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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lokalbahnen - Loki

(31 km), Murnau-Garmisch-Partenkirchen (25 km), die Walhallabahn (Stadtamhof-Donaustauf 9 km), die Bahn Fürth-Zirndorf-Cadolzburg (13 km) und die Isarthalbahn (s. d.); in Württemberg die Linie Ravensburg-Weingarten(4 km) und in Sachsen-Weimar die dem Staate gehörige Feldabahn (44 km). (S. Deutsche Eisenbahnen, Übersicht D, Ⅰ.) Auf diesen Bahnen mit einer Gesamtlänge von 167 km wurden (1892) 1564902 Personen (15163115 Personenkilometer) und 198870 t (3514890 Tonnenkilometer) befördert. Die Einnahmen betrugen 1124069 M., die Ausgaben 544670 M., so daß ein Überschuß von 579399 M. verblieb. Von den außerhalb Deutschlands liegenden Bahnen werden die Linien Ischl-Strobl (9,55 km) und Salzburg-Mondsee (31,3 km) von der Salzkammergut-Lokalbahn-Aktiengesellschaft betrieben, die Bahn Steinamanger-Pinkafeld (52,4 km) und die westungar. Lokalbahnen (298 km) sind an die Ungar. Staatsbahn verpachtet. Von den weiter ausgeführten Bahnen wurde in Preußen die schmalspurige (1 m) und nur dem Güterverkehr dienende Stadtbahn zu Forst i. d. L. (17 km) 1. Juni 1893 eröffnet, in Österreich das Verbindungsstück Mondsee-Strobl und der Anschluß an den Staatsbahnhof in Ischl 20. Juni 1893, außerdem 1. Aug. 1893 die Zahnradbahn auf den Schafberg. Das Anlagekapital der Gesellschaft setzte sich (Ende 1892) zusammen aus 7500000 M. Aktien und 15 Mill. M. Obligationen; Dividende 1891 und 1892 je 6,5 Proz.

Lokalbahnen, s. Nebenbahnen.

Lokalbrigaden. Das europ. Rußland und der Kaukasus sind in 23 Lokalbrigadebezirke geteilt mit den Nummern 1‒26 (die Nr. 4, 7 und 25 fehlen, da diese Brigadeverwaltungen aufgelöst sind), eine 27. besteht in Irkutsk und eine 28. in Aschabad (Transkaspien). Sie umfassen meist 2‒3 Gouvernements. Der Chef der L. ist dem Oberbefehlshaber des entsprechenden Militärbezirks unmittelbar unterstellt. Den Chefs der L. unterstehen die Convoiwache (s. d.) und alle in ihrem Bezirke untergebrachten Trainbataillone, Reserve-, Ersatz-, Lokaltruppen und Lokalbehörden, sobald solche nicht andern höhern Verbänden angehören, sowie die ausführenden Kreistruppenchefs-Verwaltungen. Die wichtigste Thätigkeit ist die Mobilmachung.

Lokalfrost, s. Frostschaden.

Lokalgefechte, s. Ortsgefechte.

Lokalĭen (lat.), in Österreich Seelsorgerstationen in sehr ausgedehnten Pfarreien; Lokalisten, die Seelsorger derselben. Auch werden die Anhänger der Lehre von dem Einflüsse der Örtlichkeit auf die Entstehung und Verbreitung von Epidemien Lokalisten genannt.

