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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lecksucht - Lecomte du Nouy

Lecksucht, beim Rind eine Appetitstörung, die in der Neigung besteht, unverdauliche und ekelhafte Gegenstände zu verzehren, und zu Verdauungsstörungen mit Abmagerung führt. Die L. kommt einzeln, häufig aber auch in größeren Beständen in gewissen Gegenden (Semper- oder Darrhöfe) zugleich vor. Hauptursache ist schlechte Nahrung und schlechte Bodenbeschaffenheit (mangelnde Zufuhr von Nährsalzen). Behandlung: Futterwechsel, daneben das von Feser empfohlene Apomorphin.

Lecky, William Edward Hartpole, engl. Geschichtschreiber, geb. 26. März 1838 bei Dublin, wo er im Trinity College studierte. Anonym hatte er die histor.-polit. Schrift "The leaders of public opinion in Ireland" (Lond. 1861; 2. Aufl. 1872) veröffentlicht. Seinen Ruf begründete die "History of the rise and influence of the spirit of rationalism in Europe" (2 Bde., 1865; 5. Aufl. 1872; deutsch von H. Jolowicz, 2. Aufl., Lpz. 1873). Später folgten "History of European morals from Augustus to Charlemagne" (2 Bde., 1869; 3. Aufl. 1877; deutsch, 2. Aufl., Lpz. 1879), "A history of England in the 18th century" (8 Bde., Lond. 1878-90; deutsch von F. Löwe. Lpz. 1879 fg.), "Poems" (Lond. 1891), "A history of Ireland in the 18th century" (5 Bde., ebd. 1892), "Democracy and liberty" (2 Bde., ebd. 1896). Im Dez. 1895 wurde er als Vertreter der Universität Dublin ins Unterhaus gewählt.

Leclanchésches Element (spr. -klangscheh-), s. Galvanisches Element (Bd. 7, S. 508 b).

Leclerc d'Ostin (spr.-klähr dŏstäng), Charles Victor Emmanuel, franz. General, geb. 17. März 1772 zu Pontoise, trat achtzehnjährig in die Armee und wurde 1792 von einem Freiwilligenbataillon zum Lieutenant erwählt. Nachdem er sich bei der Belagerung von Toulon ausgezeichnet hatte, wurde er 1793 Bataillonscommandeur. Er wohnte 1794 der Schlacht von Fleurus bei und begleitete 1796 Napoleon nach Italien; 1797 wurde er Brigadegeneral, 1798 war er während der Expedition nach Rom Stabschef bei Berthier, dann in gleicher Eigenschaft bei Kilmaine, endlich Gouverneur von Lyon. Am 18. Brumaire (9. Nov. 1799) leistete er Napoleon durch Sprengung des Rats der Fünfhundert wichtige Dienste, wurde hierfür zum Divisionsgeneral befördert und vermählte sich 1801 mit dessen Schwester Marie Pauline (s. Borghese). Im J. 1800 kommandierte er unter Moreau am Rhein die 2. Division und half 3. Dez. den Sieg von Hohenlinden erringen. 1802 unterwarf er in drei Monaten die Insel Haïti (s. d.). Nachdem er den Führer des Aufstandes, den Negergeneral Toussaint l'Ouverture gefangen genommen und nach Frankreich geschickt hatte, brach der Aufstand wieder aus. Bevor er ihn niederschlagen konnte, starb L. 2. Dez. 1802 am Gelben Fieber.

Leclerc du Tremblay (spr. -klähr dü trangbläh), François, s. Joseph (Kapuziner).

Leclercq (spr. -klähr), Michel Theodore, franz. Dramatiker, geb. 1. April 1777 zu Paris, verfaßte mehrere Novellen und einen Roman "Le château de Duncan", am meisten Erfolg hatte er aber auf dem Gebiete der "Proverbes", kleiner Salonstücke, in denen er die Sitten seiner Zeit fein und pikant darstellte. Die bekanntesten sind: "Le château de cartes", "L'humoriste", L'intrigant malencontreux", "Le jury", "La manie des proverbes", "Le mariage manqué", "Le retour du baron". Sie erschienen gesammelt als "Proverbes dramatiques" (4 Bde., Par. 1823-26; 6 Bde., 1828) und "Nouveaux proverbes dramatiques" (2 Bde., ebd. 1830 u. 1833). L. starb 15. Febr. 1851 zu Paris. - Vgl. Mérimée, Th. L. (in der "Revue des Deux Mondes" vom 1. März 1851).

