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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Libation - Liberal.

fenstädte Tripolis, Beirut, Saida bei Syrien (s. Karte "Palästina"). Vgl. Burton und Drake, Unexplored Syria (Lond. 1873); Fraas, Drei Monate am L. (Stuttg. 1876); Derselbe, Geologische Beobachtungen am L. (das. 1878); Diener, Libanon. Grundlinien der physikalischen Geographie und Geologie von Mittelsyrien (Wien 1886).

Libation (lat.), das Trankopfer der alten Römer, bestand im Ausgießen einiger Tropfen von einer Flüssigkeit (besonders Wein), um damit der Gottheit ihren Anteil zu widmen. Die Griechen hatten dieselbe Sitte und pflegten namentlich beim Übergang vom Gastmahl zum Trinkgelage ein Trankopfer (sponde) darzubringen.

Libau, Stadt in dem russ. Gouvernement Kurland, auf einer Nehrung am Ausfluß des Libauschen Sees, Endpunkt der von Wilna kommenden Eisenbahn, hat eine griechisch-katholische, eine römisch-katholische und 2 luther. Kirchen, eine Synagoge und (1880) 27,418 Einw., darunter 65,6 Proz. Evangelische, 23,6 Juden, 6,6 Katholiken und 4 Proz. Griechisch-Katholische. Der Nationalität nach überwiegen die Deutschen, Russen haben sich sehr wenig niedergelassen. Der Handel hatte in den Jahren 1877-83 einen großen Aufschwung erfahren, ist seitdem aber wieder zurückgegangen. Der Wert der Ausfuhr betrug 1886: 25,290,000 Rubel, der der Einfuhr 11,224,000 Rub. Die erstere besteht namentlich in Getreide, insbesondere Hafer, Spiritus, Flachs, Petroleum, Mehl, Lumpen, Holz; die letztere in Steinkohlen, landwirtschaftlichen Maschinen, Kolonialwaren, Eisen, Kupfer, Heringen und Baumaterialien. Der Hafen ist vortrefflich, meist das ganze Jahr hindurch eisfrei und neuerdings vertieft worden. Das Fahrwasser auf der Barre war 1885: 5,2 m (früher nur 3,6-4 m). Die Zahl der eingehenden Schiffe war 1886: 1268 mit 355,754 Ton., darunter 330 mit 32,380 T. im Küstenverkehr. L. steht mit Riga, Königsberg und Lübeck in Dampferverbindung. Die Industrie, früher ganz unbedeutend, hat sich seit einiger Zeit sehr entwickelt. Gegenwärtig (1885) sind 22 Fabriken mit 283 Arbeitern und einem Produktionswert von 3,466,333 Rub. vorhanden, darunter 2 Eisengießereien, 4 Bierbrauereien, eine Drahtfabrik, eine Dampfsägemühle, eine chemische Fabrik, eine Ölschlägerei, eine Dampfmahlmühle etc. L. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es besitzt 2 Leuchttürme, ein Gymnasium, Realschule, eine Navigationsschule, ein Theater, eine Schiffswerfte, 3 Banken und eine Sparkasse. In der Dreifaltigkeitskirche befindet sich seit 1886 die größte Orgel der Welt. L. hat auch als Seebad einigen Ruf. Es bestand schon vor der Landung der ersten Deutschen als Stadt der heidnischen Letten unter dem Namen Leepaja, was wohl s. v. w. Lindenstadt bedeutet. In der Nähe Schwefelquellen.

Libavs rauchender Geist, s. Zinnchlorid.

Libell (lat. libellus, "kleines Buch"), bei den Römern gerichtliche Klageschrift; auch s. v. w. Schmähschrift, daher Libellist, Schmähschriftsteller.

Libella (lat.), Zehntel des römischen Nummus (denarius), keine Silbermünze, wie Varro meinte, sondern ein Rechnungsbegriff, dessen Äquivalent das auf den Trientalfuß reduzierte Kupferas war (vgl. As). Heres ex l. heißt der Erbe des zehnten Teils.

Libellatĭci (lat.), s. Lapsi.

Libelle, s. v. w. Wasserjungfer.

