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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ludewig; Ludger; Ludi; Ludi magister; Lüdinghausen; Luditz; Ludlow; Ludlowgruppe; Ludmilla; Ludolf; Ludolff; Ludolfsche Zahl; Ludovīsi

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Ludewig - Ludovisi, Villa.

Armee, focht bei Austerlitz, wohnte dem Krieg in Finnland 1808, dem Feldzug in der Türkei 1810 und den Feldzügen von 1812 bis 1814 bei, focht mit Auszeichnung in dem türkischen Krieg 1828-29 und that sich im polnischen Feldzug von 1831 als Brigadekommandeur besonders beim Sturm auf Warschau hervor. Zum Generalleutnant befördert, stand er mehrere Jahre als Stabschef beim 2. Infanteriekorps, bis er 1837 das Kommando über das 5. Infanteriekorps erhielt. Als General der Infanterie focht er 1844-45 im Kaukasus und unterdrückte 1848 in Verbindung mit Omer Pascha die Insurrektion der Rumänen in den Donaufürstentümern. Am 19. Juni 1849 drang er durch den Rotenturmpaß in Siebenbürgen ein, eroberte Hermannstadt, schlug Bem 31. Juli bei Schäßburg und zwang in Dewa und Szibî die Insurgenten zur Kapitulation. Bei Beginn des Krimkriegs rückte er im Juli 1853 in die Moldau ein. Am 24. März 1854 überschritt er die Donau und langte 16. Mai vor Silistria an, mußte aber wegen Krankheit die Armee verlassen. Nach seiner Genesung ward er im März 1855 zum Befehlshaber der Südarmee ernannt und erhielt im Januar 1856 den Oberbefehl in der Krim. Hier schloß er den Waffenstillstand mit den Alliierten, nahm dann, von Erblindung bedroht, seine Entlassung und reiste im Frühjahr 1857 zu seiner Heilung nach Frankreich und Italien. 1861 wurde er Statthalter von Polen, trat dort mit großer Strenge auf und wurde, als die Regierung ein andres System befolgen wollte, unter Erhebung in den Grafenstand abberufen. Aber noch vor seiner Abreise erhielt er durch ein Attentat 17. Juni 1862 eine schwere Wunde, zu deren Heilung er nach Deutschland ging. Die letzte Zeit seines Lebens verbrachte er teils in Odessa, teils auf seinen Gütern in Podolien. Er starb im Februar 1874 in Petersburg.

Ludewig, Johann Peter von, deutscher Geschichtsforscher, geb. 15. Aug. 1668 zu Hohenhard bei Schwäbisch-Hall, studierte in Tübingen, Wittenberg und Halle und wurde hier 1695 zum Professor der Philosophie ernannt. Nach längerm Aufenthalt in Holland, wo er auf dem Kongreß zu Ryswyk Brandenburg vertrat, kehrte er 1703 als Professor der Geschichte nach Halle zurück, ward 1709 königlicher Heroldsrat, dann Regierungsrat, 1717 Geheimrat, 1719 in den Adelstand erhoben, 1721 Kanzler der Universität und starb 7. Sept. 1743. Seine Hauptwerke sind: "Germania princeps" (1702); "Entwurf der Reichshistorie" (Halle 1706); "Kommentar über die Goldene Bulle" (1716-19); "Scriptores rerum germanicarum" (Halle 1718, 2 Bde.); "Reliquiae manuscriptae omnis aevi diplomatum" (das. 1740-41, 12 Bde.); "Opuscula miscellanea" (das. 1720, 2 Bde.); "Vita Justiniani" (das. 1731).

Ludger, Heiliger, s. Liudger.

