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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lauwers; Lauzanne; Lauzun; Lava; Lavābo; Lavaglas; Lavagna

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Lauwers - Lavagna.

einer um o drehbaren Fallscheibe S festhält. Je ein solcher Elektromagnet mit Fallscheibe ist in jede Signalleitung eingeschaltet, während die Klingel sich in der gemeinsamen Rückleitung befindet. Fig. 12 zeigt einen Tableau-Anzeiger für fünf Leitungen T in Verbindung mit der Klingel G, der Batterie B und den Druckknöpfen D1-5. Ein bei K1 eintretender Strom durchläuft den Elektromagnet und bewirkt die Anziehung des Ankers; dieser läßt die Nasen los, worauf die Scheibe S infolge ihres eignen Gewichts nach vorn fällt und dabei aus einer Öffnung des Tableaukästchens hervortritt; gleichzeitig ertönt die Klingel und erweckt die Aufmerksamkeit der angerufenen Person, welche nun durch Zurückdrücken der Fallscheibe die Vorrichtung wieder in empfangsfähigen Zustand zu versetzen hat. Vgl. Kohlfürst und Zetzsche, Die elektrischen Telegraphen für besondere Zwecke (Berl. 1881); Canter, Haus- und Hoteltelegraphie (Wien 1883); Erfurth, Haustelegraphie, Telephonie etc. (Berl. 1885); Scharnweber, Die elektrische Haustelegraphie (2. Aufl., das. 1887).

Lauwers (Lauwer-Zee), Meerbusen der Nordsee zwischen den niederländischen Provinzen Groningen und Friesland, empfängt die Flüßchen Hünze (Reitdiep), Lauwers und Ee. Seit 1875 ist man beschäftigt, die Hünze (Reitdiep) abzuschließen und den südöstlichen Teil des Busens außerhalb des Fahrwassers in Land zu verwandeln (einzupoldern).

Lauzanne (spr. losann, L. de Vaux-Roussel), Augustin Théodore de, einer der Altmeister des französischen Vaudevilles, geb. 4. Nov. 1805 zu Verneille (Seine-et-Marne) aus einer alten Familie der Bretagne, debütierte mit "Harnali, ou la contrainte par cor", einem dramatischen Scherz, worin er Victor Hugos "Hernani" parodierte, und schrieb sodann, meist in Gemeinschaft mit Félix Aug. Duvert (1795-1876), seinem Schwiegervater, mehr als 100 Vaudevilles, welche ein ganzes Menschenalter hindurch das Repertoire des Palais Royal und der Variétés beherrschten und für den Geist ihrer Zeit außerordentlich charakteristisch sind. Als die beliebtesten sind anzuführen: "M. Chapotard" (1831), "M. et Mad. Galochard" (1836), "Riche d'amour" (1846), "Renaudin de Caen", "Le supplice de Tantale" (1850), "Ce que femme veut" (1864) etc. Eine Auswahl gab F. Sarcey heraus ("Théâtre choisi de F. A. Duvert", 1876-78, 6 Bde.). L. starb 15. Okt. 1877 in Paris.

Lauzun (spr. losöng), 1) Antoine Nompar de Caumont, Herzog von, Günstling Ludwigs XIV., geb. 1633 in der Gascogne, kam als armer Edelmann an den Hof, wo er die Gunst des jungen Königs erlangte und sein Genosse und Gehilfe bei seinen Liebesabenteuern war. Er wurde dafür durch die Ernennung zum Gouverneur von Berry, Maréchal de Camp und Generalobersten der Dragoner belohnt. Die Würde eines Großmeisters der Artillerie, die ihm der König versprochen, erhielt er nicht, weil er sich vorzeitig dieser Gunst rühmte, und als er aus Zorn über die Enttäuschung vor dem König seinen Degen zerbrach, ward er in die Bastille gesteckt, doch bald begnadigt. Übermütig gemacht durch sein Glück, strebte er nach der Hand der stolzen Enkelin Heinrichs IV., Mademoiselle de Montpensier, und als der König sie ihm versagte, vermählte er sich 1670 heimlich mit ihr. 1672 wurde er zum Marschall von Frankreich ernannt und begleitete den König nach den Niederlanden. Da er aber in seinem Hochmut, die Marquise von Montespan beleidigte, fiel er in Ungnade und wurde fünf Jahre lang auf der Festung Pignerol gefangen gehalten. 1688 geleitete er die Königin von England nebst dem Prinzen von Wales nach Paris. Er lebte nun wieder am Hof, wurde auch 1692 Herzog, erlangte aber den frühern Einfluß auf den König nicht wieder. Er starb 1723.