Lécluse (spr. -klühs') oder L'Ecluse, Fort de, Grenzfestung im Arrondissement Ger des franz. Depart. Ain, 22 km südwestlich von Genf, 100 m über der Rhone, am Abhang des Mont-Credoz (1624 m), beherrscht die Bahnlinie Genf-Loon wie die Straßen nach Ger und St. Julien. Von den Herzögen von Savoyen angelegt, wurde das Fort 1536 von den Bernern erobert, 1564 zurückgegeben. 1590 nahmen es die Genfer, 1601 fiel es an Frankreich und wurde von Vauban ausgebaut. 1814 von den Österreichern zerstört, wurde es 1824 wieder aufgebaut. - L. ist auch franz. Name der niederländ. Stadt Sluis (s. d.).

Lecluse (spr. -klühs'), richtiger L'Ecluse, Charles de, gewöhnlich Clusius genannt, Arzt und Botaniker, geb. 18. Febr. 1525 zu Arras, studierte in Gent und Löwen die Rechte und ging dann nach Deutschland, wo er sich längere Zeit in Wittenberg aufhielt und mit Melanchthon verkehrte. Später wendete er sich in Montpellier dem Studium der Medizin zu, kehrte 1555 in seine Heimat zurück und lebte hierauf abwechselnd in Paris, Löwen und Augsburg, bis er 1564 eine Reise nach Spanien antrat. 1571 war er in England; dann folgte er einer Einladung Maximilians II. nach Wien, wo er kaiserl. Gartendirektor wurde. Er bereiste von Wien aus zweimal England, nahm 1587 seine Entlassung und lebte zu Frankfurt a. M.; 1593 wurde er Professor der Botanik in Leiden, wo er 4. April 1609 starb. Er schrieb besonders: "Rariorum plantarum historia" (Antw. 1601) und "Exoticorum libri X" (Leiden 1605).

Lecocq (spr. -kóck), Alexandre Charles, franz. Operettenkomponist, geb. 3. Juni 1832 zu Paris, war Schüler des Konservatoriums daselbst und ließ sich 1854 in seiner Vaterstadt als Musiklehrer nieder. Als Komponist trat er zuerst 1857 mit der Operette "Le docteur Miracle" auf; sein Erfolg datiert von 1868 ("Fleur de thé"). Seitdem gilt er als der interessanteste Vertreter des Fachs neben Offenbach, von dem er sich durch einen größern Fonds an Gemüt und Kunst unterscheidet. Nach Deutschland drangen von den vielen Operetten L.s (gegen 40) nur "La fille de madame Angot" (1872), "Giroflé-Girotla" (1874) und "Le petit Duc" (1878).

Le Comminges, franz. Grafschaft, s. Comminges.

Lecomptonverfassung (spr. -kommt'n-), s. Kansas.

Lecomte, Jean Baptiste, franz. Lithograph, s. Aubry-Lecomte.

Lecomte du Nouy (spr. -kóngt dü nŭih), Jules Jean Antoine, franz. Maler, geb. 10. Juni 1842 zu Paris, bildete sich daselbst unter Gleyre, Gérôme und Signol und stellte bereits 1863 das Gemälde Francesca da Rimini und Paolo Malatesta in der Hölle aus, dem in den nächsten Jahren folgten: Die griech. Schildwache (1865), Tod der Jokaste (1866; Museum in Arras), Anrufung des Neptun (1866; Museum in Lille), Hiob und seine Freunde (1867), Der rasende Ajax (1868), Der Zauberer (1870; Museum zu Reims). Alle seine Gemälde, zwar gekennzeichnet durch matte Farbengebung und akademischen Stil, ragen dennoch hervor durch korrekte Zeichnung und seine Charakteristik der Gestalten. Von den Gemälden der Folgezeit sind fer-^[folgende Seite]