Lokalisation, in der Psychologie die Angabe eines Ortes im Raume für irgend welche Sinneseindrücke. Die Thatsachen der optischen L. haben zu zahlreichen Theorien Veranlassung gegeben, die man in zwei Klassen zu sondern pflegt, in die nativistischen und die empiristischen (genetischen). Jene erkennt einen angeborenen Besitz in unserer Raumvorstellung an, oder setzt wenigstens eine ursprüngliche Fähigkeit der Seele voraus, vermöge deren eine Raumvorstellung zu stande kommt. Die empiristischen Theorien dagegen versuchen die Raumanschauung aus erfahrungsmäßigen Motiven zu erklären. Eine scharfe Grenze zwischen beiden läßt sich nicht wohl ziehen. Nachdem Herbart aus der Reihenbildung der Vorstellungen die Entstehung einer L. abgeleitet hatte, ist besonders einflußreich die Lotzesche Theorie der Lokalzeichen geworden. Nach dieser Theorie bedarf die Seele gewisser Merkmale, um die Sinneseindrücke in Bezug auf ihren Ort im Raum ordnen zu können. Diese Merkmale, Lokalzeichen genannt, sind beim Tastsinn Modifikationen der Tastempfindung, beim Gesichtssinn die Bewegungsempfindungen, die durch die Überführung einer Reizung auf die deutlichste Stelle des Sehens entstehen. Diese Theorie ist für die optische L. auch von Helmholtz im wesentlichen acceptiert worden. Ihr Grundgedanke findet sich auch bei Bain und Wundt. Letzterer hat jedoch in seiner Theorie der komplexen Lokalzeichen neben den Bewegungsempfindungen qualitative Lokalzeichen angenommen, die den Haut- und den Netzhauteindrücken je nach dem Ort der Reizung anhaften. Durch ein Zusammenwirken beider Arten von Lokalzeichen bildet sich erst die Raumvorstellung und L. aus. Von nativistischer Seite wird in der Regel das flächenhafte Sehen als ein ursprünglich gegebenes betrachtet, während die Tiefendimension auf empirische Motive, Konvergenzbewegungen des Auges, Luftperspektive u.dgl.m. zurückgeführt wird. Für die L. der Gehörs eindrücke gelten die Klangfarbe und die Intensität der Schallreize als Grundlagen; die Fähigkeit, rechts und links Gehörtes mit großer Sicherheit zu unterscheiden, ist noch nicht hinreichend erklärt. – Vgl. C. Stumpf, Über den psychol. Ursprung der Raumvorstellung (Lpz.1873).

Lokalisieren, örtlich beschränken (z. B. eine Krankheit, einen Krieg); in der Psychologie: ein Vorstellungselement als ein räumlich bestimmtes auffassen (s. Lokalisation).

Lokalisten, s. Lokalien.

Lokalität, s. Lokal.

Lokaltarif, s. Eisenbahntarife (Bd. 5, S. 889 b).

Lokal- und Straßenbahngesellschaft, s. Deutsche Lokal- und Straßenbahngesellschaft.

Lokalverkehr, s. Vorortverkehr.

Lokalverwaltung, s. Centralverwaltung.

Lokalzeichen, s. Lokalisation.

Lokalzüge, s. Eisenbahnzüge.

Lokāo, s. Chinesisches Grün.

Lokatār (lat.), Mietsmann, Pachter.

Lokation (lat.), Vermietung oder Verpachtung von Sachen oder Diensten; Lokātor, Vermieter oder Verpächter. Bei der Werkverdingung ist L. nicht der Werkmeister, sondern der Besteller des Werkes, welcher den Preis zu zahlen hat.

Lokationsurteil, s. Kollokationsurteil.

Lokatīv (lat.), Casus des Ortes (s. Casus).

Lokator, s. Lokation.

Lokĕren, gewerbsame Stadt in der belg. Provinz Ostflandern, an der Durme, an den Linien Antwerpen-Gent, L.-Dendermonde-Aelst (26 km) und L.-Assenede (24 km), hat (1890) 19667 E., eine schöne Laurentiuskirche; bedeutende Getreidemärkte, berühmte Fabriken in Kattun und Baumwolle, Chemikalien und Tabak, Handel mit Flachs, Leinwand und Stoffen. In der Nähe große Bleichen.

Loket, czech. Name der Stadt Elbogen (s. d.).

Loki (altnordisch, «Schließer»), ein Gott der eddischen Dichtung, der alles beendigende, schließende Gott. So macht er dem Guten wie dem Bösen ein Ende, und hieraus erklärt sich seine Doppelnatur. Andere erklären ihn für einen alten Gott des Feuers. Er war auf der einen Seite ein guter Gott, der die andern Götter begleitete und ihnen