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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lindner; Lindos; Lindow; Lindpaintner; Lindsay; Lindwurm; Lindwürmer; Linea; Lineal; Linealsystem

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Lindner - Linealsystem.

Erlang. 1843); "Flora medica" (Lond. 1838); "Pomologia britannica" (das. 1841, 3 Bde. mit 152 kolorierten Tafeln); "Medical and economical botany" (das. 1849). Mit J. ^[Joseph] Paxton gab er heraus: "The flower garden of new or remarkable plants" (Lond. 1851-53, 3 Bde. mit 108 kolorierten Tafeln). Auch redigierte L. den botanischen Teil des "Gardener's Chronicle".

Lindner, 1) Albert, dramat. Dichter und Schriftsteller, geb. 24. April 1831 zu Sulza in Sachsen-Weimar, studierte zu Jena und Berlin Philologie, wurde 1862 Lehrer an der Realschule zu Spremberg, 1864 Gymnasiallehrer in Rudolstadt und gab Proben seines poetischen Talents zuerst in den Dramen: "Dante Alighieri" (Jena 1855) und "William Shakespeare" (Rudolst. 1864). Allgemein bekannt machte er sich durch das Trauerspiel "Brutus und Collatinus" (Berl. 1867; 2. Aufl., Leipz. 1872), welches zuerst auf dem Karlsruher Hoftheater zur Aufführung kam und dem Dichter den zweiten der vom König Wilhelm von Preußen gestifteten Schillerpreise eintrug. Es folgten die Dramen: "Stauf und Welf" (Jena 1867) und "Katharina II." (Berl. 1868). 1867 siedelte er nach Berlin über, wo er anfangs als Privatlehrer thätig war, bis ihm 1872 die Stelle eines Bibliothekars des deutschen Reichstags übertragen wurde, die er indessen 1875 freiwillig niederlegte. Seit letzter Zeit ist der Dichter dem Irrsinn verfallen. Von seinen spätern Tragödien: "Die Bluthochzeit oder die Bartholomäusnacht" (Leipz. 1871, 2. Aufl. 1880), "Marino Falieri" (das. 1875), "Don Juan d'Austria" (Berl. 1875) und "Der Reformator" (Leipz. 1883), erfreute sich namentlich die erstgenannte großer Bühnenerfolge. Außerdem schrieb er: "Geschichten und Gestalten" (Leipz. 1877); "Das Ewig-Weibliche". Beobachtungen über die Frauen (das. 1878); "Der Schwan vom Avon", Kulturbilder aus Altengland (Berl. 1881); "Das Rätsel der Frauenseele", Novellen (das. 1881), und "Völkerfrühling", historische Novellen (das. 1882).

2) Theodor, deutscher Geschichtsforscher, geb. 29. Mai 1843 zu Breslau, studierte daselbst und in Berlin, wurde hierauf Lehrer an der Realschule am Zwinger in Breslau und habilitierte sich gleichzeitig 1868 als Privatdozent der Geschichte an der dortigen Universität. 1874 zum außerordentlichen Professor befördert, wurde er 1876 als ordentlicher Professor der Geschichte an die Akademie zu Münster i. W. berufen. Außer mehreren Abhandlungen über deutsche Geschichte in den "Forschungen" schrieb er: "Anno II., der Heilige, Erzbischof von Köln" (Leipz. 1869); "Geschichte des Deutschen Reiches vom Ende des 14. Jahrhunderts bis zur Reformation" (Braunschweig 1875-80, Bd. 1 u. 2); "Kaiser Heinrich IV." (Berl. 1881); "Das Urkundenwesen Karls IV. und seiner Nachfolger" (Stuttg. 1882).

Lindos, im Altertum Stadt auf der Ostküste der Insel Rhodos, war besonders berühmt durch zwei Tempel (der Athene und des Herakles) und als Vaterstadt des Kleobulos, eines der sieben Weisen Griechenlands. Noch jetzt ist ein Ort Lindo mit Überresten der alten Stadt (Felsengrab, Inschriften) vorhanden.

Lindow, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Ruppin, zwischen dem Wutz-, Vielitz- und Gudelacksee schön gelegen, hat ein weltliches Fräuleinstift (1541 aus einem Prämonstratenserkloster entstanden), ein Amtsgericht, eine Dampfziegelei, eine Dampfmahlmühle, Bierbrauerei und Branntweinbrennerei und (1885) 1896 evang. Einwohner.

