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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Le Ducq; Ledum; Lee

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Le Ducq - Lee.

aber nutzlosen Widerstand. Im Dezember 1848 erhielt er 376,834 Stimmen zur Präsidentschaft der Republik. Durch die Wahl im Mai 1849 trat er in die Gesetzgebende Versammlung, entfloh aber nach dem Mißlingen des Aufstandes vom 13. Juni, bei dem er die Anführerrolle übernommen, nach London. Am 15. Nov. sprach der Staatsgerichtshof zu Versailles in contumaciam lebenslängliche Deportation über ihn aus. In London gründete L. mit Mazzini, Ruge und andern namhaften Revolutionsmännern einen Revolutionsausschuß, welcher die Bestrebungen der europäischen Demokratie zentralisieren sollte. Seine damals veröffentlichte Schrift "De la décadence de l'Angleterre" (Par. 1850, 2 Bde.; deutsch von Vogel, Leipz. 1850) ist ein leidenschaftliches Pamphlet gegen die politischen Zustände Englands und den Charakter seiner Bewohner. Im März 1870 durfte er nach Frankreich zurückkehren, war während der Belagerung von Paris in der Hauptstadt, und bei der Meuterei vom 31. Okt. 1870 stand auch sein Name auf der Liste des projektierten Wohlfahrtsausschusses. Im Februar 1871 in drei Departements in die Nationalversammlung gewählt, legte er nach Annahme des Friedens sein Mandat nieder, kehrte 1874 als Deputierter von Vaucluse in dieselbe zurück und starb 31. Dez. 1874 in Fontenay aux Roses bei Paris, wo ihm 1885 ein Denkmal errichtet wurde. Frankreich verdankt ihm die allerdings zweifelhafte Wohlthat der Einführung des allgemeinen Stimmrechts. Seine "Discours politiques et écrits divers" erschienen 1879 in 2 Bänden.

Le Ducq, Maler, s. Ducq.

Ledum L. (Porst), Gattung aus der Familie der Erikaceen, kleine, immergrüne Sträucher mit zerstreut stehenden, kurzgestielten, linealischen oder länglichen, am Rand zurückgerollten, unterseits rostig-filzigen, lederartigen Blättern, lang gestielten, endständigen, weißen Blütendolden und rundlicher, fünfklappiger Kapsel. Vier oder fünf Arten in den gemäßigten oder kalten Klimaten der nördlichen Erdhälfte. Von L. latifolium Lam., in Nordamerika, werden die Blätter (Jamesthee, Labradorthee) bei Brustkrankheiten empfohlen. Von L. palustre L. (Sumpf-, Kienporst, wilder Rosmarin, Wanzen-, Läuse- oder Mottenkraut), einem 50-125 cm hohen Strauch in Europa, Nordasien, Nordamerika, auf Torfmooren und moorigem Sandboden, mit lineallanzettlichen Blättern und hängenden Kapseln, waren die Blätter offizinell. Sie riechen stark balsamisch, etwas terpentinartig, schmecken bitterlich-gewürzhaft, etwas kampferartig und wirken scharf narkotisch und schweißtreibend. Gegenwärtig benutzt man sie nur zum Vertreiben der Motten und zur Verfälschung des Biers, um dieses stärker berauschend zu machen. Wo der Sumpfporst in größerer Menge wächst, trägt er viel zur Erzeugung der Torflager bei.

Lee (Leeseite), die vom Wind abgewendete Seite des Schiffs, im Gegensatz zu der Luvseite, d. h. der vom Wind getroffenen Seite. Kommt der Wind gerade von vorn oder achter (von hinten), so unterscheidet man beim Schiff keine Lee- oder Luvseite, sondern nur Backbord- u. Steuerbordseite. Gegenstände, welche sich unter dem Wind befinden, liegen "in L." oder "leewärts" (eine solche Küste nennt man "Legerwall").

Lee (Lëu, Mehrzahl Leï), in Rumänien der Piaster, der jetzt dem französischen Silberfrank gleich ist und in 100 Bani geteilt wird.

