Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Liverpool-Leedskanal; Livery; Livia Drusilla; Livid; Livigno, Val di; Livinen; Livingston; Livingstone

847

Liverpool-Leedskanal - Livingstone.

ernannt und verwaltete von 1778 bis 1782 das Departement des Kriegs. Unter dem Ministerium Pitt wurde er Kanzler des Herzogtums Lancaster, 1786 mit dem Titel Baron Hawkesbury Präsident des Handelsrats und 1796 zum Grafen von L. erhoben. 1801 legte er aus Gesundheitsrücksichten sein Amt nieder und starb 17. Dez. 1808. Er gab eine Sammlung der Friedensverträge von 1648 bis 1783 (Lond. 1785, 3 Bde.) heraus.

2) Robert Banks Jenkinson, Graf von, brit. Staatsmann, ältester Sohn des vorigen, geb. 7. Juni 1770, studierte zu Oxford und trat 1791 in das Unterhaus, wo er sich den Tories anschloß und die Regierung unterstützte. 1793 wurde er zum Kommissar im indischen Amt, 1796 zum Geheimrat und Mitglied des Handelskollegiums, 1801 zum Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten und bald darauf zum Kolonial- und Kriegsminister ernannt, in welcher Stellung er an den Unterhandlungen bei dem Frieden von Amiens teilnahm. Nach Pitts Wiedereintritt in das Ministerium erhielt er 1804 das Departement des Innern und bei der Auflösung des Kabinetts 1806 die Sinekure eines Wardeins der Fünfhäfen. Schon 1807 ward er von dem Herzog von Portland wieder ins Ministerium berufen und erhielt die Verwaltung des Innern, die er 1809 gegen das Portefeuille des Auswärtigen vertauschte. Noch bei Lebzeiten seines Vaters wurde er 1803 ins Oberhaus berufen und nach dessen Tod 1808 Graf L. Nach Percevals Ermordung (1812) wurde er durch den Einfluß der Tories erster Lord der Schatzkammer und Leiter des Ministeriums, an dessen Spitze er 15 Jahre lang blieb. Während dieser Zeit bewährte er sich als starrer Anhänger konservativer Grundsätze und wußte alle einschneidenden Reformen, wie die Änderung der Handelspolitik und des Systems der Parlamentswahlen sowie die Emanzipation der Katholiken, zu hintertreiben. Eine besonders traurige Rolle spielte er bei dem auf Wunsch des Königs eingeleiteten Prozeß der Königin Karoline 1820. Im Februar 1827 von einem Schlagfluß getroffen, starb er 4. Dez. 1828 auf seinem Landsitz Compewood. Vgl. Yonge, Life and administration of Earl L. (Lond. 1868, 3 Bde.). Seine Titel gingen auf seinen Bruder Charles Cecil Cope Jenkinson (geb. 29. Mai 1784) über, der unter dem Ministerium Peel 1841-46 das Amt eines königlichen Oberhofmeisters bekleidete und 3. Okt. 1851 ohne männliche Nachkommen starb, so daß der Titel erlosch.

Liverpool-Leedskanal, s. Leeds-Liverpoolkanal.

Livery (engl., spr. líwweri), die Gesamtheit der das Wahlrecht genießenden Mitglieder (liverymen) der großen Gilden in der City von London (s. d., S. 905).