Libelle (lat. libella, Diminutivform von libra, "Wage"), ein allseitig geschlossenes, mit einer Flüssigkeit gefülltes Gefäß, in welchem nur ein kleiner Luftraum, eine Luftblase, übrigbleibt, welche stets die oberste Stelle einnimmt, so daß die L. zur Prüfung der horizontalen Lage von Flächen und Linien benutzt werden kann. Man unterscheidet Dosen- und Röhrenlibellen (auch Dosen-, bez. Röhrenniveaus genannt). Die Dose, bez. Röhre von Glas ist innerlich zentrisch, bez. tonnenförmig um die Längenachse der Röhre so geschliffen und das messingene Gehäuse für dieselben so beschaffen, daß, wenn dessen ebener Boden auf einer horizontalen Fläche aufgesetzt ist, jedesmal die Luftblase eine oben in der Mitte deutlich markierte Stelle einnimmt. Feinere Libellen sind meist mit Äther (Hooke 1660 nahm noch Weingeist) gefüllt und luftdicht verschlossen. An Instrumenten, Fernrohren u. dgl. angebracht, dienen sie zur Kontrolle der Abweichung derselben vom Horizont, also auch als Mittel zur Messung von Böschungswinkeln.

Libellŭla, s. Wasserjungfer; Libellulina (Wasserjungfern), Familie aus der Ordnung der Geradflügler, s. Wasserjungfern.

Libelt, Karl, namhafter poln. Schriftsteller und Politiker, geb. 8. April 1808 zu Posen, studierte in Berlin Philosophie und Mathematik, machte 1831 als Artillerieoffizier die polnische Revolution mit und mußte darauf eine neunmonatliche Festungshaft bestehen. Seit 1840 redigierte er die Posener Zeitschrift "Tygodnik literacki", dann den "Rok" und ward im November 1845 in das neue polnische Zentral-Revolutionskomitee, ebenso im Januar 1846 in die Nationalregierung gewählt, welch letztere ihren Sitz in Krakau hatte. Bald darauf verhaftet, wurde er in dem großen Polenprozeß, welcher vom August bis November 1847 in Berlin verhandelt wurde, zu 20jähriger Zuchthausstrafe verurteilt, indessen schon nach wenigen Monaten infolge der Märzereignisse von 1848 befreit. Er nahm an dem Prager Slawenkongreß teil, saß eine Zeitlang im Frankfurter Parlament und war, mit einer Unterbrechung von drei Jahren, bis 1873 auch Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. Er starb 9. Juni 1875 auf seinem Gut bei Gollantsch. Sein litterarisches Hauptwerk ist seine "Filozofia i krytyka" (Pos. 1845-50, 5 Bde.). Außerdem schrieb er: "Wyklad matematyki" ("Mathematisches Handbuch", Pos. 1844, 2 Bde.); "Etetyka" (das. 1851, 3 Bde.); "Umnictwo" (ein System der Ethik, Petersb. 1857, 2 Bde.); "Dziewica Orleanska" ("Jungfrau von Orléans", Pos. 1847); "Humor i prawda" ("Humor und Wahrheit", das. 1848), leichtere Abhandlungen enthaltend. Seine "Kleinern Schriften" erschienen Posen 1849-51 in 6 Bänden, eine Gesamtausgabe seiner Werke ("Dziela") daselbst 1875, 6 Bände.

Liber (lat.), Buch.

Liber (auch Liber Pater genannt), altitalischer Gott aller Erzeugung, besonders des Natursegens und hauptsächlich des Weins, daher auch mit dem griechischen Dionysos identifiziert, später Gott der Freiheit und des Lebensgenusses, wurde gemeinschaftlich mit seiner Gattin Libera verehrt. An seinem Feste, den Liberalien (zur Zeit der Weinlese, in Rom auch 17. März), erhielten die erwachsenen Jünglinge aus der Hand des Praetor urbanus auf dem Kapitol die Männertoga (toga libera).

Libĕra (lat., "befreie"), in der kathol. Kirche das Totengebet, nach seinem Anfangswort benannt.

Libera, Gemahlin des Liber (s. d.), italische Göttin der Fruchtbarkeit, später mit der griechischen Kora oder Persephone verehrt.

Liberāl (lat.), eigentlich freigebig, gütig (Gegensatz: illiberal); dann s. v. w. freisinnig, nach Freiheit strebend; daher Liberalität, s. v. w. Freigebigkeit.