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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lenssen - Lentulus.

Rom nach der Antike und Raffael und ward dann Professor an der Akademie seiner Vaterstadt. 1781 ließ er sich in Brüssel nieder, wo er 30. März 1822 starb. Zu seinen besten Werken gehören die Darstellungen aus der heiligen Geschichte in der Alexianerkirche zu Lier, die Verkündigung in St. Michael zu Gent, die Geschichte der heil. Magdalena in der Magdalenenkirche zu Lille, Ariadne, von Bacchus getröstet, im Museum zu Brüssel. Er war ein Vertreter der akademisch-klassizistischen Richtung.

Lenssen, s. v. w. lenzen (s. d.).

Lentando (lentante, ital.), musikal. Vortragsbezeichnung: zögernd.

Lentement (franz., spr. langt'mang), langsam.

Lentibularieen (Fettkräuter, Utrikularieen), dikotyle, etwa 180 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Labiatifloren, von manchen Botanikern auch den Primulinen zugezählt, im Wasser oder auf sumpfigem Boden wachsende Kräuter, entweder mit lauter rosettenförmig angeordneten, einfachen, ganzen, grundständigen Blättern oder mit zerstreut stehenden, fein zerteilten, Hohlschläuche tragenden Blättern und meist einfachem Schaft mit einer einzelnen endständigen Blüte oder einer Traube oder Ähre. Die Blüten sind vollständig und mit einer zweilippigen Blumenkrone, einer gespornten oder ausgehackten Unterlippe und einer gaumenartigen Einstülpung am Schlund versehen. Nur zwei vordere Staubgefäße gelangen zur Ausbildung. Die beiden zu einem einfächerigen Fruchtknoten mit freier Zentralplacenta verbundenen Karpiden stehen median. Die Kapsel zerreißt entweder unregelmäßig oder zweiklappig; die zahlreichen Samen besitzen kein Endosperm, der Embryo ist gerade. Vgl. Warming, Bidrag til Kundskaben om Lentibulariaceae (Kopenh. 1874). - Viele L., wie die Arten von Pinguicula, Utricularia und Genlisea, sind durch eigentümliche Einrichtungen für den Insektenfang eingerichtet (s. Insektenfressende Pflanzen).

Lenticellen (lat., Rindenporen, Korkwarzen), an der Rinde vieler Bäume und Sträucher oft regelmäßig verteilte, bikonvex gestaltete braune Schwielen, die sich zuletzt durch einen Riß öffnen und eine Füllmasse hervortreten lassen. Sie sind lokale Peridermwucherungen, die als Analoga der Spaltöffnungen die Durchlüftung älterer Pflanzenteile vermitteln.

Lentikular (lat.), linsenförmig.

Lentini, Stadt in der ital. Provinz Siracusa (Sizilien), an der Eisenbahn von Siracusa nach Messina und in der Nähe des schlammigen, an Wasservögeln reichen Sees (Biviere) von L. gelegen, hat (1881) 12,740 Einw., Fabrikation von Töpferwaren und Produktenhandel. L. wurde 1693 durch ein Erdbeben fast ganz zerstört. Unweit davon die Ruinen des alten Leontini (s. d.). 2 km südöstlich von L. in hoher Lage die von Karl V. errichtete, durch das Erdbeben von 1693 gleichfalls schwer geschädigte Stadt Carlentini mit (1881) 6191 Einw.

Lentisque (franz., spr. langtisk), die Blätter der Pistazie, welche als Gerbmaterial dienen.

Lentner, Joseph Friedrich, Schriftsteller, geb. 18. Dez. 1814 zu München, erlernte den Buchhandel, lebte aber bald ausschließlich seinen künstlerischen und litterarischen Neigungen und ließ sich 1843 in Meran nieder, wo er 23. April 1852 starb. Als einen kräftigen, namentlich mit dem Volksleben der Alpen wie wenige vertrauten Poeten und Erzähler erwies er sich in dem Charaktergemälde "Das Tiroler Bauernspiel" (Magdeb. 1841), in dem Roman "Ritter und Bauer" (das. 1844), dem "Novellenbuch" (das. 1848, 3 Bde.), den "Geschichten aus den Bergen" (das. 1851; 4. Aufl. u. d. T.: "Geschichten aus Tirol und Oberbayern", hrsg. von Rosegger, Leipz. 1881) und den humoristischen Gedichten: "Die Chronik von Frauen-Chiemsee" (1842) und "Chronika von Lebenberg" (Meran 1879), die er beide mit eignen Zeichnungen ausgestattet hatte. Aus seinem Nachlaß gab L. Steub die Erzählung "Der Plattebner und seine Kinder" (Stuttg. 1855, mit Biographie) heraus.

