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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ludus; Ludus Helmontii; Ludw.; Ludwig

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Ludus - Ludwig.

Die Galerie enthält eine reiche Sammlung von antiken Skulpturen, darunter berühmte Werke, wie die Hera Ludovisi (s. Tafel "Bildhauerkunst II", Fig. 12), der Mars Ludovisi, der Gallier und sein Weib, die Gruppe Elektra und Orestes von Menelaos u. a. Vgl. Schreiber, Die antiken Bildwerke der Villa L. (Leipz. 1880). Leider sollen die Gärten der Erweiterung der Stadt Rom zum Opfer fallen.

Ludus (lat.), Spiel, auch Schule; daher ludi magister, Schulmeister. Vgl. Ludi.

Ludus Helmontii, s. Mergel.

Ludw., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Chr. Gottl. Ludwig, geb. 1709 zu Brieg, begleitete Hebenstreit auf seiner Reise nach Afrika und starb 1773 als Professor der Medizin in Leipzig. Schrieb: "Definitiones generum plantarum" (1747 u. 1760); "Ectypa vegetabilium" (1760-64).

Ludwig (franz. Louis, altfränk. Mannesname, aus Chlodwig entstanden, bedeutet: ruhmvoller Kämpfer; ihm entsprechen die weiblichen Namen Ludovika und Ludovicia (woraus Luise). Die merkwürdigsten Träger des Namens L. sind:

Übersicht nach den Ländern:

Deutsche Kaiser 1-4.

Deutsche Könige 5-7.

Baden 8-10.

Bayern 11-18.

Frankreich 19-38.

Hessen 39-42.

Nassau 43.

Neapel 44, 45.

Österreich 46, 47.

Pfalz 48-50.

Portugal 51.

Preußen 52.

Thüringen 53-56.

Ungarn 57, 58.