Lee (spr. lih), Fluß in der irischen Grafschaft Cork, kommt aus dem kleinen See Gouganebarra und mündet unterhalb Cork in den Hafen von Cork. Nur Schiffe unter 200 Ton. können bis zu den Kais der Stadt fahren.

Lee (spr. lih), 1) Sophia und Harriet, zwei engl. Schriftstellerinnen, Töchter des Schauspielers John L. am Coventgarden-Theater. Die ältere, Sophia, geb. 1750 zu London, brachte in ihrem 30. Jahr mit Beifall das Lustspiel "The chapter of accidents" zur Aufführung, gründete dann 1780 mit Harriet, geb. 1756, eine Töchterschule in Bath, zog sich 1803 von deren Leitung zurück und starb 13. März 1824 in Clifton bei Bristol. Unter ihren Schriften sind der als Vorläufer der historischen Schule in der Novellistik zu betrachtende Roman "The recess, or a tale of other days" (Lond. 1784) und die mit Harriet herausgegebenen "Canterbury tales" (1797-1805, 5 Bde.; neue Ausg. 1849, 2 Bde.), bald eine Lieblingslektüre des englischen Publikums, hervorzuheben. Aus letzterm Werk hat die Erzählung "Kruitzner, or the German's tale" (einzeln 1823) den Stoff zu Byrons Trauerspiel "Werner" geliefert. Sie stammt aus der Feder Harriets. Letztere schrieb außerdem die Romane: "The errors of innocence" (1786, 5 Bde.) und "Clara Lennox" (1797), versuchte sich auch im Drama und starb 1. Aug. 1851 zu Clifton im Alter von 95 Jahren.

2) Samuel, engl. Orientalist, geb. 14. Mai 1783 zu Longnor in der Grafschaft Salop, machte seine Studien in Cambridge und wurde 1819 daselbst Professor der arabischen Sprache. In der Folge erhielt er ein Kanonikat in Bristol, kehrte aber 1833 als königlicher Professor des Hebräischen an die Universität zu Cambridge zurück. Er starb 16. Dez. 1852 zu Barlay in Hertfordshire. L. schrieb: "Grammar of the Hebrew language" (2. Aufl., Lond. 1831); eine Übersetzung des Buches Hiob, mit Kommentar (1837); ein "Hebrew, Chaldaic and English lexicon" (1840) u. a. Auch übersetzte er die Reisen des Ibn-Batuta aus dem Arabischen (1833) und gab die syrische Übersetzung von der "Theophania" des Eusebios (1843) heraus.

3) Robert Edmund, General der konföderierten Südstaaten von Nordamerika, geb. 19. Jan. 1807 zu Stratford in Virginia aus einer alten angesehenen Familie, erhielt 1825-29 seine militärische Vorbildung in West Point, trat in das Geniekorps und fand zuerst in dem Krieg zwischen Mexiko und der Union 1845-48 als Oberingenieur des Generals Wool Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Zum Obersten befördert, wurde er 1852 zum Direktor der Militärakademie zu West Point ernannt und besuchte während des Krimkriegs mit M'Clellan in militärwissenschaftlichem Interesse Europa. Als der Bürgerkrieg 1861 ausbrach, entschied er sich aus Anhänglichkeit an seine engere Heimat für die Sache des Südens und trat im Mai 1861 als Generalmajor in das Heer der Konföderierten, erhielt bald darauf den Oberbefehl über dasselbe, mußte ihn aber noch in demselben Sommer an Beauregard abtreten. Erst nach dessen Rücktritt und J. ^[Joseph Eccleston] Johnstons Verwundung im Frühjahr 1862 ward er wieder Oberbefehlshaber der Südarmee und fiel, nachdem er Ende August am Rapahannock Pope besiegt hatte, in Maryland ein, wurde jedoch 16. und 17. Sept. bei Antietam geschlagen und zum Rückzug genötigt. Die nächsten Siege erfocht L. bei Fredericksburg 13. Dez. 1862 über Burnside und bei Chancellorsville 2. Mai 1863 über Hooker. Hierauf übernahm er einen abermaligen Zug gegen Norden, ward jedoch 1.-3. Juli 1863 bei Gettysburg in Pennsylvanien wieder geschlagen. Übrigens zog sich L. in so guter