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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Littau - Litteratur.

Genauigkeit und korrekte Sprache aus. In der lombardischen Revolution von 1848 von der provisorischen Regierung in Mailand zum Kriegsminister, dann zum General der Mailänder Nationalgarde ernannt, zeigte er sich bei seinem vorgerückten Alter diesen Stellungen nicht gewachsen. Er starb 17. Aug. 1852.

Littau (tschech. Litovel), Stadt in Mähren, an der March und am Flügel Schwarzbach-L. der Olmütz-Trübauer Bahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Rathaus mit Turm, (1880) 4051 Einw., welche Zucker-, Papier- und Parkettenfabriken, Bierbrauerei und Malzfabrikation sowie starke Thonwarenindustrie betreiben. Unweit davon das fürstlich Liechtensteinsche Jagdschloß Neuschloß und die Lautscher Kalksteinhöhlen.

Littauen, s. Litauen.

Littera (lat.), Buchstabe; im Plural (Litterae): etwas Schriftliches, besonders ein Schreiben, ein Brief, auch s. v. w. Wissenschaften. Litterae non erubescunt, lat. Sprichwort: "der Brief errötet nicht", d. h. man schreibt in einem Brief dreister und kecker, als man sprechen würde. L. scripta manet, Sprichwort: "der geschriebene Buchstabe bleibt", d. h. was geschrieben ist, läßt sich nicht wegleugnen.

Litterae formatae, s. Epistolae formatae.

Litterär (litterarisch), auf Litteratur bezüglich.

Litterarischer Verein in Stuttgart, eine Vereinigung von Gelehrten und Litteraturfreunden zum Zweck der Neuherausgabe wichtiger älterer Denkmäler der deutschen Litteratur, der Geschichte und Kulturgeschichte, deren Publikationen jedoch nicht in den Buchhandel gebracht, sondern lediglich an die Mitglieder des Vereins verteilt werden. Bei den zur Herausgabe bestimmten Werken wird vor allem die deutsche Litteratur ins Auge gefaßt, aber auch die lateinische Gelehrtensprache und die Idiome benachbarter germanischer und romanischer Völker bleiben nicht ausgeschlossen. Die Begründer des Vereins, welcher 1839 unter dem Protektorat des Königs von Württemberg zusammentrat, waren sämtlich Stuttgarter, unter ihnen Georg v. Cotta, Aug. Fr. Gfrörer, Wolfg. Menzel, K. G. v. Wächter, v. Stälin u. a. Seine Thätigkeit eröffnete er mit der Publikation von Closeners "Straßburger Chronik" durch Strobel und Schott, mit Fabris "Evagatorium" durch Häßler, der "Weingartener Liederhandschrift" durch Pfeiffer und der "Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte von Orléans" durch Menzel. Ende 1885 belief sich die Zahl der (zum Teil zum erstenmal) veröffentlichten Bände (durchgehends interessante und zum Teil hochwichtige Werke) auf 171, deren größte Anzahl der deutschen Litteratur und Geschichte angehört. Auch an Seltsamkeiten sittengeschichtlichen Inhalts, wie "Ein Buch von guter Speise", "H. Mynsinger von den Falken, Pferden und Hunden" u. a., fehlt es nicht. Die Zahl der Mitglieder übersteigt 400, soll aber prinzipiell nicht im großen Maßstab moderner populärer Unternehmungen ausgedehnt werden. Gegenwärtiger Präsident des Vereins ist seit Ad. v. Kellers Tod (1883) Professor Holland.

Litterarisches Eigentum (Schrifteigentum), s. Geistiges Eigentum.

Litterarkonvention, Staatsvertrag über wechselseitigen Schutz des Urheberrechts an Schrift- und Kunstwerken (s. Urheberrecht).

Litterat (lat. Litterator), ursprünglich s. v. w. Gelehrter; jetzt einer, welcher Schriftstellerei aus Neigung treibt oder von dem Ertrag derselben lebt.