Lento (ital.), musikal. Tempobezeichnung: langsam, etwa s. v. w. Largo; l. assai, sehr langsam.

Lentschiza (poln. Leczyca), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Kalisch, an der Bzura, hat ein Lehrerseminar, eine Kathedrale und (1880) 15,546 Einw. Der Kreis hat bedeutende Zucker-, Tuch- und Wollstofffabriken, namentlich in Osorkow (s. d.).

Lentschna (poln. Leczna), Stadt im russisch-poln. Gouvernement Lublin, am Wieprsh, mit (1880) 3178 Einw. und zwei stark besuchten Jahrmärkten.

Lentulus, patrizische Familie des röm. Geschlechts der Cornelier, von der zuerst 390 v. Chr. der Senator Lucius Cornelius L. erwähnt wird. Die namhaftesten Sprößlinge der Familie sind:

1) Publius Cornelius L. Sura, ward 81 v. Chr. unter Sulla Quästor, 75 Prätor, 71 Konsul. 70 wurde er wegen unsittlichen Lebenswandels aus dem Senat ausgestoßen, kam aber wieder in denselben, als er 63 zum zweitenmal die Prätur erhielt. Da er glaubte, nach Cinna und Sulla der dritte von den drei Corneliern zu sein, denen die Sibyllinischen Bücher die Herrschaft der Stadt prophezeit hatten, verband er sich mit Catilina und blieb, als dieser Rom verließ und sich an die Spitze der in Etrurien gesammelten Truppen stellte, mit Gajus Cethegus in der Stadt zurück, um den Konsul Cicero ermorden zu lassen und bei der Annäherung Catilinas die Stadt anzuzünden. Allein die Ermordung Ciceros wurde durch dessen Vorsicht vereitelt und die Verschwörung selbst durch allobrogische Gesandte verraten, denen L. Mitteilung davon hatte machen lassen. L. wurde daher verhaftet und, vom Senat zum Tod verurteilt, 5. Dez. 63 im Gefängnis hingerichtet.

2) Publius Cornelius L. Spinther, war 63 v. Chr. kurulischer Ädil, gab als solcher sowie 60 als Prätor prachtvolle Schauspiele, verwaltete 59 als Proprätor das diesseitige Spanien und bemühte sich 57 als Konsul eifrig für die Rückberufung Ciceros aus der Verbannung. Darauf verwaltete er bis 53 Kilikien und Cypern auf gerechte und milde Weise. Für einen Streifzug gegen die Bewohner des Amanus erhielt er den Titel eines Imperators und 51 auch den Triumph. Im Krieg zwischen Cäsar und Pompejus gehörte er zur Partei des letztern, wurde gleich im Anfang in Corfinium von Cäsar gefangen genommen, aber sofort wieder freigegeben. Gleichwohl begab er sich bald darauf wieder zu Pompejus ins Lager und begleitete ihn nach der Schlacht von Pharsalus auf der Flucht. Hinsichtlich seiner spätern Schicksale ist nur so viel bekannt, daß er das Ende des Bürgerkriegs nicht erlebte.

3) Lucius Cornelius L. Crus, trat 61 v. Chr. als Hauptankläger des Clodius auf, war 58 Prätor und 49 mit Gajus Marcellus Konsul, als welcher er entschieden für den Krieg gegen Cäsar stimmte. Nach der Schlacht von Pharsalus floh er mit Pompejus nach Ägypten, wo er einen Tag nach der Ermordung des Pompejus landete, ins Gefängnis geworfen und bald darauf getötet wurde.

4) Publius, angeblich der Amtsvorgänger des Pilatus, gilt als Verfasser eines apokryphischen Briefs