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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lauraguais; Laurahütte; Laureat; Lauremberg; Laurens; Laurent

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Lauraguais - Laurent.

zweizähligen Quirlen. Die Frucht ist eine einsamige Beere oder Steinbeere, die auf dem verdickten Blütenstiel sitzt oder von dem erweiterten Grunde des Perigons becherartig eingefaßt oder von dem stehen bleibenden Perigon bedeckt wird. Die Samen haben eine pergamentartige Schale, kein Endosperm und einen geraden Keimling mit großen, plankonvexen, an der Basis schildförmig gestielten Kotyledonen und sehr kurzem Würzelchen. Vgl. Meißner, Lauraceae (in De Candolles "Prodromus", Bd. 15). Die Familie enthält 900 Arten, welche den warmen Zonen und den Gebirgen der Tropen angehören, wo sie an der Bildung der immergrünen Wälder wesentlich beteiligt sind. In Europa ist die Familie nur durch den Lorbeer vertreten. Fossile L. aus den Gattungen Laurus Tournef. und Daphnogene Ung. finden sich in Tertiärschichten. Die L. zeichnen sich durch einen großen Gehalt an ätherischem Öl aus, welches in allen Teilen, in der Rinde (Cinnamomum Burm.), im Holz (Sassafras Nees), auch in Drüsen der Blätter, Knospen und Blüten (Camphora Nees), vorkommt. Die Früchte sind bei manchen ebenfalls aromatisch, wie die einer Art Cinnamomum, welche die Zimtblüten liefern; bei andern enthalten sie ein fettes Öl (Lorbeeren) und sind zum Teil genießbar (Persea). Die L. waren in der vorweltlichen Pflanzenwelt seit der Kreidezeit (Sassafras Nees, Daphnophyllum Heer) vertreten. Zahlreiche Arten der Gattungen Laurus L., Persea Gärtn., Cinnamomum Burm. u. a. wurden in Tertiärschichten gefunden.

Lauraguais (Lauragais, spr. loraghä), alte franz. Grafschaft im Languedoc (Departement Aude), hatte erst Laurac (daher der Name), dann Castelnaudary zur Hauptstadt und gehörte zuletzt (im 18. Jahrh.) dem Haus Villars-Brancas.

Laurahütte, Gutsbezirk im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Kattowitz, im oberschlesischen Steinkohlengebiet, an der Linie Tarnowitz-Schoppinitz der Preußischen Staatsbahn, hat ein großes Eisenwerk mit 6 Hochöfen, einem Walzwerk etc., eine Verzinkereianstalt, eine Zementfabrik, große Ziegelei, Steinkohlengruben und (1885) 9647 meist kath. Einwohner.

Laureat (lat.), s. v. w. Gekrönter Dichter (s. d.).

Lauremberg, Johann Wilhelm, einer der ersten Begründer einer nationalen didaktischen Satire, geb. 26. Febr. 1590 zu Rostock, begann 1608 seine Studien daselbst, war dann sechs Jahre auf Reisen in den Niederlanden, in England, Frankreich und Italien, wendete sich in Paris der Medizin zu, wurde 1618 Professor der Mathematik und der Dichtkunst in seiner Vaterstadt und 1623 an der Ritterakademie zu Sorö, wo er 28. Febr. 1658 starb. Seine in niederdeutscher Mundart geschriebenen "Veer olde beröhmede Schertzgedichte" (wahrscheinlich Hamb. 1654; neue Ausg. von Lappenberg, Stuttg. 1861; von Braune, Halle 1880) geißeln die Modethorheiten der Zeit in Kleidung, Sitte, Sprache etc. und empfehlen sich durch Verstand und gesunden, obschon derben Witz, kräftige und treffende Darstellung und nationale Färbung. Auch hat man von ihm einige lateinische Gedichte und ziemlich wertlose dramatische Gelegenheitsstücke in hochdeutscher Sprache.