Lindpaintner, Peter Joseph von, Komponist, geb. 8. Dez. 1791 zu Koblenz, erhielt seine künstlerische Ausbildung in München unter Winter, wurde 1812 daselbst Musikdirektor an dem neuerrichteten Theater am Isarthor und ging 1819 als Hofkapellmeister nach Stuttgart. Er starb 21. Aug. 1856 auf einer Reise in Nonnenhorn am Bodensee. Seine zahlreichen Kompositionen zeichnen sich weniger durch Kraft und Originalität als durch formale Gewandtheit aus; sie bestehen in 26 Opern, von denen die für Wien geschriebene "Genueserin" besondern Beifall fand. Unter seinen übrigen dramatischen Werken ist die noch bis in die 50er Jahre auf der deutschen Bühne heimisch gebliebene Musik zu Goethes "Faust" zu erwähnen. Als Liederkomponist hat er mit seiner durch den Baritonisten Pischek in die weitesten Kreise verbreiteten "Fahnenwacht" einen außerordentlichen Erfolg gehabt.

Lindsay (spr. linnssä), 1) nordöstlicher Teil von Lincolnshire (England), mit Lincoln und dem Höhenzug Lincoln Wolds. - 2) Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Ontario, 65 km nordnordwestlich von Port Hope, mit lebhaftem Verkehr und (1881) 5080 Einw.

Lindsay (spr. linnssä), 1) William Shaw, einflußreicher brit. Reeder, geb. 1816 zu Ayr in Schottland, schwang sich vom Schiffsjungen erst zum Kapitän und, nachdem er sich seit 1837 dem Kaufmannsstand zugewendet, zu einem der reichsten Reeder und Schiffsmakler auf und ließ sich 1845 in London nieder. 1854 für Tynemouth in das Parlament gewählt, beteiligte er sich in liberalem Sinne namentlich an den Debatten über Schiffahrts- und Handelsfragen sowie an den Verhandlungen über Reformen in der Verwaltung. 1859 zum drittenmal (für Sunderland) in das Parlament gewählt, zog er sich seiner leidenden Gesundheit wegen vom öffentlichen Leben zurück. Er starb 28. Aug. 1877. L. schrieb: "Our Navigation and mercantile marine law" (Lond. 1853) und "History of merchant shipping and ancient commerce" (das. 1874-75, 4 Bde.; 2. Aufl. 1882).

2) Lord, engl. Schriftsteller, s. Crawford and Balcarres.

Lindwurm (v. altdeutsch lint, "Schlange"), fabelhaftes, dem Drachen ähnliches Schlangenungeheuer, welches in Heiligen- und Rittergeschichten, dann auch in der Heraldik eine Rolle spielt (s. Drache).

Lindwürmer, s. Dinosaurier.

Linea (lat.), Linie (s. d.); L. alba, in der menschlichen Anatomie der starke sehnige Streif, welcher in der Mitte der vordern Bauchwand, der Wirbelsäule gegenüber, vom Ende des Brustbeins zur Schambeinsymphyse herabläuft.

Lineal, Instrument zum Ziehen gerader Linien.

Linealsystem, im Lehnrecht die Erbfolge, welche sich durch die Nähe der Parentel bestimmt, ohne Rücksicht auf den Grad der Verwandtschaft innerhalb der Parentel; Lineal-Gradualsystem, die Erbfolgeordnung, bei welcher die Nähe der Parentel und innerhalb dieser die Gradesnähe entscheidet, im Gegensatz zum Gradualsystem, bei welchem nur die Gradesnähe die Erbfolgeberechtigung bestimmt. Man versteht nämlich unter Parentel die Gesamtheit der durch einen gemeinsamen Stammvater Verbundenen. Jetzt ist dafür der Ausdruck "Linie" gebräuchlich. Die Lineal-Gradualerbfolge, verbunden mit dem Rechte der Erstgeburt (Primogenitur), ist in den meisten Fürstenhäusern für die Thronfolge maßgebend. Nach der Primogeniturordnung wird der Erstgeborne zur Succession berufen. Die Linie des Erstgebornen ist successionsberechtigt und innerhalb