Ludi (lat.), Spiele; besonders die öffentlichen Fest- und Schauspiele der Römer. Die älteste Gattung derselben waren die hauptsächlich aus Pferde- und Wagenrennen bestehenden l. circenses (s. Circensische Spiele), zu denen seit 364 v. Chr. die aus Etrurien eingeführten l. scenici, d. h. theatralische und pantomimische Darstellungen im Theater, und etwa ein Jahrhundert später die ebenfalls aus Etrurien stammenden l. gladiatorii (s. Gladiatoren) kamen. Von den zur Zeit der Republik eingeführten stehenden Spielen haben bis in die späteste Zeit bestanden: die l. romani, eigentlich dem Jupiter von siegreichen Feldherren gefeierte Triumphalspiele mit großartigem Festzug (pompa) vom Kapitol nach dem Zirkus, ursprünglich eintägig, später auf 15 und 16 Tage (4.-19. Sept.) ausgedehnt und mit szenischen Aufführungen verbunden; die l. plebei, ebenfalls später 14tägig (4.-17. Nov.), von den plebejischen Ädilen im Flaminischen Zirkus ausgerichtet und schon früh mit szenischen Spielen verbunden; die l. Apollinares, zu Ehren des Apollo im zweiten Punischen Krieg eingeführt (6.-13. Juli), fast nur szenisch; die l. Megalenses, zu Ehren der Rhea 204 eingesetzt, szenisch und circensisch (s. Megalesien); die l. florales (s. Flora) u. a.

Ludi magister, s. Ludus.

Lüdinghausen, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Münster, an der Stever und der Dortmund-Enscheder Eisenbahn, 52 m ü. M., hat eine kath. Kirche, ein altes Schloß des Grafen Droste zu Vischering, eine landwirtschaftliche Lehranstalt, ein Amtsgericht, Zigarren- und Pfeifenfabrikation und (1885) 2321 meist kath. Einwohner. L., früher einem Adelsgeschlecht gehörig, fiel 1443 an das Bistum Münster.

Luditz, Stadt im westlichen Böhmen, an der Strehla, mit alter Pfarrkirche, (1880) 1906 Einw., Bierbrauerei, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts.

Ludlow (spr. löddlo), Stadt im südlichen Shropshire (England), in malerischer Lage am Teme, mit umfangreichen Schloßruinen, geologischem Museum und (1881) 5035 Einw.

Ludlowgruppe, s. Silurische Formation.

Ludmilla (Ludmila, Lidmila), Gemahlin Borschiwojs, des ersten christlichen Herzogs von Böhmen, und Großmutter des heil. Wenzel, den sie erzog, ward 927 auf Befehl ihrer heidnischen Schwiegertochter Drahomira ermordet, später kanonisiert; ihr Grab in Prag wird an ihrem Todestag (16. Sept.) eifrig besucht, da man sie als Schutzheilige Böhmens betrachtet.

Ludolf, Hiob, berühmter Orientalist, der Begründer des Studiums der äthiopischen Sprache und Litteratur in Europa, geb. 15. Jan. 1624 zu Erfurt, studierte hier und in Leiden, bereiste seit 1647 die Niederlande, Frankreich, England und Italien, wo er in Rom sich mit der äthiopischen Sprache bekannt zu machen Gelegenheit fand, sodann noch Schweden und Dänemark, nahm 1652 als gothaischer Legationssekretär am Reichstag zu Regensburg teil, ward 1654 Hofmeister der gothaischen Prinzen und 1675 Kammerdirektor zu Altenburg. Zwei Jahre später siedelte er nach Frankfurt a. M. über, ward 1681 Kammerdirektor beim Kurfürsten von der Pfalz und 1690 Präsident des Collegium imperiale historicum. Er starb 8. April 1704 in Frankfurt. L. soll 25 Sprachen verstanden haben. Seine Hauptschriften sind: "Historia aethiopica" (Frankf. 1681 u. öfter, 2 Bde.) nebst "Commentarius" (das. 1691) und "Appendix" (1693); ferner: "Grammatica amharicae linguae" (das. 1698) und "Lexicon amharico-latinum" (das. 1698); "Lexicon aethiopicum" (2. Aufl. 1699) und "Äthiopische Grammatik" (das. 1702). Sein Leben beschrieb Juncker (Leipz. u. Frankf. 1710).

Ludolff, M., Pseudonym, s. Huyn.

Ludolfsche Zahl, s. Kreis.

Ludovīsi, Villa, eine aus einem großen Garten, einem Palast, einer Statuengalerie und einem Kasino bestehende Anlage im Norden Roms, welche auf dem Terrain der Gärten des Sallust vom Kardinal Ludovico Ludovisi seit 1622 errichtet worden ist und sich jetzt im Besitz der Fürsten von Piombino befindet. Der Palast ist von dem Maler Domenichino erbaut, die Gartenanlagen sind von Lenôtre entworfen worden. Das Kasino ist mit Fresken von Guercino geschmückt.