2) Armand Louis de Gontaut, Herzog von Biron, Herzog von, s. Biron 3).

Lava, das Gesteinsmaterial, welches die heute noch thätigen Vulkane in feurig-flüssigem, erst nach der Abkühlung erhärtetem Zustand (Lavaströme) oder in fester Form als Bomben und Lapilli (s. Vulkane) liefern, während der gleichzeitig ausgeworfene Sand und die Asche gewöhnlich nicht als L. bezeichnet werden. Wegen der Identität des Materials und der Lagerungsform wird der Begriff der L. auch auf die Eruptionsprodukte prähistorischer Vulkane, ja selbst auf das während der Diluvial-, der Tertiärperiode und zeitlich noch früher geflossene Gestein ausgedehnt, sobald sich für das Vorkommen nach der Meinung des Beobachters noch Analogien mit der heutigen vulkanischen Thätigkeit und dem durch sie gelieferten Material auffinden lassen. Die ursprünglich als Strom geflossene L. ist äußerlich meistens schlackig, im Innern bald ein kristallinisches Aggregat einzelner Mineralindividuen von sehr verschiedener Größe, bald glasartiges Gestein (s. Glaslaven). Nach dem Gesagten ist L. ein rein geologischer, kein mineralogisch-petrographischer Begriff. In letzterer Hinsicht gehören vielmehr die Laven zu den verschiedensten Gesteinen: zu den Basalten, Andesiten, Phonolithen und Trachyten, sowie zu den glasartigen Modifikationen der genannten Gesteine (Hyalomelan, Tachylyt, Obsidian). Die Laven liefern oft ein gutes Baumaterial, manche treffliche Mühlsteine (Albanergebirge, Niedermendig a. Rh., beide, wie die Funde in den römischen Castra beweisen, schon von den Römern zur Herstellung von Handmühlsteinen benutzt); zerkleinert wirken andre, wie die vulkanischen Tuffe (Santorinerde, Traß), als hydraulischer Mörtel. Der Obsidian wird zu Knöpfen, Broschen etc. verarbeitet (wobei freilich bemerkt werden muß, daß manche sogen. L. ein künstlicher Glasfluß ist; der Obsidian von Mexiko wird in der Form prähistorischer Steinwerkzeuge gefunden; plattenförmig abgeänderte Laven dienen als Unterlagen beim Backen (Backofenstein im Westerwald); die L. von Volvic (Auvergne) wird in Platten zerschnitten und, mit Email überzogen, als architektonischer Schmuck verarbeitet. S. Tafel "Mineralien und Gesteine", Fig. 24.

Lavābo (lat., "ich werde waschen"), Waschbecken in Kirchen, Klöstern, Kreuzgängen, auch der zu Waschungen bestimmte Raum.

Lavaglas, s. v. w. Obsidian oder Hyalitglas.

Lavagna (spr. -wannja), Flecken in der ital. Provinz Genua, Kreis Chiavari, an der Meeresküste und an der Eisenbahn von Genua nach Spezia gelegen, hat 2 schöne Kirchen, mehrere bemerkenswerte Paläste und (1881) 3751 Einw., welche Schiffbau und Schiffahrt betreiben. In den Hafen von L. sind 1884: 236 Schiffe mit 5434 Ton. eingelaufen. In den Bergen der Umgebung finden sich berühmte Schieferbrüche, deren Produkte in L. bearbeitet und in den Handel gesetzt werden. - L. ist Stammsitz der Grafen Fieschi, welche nach langem Kampf 1198 die Herrschaft Genuas anerkennen mußten, und insbesondere Geburtsort des Papstes Innocenz IV. und Philipps von L., welcher die Buchdruckerkunst in Mailand 1469 einführte. Auch Papst Hadrian V. sowie Giov. Luigi, der tragische Verschwörer gegen die Doria, stammen aus diesem Geschlecht.