Livia Drusilla, Gemahlin des Kaisers Augustus, Tochter des Livius Drusus Claudianus, geb. 55 v. Chr., war zuerst vermählt mit Tiberius Claudius Nero, wurde von diesem aber 38 an Augustus abgetreten, auf den sie durch ihre Schönheit und Klugheit großen Einfluß gewann. Sie hatte von ihrem ersten Gemahl zwei Söhne, Tiberius und Drusus, und strebte danach, Tiberius (Drusus starb bereits 9 v. Chr.) die Nachfolge in der Herrschaft zu verschaffen, wobei ihr jedoch die Tochter des Augustus, Julia, und deren Söhne Gajus und Lucius Cäsar und Agrippa Postumus im Weg standen. Nachdem aber Julia 2 v. Chr. verbannt worden, G. und L. Cäsar gestorben waren (wobei L. sich dem naheliegenden Verdacht aussetzte, die Verbannung der Julia durch ihre Intrigen bewirkt und die beiden Brüder Cäsar durch Gift aus dem Wege geräumt zu haben), so wurde Tiberius 4 n. Chr. von Augustus adoptiert, worauf Agrippa im J. 7, wiederum, wie man glaubte, auf Anstiften der L., verbannt wurde. Augustus, dessen Tod ihr ebenfalls schuld gegeben wird, hatte ihr in seinem Testament ein Dritteil seines Privatvermögens, außerdem die Aufnahme ins Julische Geschlecht und den Namen Julia Augusta vermacht. Sie gelangte aber unter der Regierung ihres mißtrauischen und auf seine Macht eifersüchtigen Sohns nicht zu dem von ihr erstrebten Einfluß; starb 29 n. Chr. Vgl. Aschbach, L., Gemahlin des Kaisers Augustus (Wien 1864). - Ihre Enkelin Livia oder Livilla, eine Tochter des ältern Drusus, war erst mit Gajus Cäsar, dem Enkel des Augustus, dann mit dem jüngern Drusus, des Tiberius Sohn, vermählt, welchen sie 23 in Gemeinschaft mit ihrem Buhlen Sejanus ermorden ließ. Später in den Sturz des letztern verwickelt, ward sie 31 hingerichtet.

Livid (lat.), bleifarbig, fahl; mißgünstig.

Livigno, Val di (spr. wall di liwinnjo), ein Thal der Graubündner Hochalpen, zur Lombardei gehörig, bildet die obere Stufe des Spölthals. Der Spöl, ein rechtsseitiger Nebenfluß des Inn, durchfließt, indem er die Schweiz betritt, ein waldreiches Schluchtenthal, Val Praspölg, und öffnet dies zum Engadin.

Livinen (ital. Valle Leventina), eine der obern Thalstufen des Tessin in der Schweiz, durch die Felsschlucht des Dazio grande (s. d.) in Ober- und Unter-Livinen geteilt und eins der wild-schönsten Thäler des Alpenreviers. Die Bevölkerung, italienischer Sprache und katholischer Konfession, zählte 1880 in 21 Gemeinden, deren größte Airolo, Quinto, Faido, Giornico und Chironico sind, 15,093 Köpfe. Wie die 1820-24 erbaute Gotthardstraße L. in den großen Verkehr zog, so geschieht dies in noch wirksamerer Weise durch die Gotthardbahn, deren großer Alpentunnel bei Airolo, am obern Ende des Thals, mündet. In L. selbst beschreibt die Bahn die beiden Kehrtunnel von Freggio, oberhalb Faido, und weiter abwärts, in der Biaschinaschlucht, diejenigen von Piano Tondo und Travi. Im Mittelalter gehörte das Thal zu Mailand und kam 1441 an den Kanton Uri, bei dem es bis 1798 verblieb.

Livingston, Freihafen im mittelamerikan. Staat Guatemala, an der Mündung des Rio dolce in den Golf von Honduras, mit (1886) 1439 Einw., meist Kariben. Im J. 1883 liefen 81 Schiffe ein; die Einfuhr betrug 104,375 Pesos; die Ausfuhr bestand aus Kaffee, Kautschuk, Horn, Zucker, Sassaparille, Bananen.

Livingstone (spr. líwwingstön), David, engl. Missionär und berühmter Afrikareisender, geb. 19. März 1813 zu Blantyre bei Glasgow, war erst Baumwollspinner, beschäftigte sich aber daneben mit Medizin und Theologie und ging 1840 im Dienste der Londoner Missionsgesellschaft als Missionär nach dem Kapland. 1849 durchwanderte er von der Missionsstation Kolobeng im Betschuanenland aus die Wüste Kalahari bis zum Ngamisee. Auf einer neuen Reise 1851 erreichte er den Oberlauf des Sambesi. 1853 bis 1856 durchreiste er ganz Südafrika vom Sambesi bis Loanda und zurück bis Quilimane. Dabei entdeckte er im November 1855 die Victoriafälle des Sambesi. In die Heimat zurückgekehrt, gab er "Missionary travels and researches in South Africa" (Lond. 1857, 2 Bde.; neue Ausg. 1875; deutsch, Leipz. 1859, 2 Bde.) heraus. Im März 1858 begab er sich im Auftrag der englischen Regierung mit seinem Bruder Charles L. und fünf andern Europäern (darunter Kirk und der Maler Baines) wiederum nach Quilimane und dem Gebiet des