Litteratur (lat.), im weitesten Sinn Inbegriff der sämtlichen in Schriften niedergelegten Bestrebungen des menschlichen Geistes, in den redenden Künsten sowohl als in den Wissenschaften: die ganze Masse dessen, was geschrieben und durch die Schrift bewahrt worden ist, soweit es geistigen Inhalt hat, geistiges Leben widerspiegelt. Wird diese L. in Bezug auf einzelne Völker und Sprachen betrachtet, so sprechen wir von einer L. der Hebräer, Griechen, Italiener etc.; nach Maßgabe historischer Epochen und Perioden oder gewisser allgemeiner Geistesströmungen unterscheidet man eine L. des Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit, eine L. der Kreuzzüge, der Renaissance, der Reformation etc., nach Maßgabe der Formen, Zwecke und wissenschaftlichen Einzelgebiete eine prosaische und poetische, wissenschaftliche und schöne, theologische, medizinische etc. L. Die Gesamtheit derjenigen Schriftwerke einer Nation, in welcher der individuelle Charakter derselben zu besonders scharfer und eigentümlicher Ausprägung gelangt ist, bezeichnet man mit dem Namen Nationallitteratur. Zu ihr gehören somit vorzugsweise die dichterischen Erzeugnisse derselben, nächstdem die Werke der Beredsamkeit, Philosophie und Geschichte. Von den übrigen, rein wissenschaftlichen Schriftwerken eines Volkes können nur wenige als dem Schatz der Nationallitteratur zugehörig betrachtet werden, weil in den meisten derselben die stoffliche Bedeutung vorwiegt. Der Gesamtbesitz aller einzelnen Nationallitteraturen ist derjenige der Weltlitteratur, und man darf die Geschichte der letztern mit Goethe ansehen als "eine große Fuge, in der die Stimmen der Völker nach und nach zum Vorschein kommen". Unter Litteraturgeschichte versteht man die historische Darstellung dessen, was im Verlauf der Zeiten in redenden Künsten und Wissenschaften geleistet worden ist. Sie stellt dar den Ursprung, den Fortgang, die Blüte und das Hinwelken der schönen Redekünste und der Wissenschaften, mit Erwähnung der Personen, welche in den einzelnen Fächern Bedeutendes geleistet, und der Werke, durch welche sie fördernd auf das geistige Leben der Mit- und Nachwelt eingewirkt haben. Sie zerfällt in zwei große Unterabteilungen: die äußere Geschichte der L. und die innere. Jene handelt von den einzelnen schriftlichen Werken und deren Inhalt, Schicksalen, Bearbeitungen, Übersetzungen etc. (Bibliographie) sowie von ihren Verfassern, dem Leben derselben, den Umständen, unter welchen sie schrieben, etc.; die zweite, höher stehende, richtet ihren Blick auf das Innere der schönen Künste und Wissenschaften, zeigt, wie diese sich, teils von innen heraus, teils begünstigt durch äußere Umstände, ausbildeten, wie der menschliche Geist zu der höchsten Höhe sich emporschwang, dann wieder sank, und breitet so das, was der menschliche Geist aus dem Reich der Wissenschaft und Kunst als Ausbeute davongetragen, vor dem Auge des Lesers aus. Das Verhältnis der einzelnen Litteraturen zu einander und zu den Gesamtentwickelungen der Geschichte stellt sich am deutlichsten in synchronistischen Tabellen dar, deren Verständnis sich freilich nur für den erschließt, welcher mit der Fülle der Gruppen und Namen schon bestimmte Eindrücke und Erinnerungen verbinden kann (s. die beigegebene "Synchronistische Übersicht der Weltlitteratur").

Die Hilfsmittel zum Studium der allgemeinen Litteraturgeschichte sind sehr zahlreich; hier sei, von ältern Werken (Eichhorn, Wachler u. a.) abgesehen, nur an einige der neuern und nächstliegenden erinnert: Grässe, Lehrbuch der allgemeinen Litterärgeschichte (Dresd. 1837-60, 4 Bde. in 13 Tln.); Derselbe, Handbuch der allgemeinen Litteraturge-^[folgende Seite]