Laurens (spr. loráng), 1) Joseph Augustin Jules, Maler und Lithograph, Bruder des Schriftstellers, Musikers und Kunstdilettanten Joseph Bonaventure L. (geb. 24. Juli 1801 zu Carpentras), geb. 1825 zu Carpentras, erhielt von seinem Bruder und dann von P. Delaroche Unterricht und trat zuerst mit einigen Zeichnungen im Salon von 1840 auf. Von 1846 bis 1849 bereiste er in Gemeinschaft mit Hommaire de Hell die Türkei und Persien. Frucht dieser Expedition war die unter Hells Namen veröffentlichte "Voyage en Turquie et en Perse" (Par. 1854 bis 1860, 4 Bde. mit Atlas), worin die Illustrationen von L. herrühren. Er hat sich hauptsächlich auf Aquarelle und besonders auf Lithographien gelegt, deren er eine große Menge teils nach eignen Zeichnungen, teils nach denen französischer Maler geliefert hat; dieselben zeigen eine leichte, einfache Manier, Korrektheit und Breite der Zeichnung. Zu erwähnen sind 20 Blatt Ansichten aus den Vogesen nach Zeichnungen von Bellel ("Les Vosges", mit Text von Th. Gautier, 1860) und die Frauenköpfe in Soularys "Album des dames" (1864).

2) Jean Paul, franz. Maler, geb. 29. März 1838 zu Fourquevaux (Departement Obergaronne), besuchte zunächst die Kunstschule in Toulouse und wurde dann in Paris Schüler von Cogniet und von Bida. Er widmete sich der Historienmalerei und schuf seit 1864 eine große Anzahl von kühn komponierten und energisch charakterisierten Gemälden, welche meist tragische, bisweilen grauenerregende Szenen aus der Geschichte behandeln und in einem ernsten, oft zu dunkeln und schweren Ton gehalten sind. In der Absicht, die stärksten Wirkungen hervorzubringen, gerät er zuweilen in Übertreibungen des Ausdrucks und der Bewegungen. Zu seinen ältern Werken gehören: der Tod des Cato, der Tod des Tiberius, Hamlet, Christus und der Todesengel, eine Stimme in der Wüste. Mehr Sensation erregten unter den spätern namentlich: die Hinrichtung des Herzogs von Enghien (Museum in Alençon), die Päpste Formosus und Stephan VII., der Teich Bethesda (1873, Museum in Toulouse), der heil. Bruno, der die Geschenke Rogers von Kalabrien zurückweist (1874, in der Kirche Notre Dame des Champs), der Tod der heil. Genoveva, das Interdikt (Museum in Havre), Franz von Borgia am Sarg der Isabella von Portugal (1876), die Exkommunikation Roberts des Frommen (1875, Museum des Luxembourg), der österreichische Generalstab am Totenbett des Generals Marceau (1877), ein Hauptbild, welches ihm die Ehrenmedaille des Salons einbrachte, die Befreiung der Eingemauerten von Carcassonne (1879), das Verhör (1881), die letzten Augenblicke Kaiser Maximilians (1882), die Rache Urbans VI. (1886) und der Agitator des Languedoc (1887). Für das Panthéon hat er zwei durch kräftige Farbe ausgezeichnete Szenen aus dem Leben der heil. Genoveva (die Heilige auf dem Totenbett und ihre Bestattung) ausgeführt. Er hat auch Porträte gemalt und Illustrationen zu den Werken A. Thierrys gezeichnet.

Laurent (spr. lorang), François, belg. Rechtsgelehrter und Historiker, geb. 8. Juli 1810 zu Luxemburg, studierte in Löwen und Lüttich die Rechte, war 1832-34 Advokat in seiner Vaterstadt und erhielt 1835 die Professur des Zivilrechts an der Universität Gent, wo er 11. Febr. 1887 starb. Seine durch Gründlichkeit der Forschung, Weite des Blicks und geistvolle Ideen ausgezeichneten Hauptwerke sind: "Études sur l'histoire de l'humanité. Histoire du droit des gens" (Brüssel 1860-70, 18 Bde.); "Principes de droit civil français" (das. 1869-79, 33 Bde., preisgekrönt); "Cours élémentaire de droit civil français" (1878, 4 Bde.); "Le droit civil international" (1880-82, 8 Bde.). Außerdem schrieb er mehrere Gelegenheitsschriften zur Verteidigung der liberalen Grundsätze gegen die Klerikalen: "De la passion des catholiques pour