eine Hülse von Pappe, deren Boden aus Metall besteht und mit vorstehendem Rand versehen ist. In der Mitte des Bodens befindet sich, wie bei den Patronen der Militärgewehre, das in einer Zündglocke auf einem Amboß sitzende Zündhütchen. Die Patronenhülse wird nach dem Schuß durch eine besondere Vorrichtung herausgezogen. Als Erfinder des Centralfeuergewehrs ist ein Gewehrfabrikant Bernimolin in Lüttich anzusehen, der 1850, also früher als Lancaster, derartige Gewehre herstellte, die sich aber in Ermangelung einer geeigneten Patrone nicht einbürgerten.

Lancasterkanone (spr. längkĕst’r-), eine nach ihrem Erfinder Lancaster benannte Kanone, deren Seele, von elliptischem Querschnitt, schraubenförmig gewunden war; ihre entsprechend geformten länglichen Geschosse bekamen dadurch eine ähnliche Drehung, wie sie durch gezogene Geschütze hervorgebracht wird (s. Muldenzüge). Sie wurde von den Engländern 1854 vor Bomarsund und 1855 in der Krim gebraucht, bewährte sich indessen nicht und wurde vergessen. Ähnliche Einrichtung hatten die eine Zeit lang beim engl. Ingenieurkorps eingeführten Lancastergewehre. Über das als Jagdgewehr gebrauchte Lancastergewehr s. d.

Lancastersund (spr. längkĕst’r-), Straße im Nördlichen Polarmeere, zwischen 74 und 75° nördl. Br. und 75 und 85° westl. L., führt zwischen Cockburnland im S. und Nord-Devon im N. aus der Baffin- in die Barrowstraße und nach SW. in die Prinz-Regentstraße; sie wurde 1616 von Baffin befahren und benannt.

Lancĕa (lat.), bei den alten Römern ein zum Werfen bestimmter und mit einem Wurfriemen versehener Speer; daraus altfrz. lance, von diesem das deutsche Lanze.

Lancĕlot (auch Lanzelet) vom See, einer der Helden des Königs Artus und der Tafelrunde. Nach den nordfranz. Bearbeitungen seiner Sage hat ihn die Fee Viviana, die Frau vom See (daher L.s Zuname), nach seines Vaters frühem Tod erzogen, dann an des Artus Hof gebracht. Sie unterstützt ihn auch bei den Abenteuern, in die ihn seine Liebe zu Ginevra, des Artus Gemahlin, und die Feindseligkeit der von ihm verschmähten Schwester desselben, Morgane, verwickeln, und als ihn Mordred, an dem er des Artus Ermordung rächen wollte, zum Tode verwundet hat, nimmt sie das Leben von seinen Lippen. – Vgl. G. Paris, in der «Romania» (Bd. 10, 12 u. 16, Par. 1881,1883 u. 1887).

Lanciano (spr. lantschahno), Stadt und Hauptort des Kreises L. (112730 E.) in der ital. Provinz Chieti, 7 km vom Adriatischen Meer, auf drei Hügeln, Sitz eines Erzbischofs, hat (1881) 8834, als Gemeinde 17199 E., ein Seminar, Gymnasium, technische Schule, Kathedrale; Wein-und Olivenbau, Seidenzucht, Hanf- und Leinweberei. L. ist das antike Anxanum der Frentaner.

Lancier (frz., spr. langßĭeh), Lanzenreiter, s. Ulanen; auch Bezeichnung eines Tanzes, der Quadrille à la Cour.

Lancieren (frz., spr. langß-), schleudern, werfen, in die Öffentlichkeit bringen; in der Jägersprache: einem Wild so lange mit dem Hunde nachfährten, bis man es auftreibt.

Lancierrohre, s. Torpedo.

Lancierte Stoffe, s. Broschieren.

Lancol, Don Pedro Luis, s. Borgia (Bd. 3, S. 308 b).

Łańcut (spr. lanzut). 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 1259,36 qkm und (1890) 129531 (64129 männl., 65402 weibl.) meist poln. E., 108 Gemeinden mit 270 Ortschaften und 73 Gutsbezirken und umfaßt die Gerichtsbezirke L., Leźajsk und Przeworsk. – 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (408,52 qkm, 45394 E.), an der Linie Krakau-Lemberg der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 4184, als Gemeinde 4486 meist poln. E., in Garnison 4 Eskadrons des 3. Ulanenregiments «Erzherzog Karl», Post, Telegraph, Schloß des Grafen Potocki, Fachwerkstätte für Weberei; Liqueur-, Parfümerie-, Zucker-, Tuch- und Lederfabriken, Leinwandbleicherei, Handel mit Flachs und Fleisch.

Land, alle diejenigen Teile der Erdoberfläche, die sich über den Spiegel des Meers erheben und durch das Meer in verschiedene Landmassen zerteilt werden, in Festländer oder Kontinente (s. d.), auch Erd- oder Landfesten genannt, die wiederum in Erdteile zerfallen, und in unzählige kleinere getrennte und zerstreute Landmassen, die Inseln oder Eilande. Der an das Meer stoßende Teil des L. heißt Gestade oder Küste (s. d.). Im Gegensatz zum Küstenlande, das an das Meer angrenzt und unter dessen unmittelbaren Einflüssen steht, nennt man Binnenland ein überall weiter vom Meer entfernt liegendes L. Über horizontale und vertikale Gliederung s. Gliederung, über die Verteilung des Starren und Flüssigen auf der Erdoberfläche s. Erde (Bd. 6, S. 252 b). – In socialer Hinsicht ist L. der Gegensatz zur Stadt (s. d.).

Land, Jan Pieter Nicolaas, niederländ. Orientalist und Philosoph, geb. 23. April 1834 zu Delft, studierte in Leiden Philologie und Philosophie und später auch Theologie. Seine Erstlingsschrift war «Einleitende Studien zu Ioannes, Bischof von Ephesos» (Leid. 1856). Infolge seiner Studien in London erschienen die «Anecdota Syriaca» (4 Bde.,