[Römische Kaiser.] 1) L. I., der Fromme, bei den Franzosen le Débonnaire ("der Friedfertige"), geb. 778 zu Chasseneuil am Lot als der dritte Sohn Karls d. Gr. von dessen dritter Gemahlin, Hildegard. Schon 781 zum König von Aquitanien, seinem Geburtsland, gekrönt, wuchs er daselbst auf, erlangte große Fertigkeit in den Waffenübungen und viele Kenntnisse in geistlichen und weltlichen Dingen; er verstand sogar das Griechische. Er war einfach und mäßig wie sein Vater, aber es fehlte ihm die Selbständigkeit der Einsicht und des Willens. Er war abhängig von seiner Umgebung, namentlich von der Geistlichkeit, gegen die er eine übergroße Unterwürfigkeit und verschwenderische Freigebigkeit bewies. Nachdem er Aquitanien gerecht und gut regiert, ward er nach dem Tod seiner ältern Brüder, Pippin (810) und Karl (811), von seinem Vater 813 in Aachen zum Kaiser gekrönt und zum Mitregenten der Monarchie erhoben. Am 28. Jan. 814 folgte L. dem Vater als Alleinherrscher. Ludwigs erste Regierungsmaßregeln schienen von Thatkraft zu zeugen. Er beseitigte die an dem Hoflager seines Vaters zu Aachen eingerissene Zügellosigkeit der Sitten, bestrafte die Unterdrückung des Volkes durch die Großen, drang auf Reformation des Lebens der Weltgeistlichen und der Mönche und wußte mit kluger Milde die sächsischen und friesischen Herren und Freien sich zu treuer Anhänglichkeit zu verpflichten. Bald aber folgten Mißgriffe. Die Diener und Ratgeber seines Vaters wurden zurückgesetzt, die königlichen Güter massenweise als Lehen ausgethan und der Geistlichkeit immer mehr Einfluß eingeräumt. Die unglücklichste Maßnahme aber war die bereits 817 ausgeführte Teilung des ganzen Reichs unter seine drei Söhne von seiner Gemahlin Irmengard, Lothar, Pippin und Ludwig. Gleich anfangs reizte dieselbe seinen Neffen Bernhard von Italien, der sich zurückgesetzt sah, zur Empörung. L. ließ ihn 818 nach Châlon locken und hier blenden, worauf Italien an Lothar gegeben wurde. Gewissensbisse hierüber machten ihn hierauf vollends zum willenlosen Werkzeug des Klerus. Als er sich nach dem Tod Irmengards (3. Okt. 818) in ein Kloster zurückzuziehen gedachte, vereitelten seine Ratgeber diesen Plan, indem sie 819 seine zweite Vermählung mit Judith, der Tochter des Grafen Wels, zu stande brachten. Zu gunsten des ihm von derselben 13. Juni 823 gebornen vierten Sohns, Karl, nachher der Kahle genannt, schritt L. 829 zu einer zweiten Teilung des Reichs, in welcher Karl unter dem Titel eines Königs Alemannien erhielt. Darüber erbittert, griffen die Söhne erster Ehe zu den Waffen, zwangen, durch die mißvergnügten Großen unterstützt, 830 ihren Vater, Judith in ein Kloster zu verbannen, und verlangten von L. freiwillige Entsagung auf die Kaiserkrone. Indes L. weigerte sich, und da es ihm gelang, seine Söhne Pippin und Ludwig wieder auf seine Seite zu bringen, wurde er auf dem Reichstag zu Nimwegen wieder eingesetzt, und Lothar mußte sich unterwerfen. Judith wurde aus dem Kloster zurückgerufen, und Karl erhielt nicht nur das vergrößerte Alemannien zurück, sondern 832, als Pippin sich empörte, auch Aquitanien. Dies veranlaßte einen neuen Aufstand der drei ältern Söhne, und nach dem Abfall seines Heers auf dem Rothfeld ("Lügenfeld") unweit Kolmar 29. Juni 833 ergab sich L. freiwillig samt seiner Gemahlin und dem jüngsten Sohn, Karl, seinen Söhnen. Judith ward nach Tortona verwiesen, ihr Sohn Karl nach Prüm gebracht. Die Brüder teilten das Reich unter sich, und der alte Vater mußte im Oktober 833 in der Kirche zu Soissons vor Lothar und den versammelten Großen Kirchenbuße thun, damit er der kaiserlichen Herrschaft für unwürdig erklärt werden konnte. Lothars Herrschsucht bewog aber bald die über ihres Vaters schmähliche Behandlung erzürnten Brüder, gegen ihn zu den Waffen zu greifen. Lothar floh nach Vienne, und L. wurde 1. März 834 zu St.-Denis wieder in die Herrschaft eingesetzt. 837 machte er mit Einwilligung seines Sohns Pippin eine neue Teilung und ernannte Karl zum König von Neustrien. Als jedoch L. nach Pippins Tod (13. Dez. 838) mit Ausschließung der Kinder desselben Westfranken an Karl und Italien nebst ganz Austrasien an Lothar vergab, griff Ludwig, dem auf diese Weise nur Bayern blieb, zu den Waffen, während sich auch die Aquitanier 839 zu gunsten der Söhne Pippins kämpfend erhoben. Um alle Wirren zu ordnen, schrieb der Kaiser einen Reichstag nach Worms aus, starb jedoch noch vor dessen Zusammentritt 20. Juni 840 auf einer Rheininsel bei Ingelheim. Er wurde in der Kirche des heil. Arnulf zu Metz (seit 1552 zerstört) beerdigt. Als Kaiser folgte ihm Lothar I. Vgl. Funck, L. der Fromme (Frankf. 1832); Himly, Wala et Louis le Débonnaire (Par. 1849); Simson, Jahrbücher des fränkischen Reichs unter L. dem Frommen (Leipz. 1874-76, 2 Bde.).

2) L. II., ältester Sohn Lothars I., geb. 825, ward von seinem Vater, der in Aachen residierte, als König von Italien eingesetzt, vom Papst Sergius 15. Juni 844 zum König der Langobarden und 6. April 850 von Leo IV. zum römischen Kaiser gekrönt. Bei seines Vaters Abdankung 855 erhielt er von dessen Reich Italien. Das römische Kaisertum sank unter ihm zu einem bloßen Titel herab und mußte auf jede Oberhoheit über die übrigen fränkischen Königreiche verzichten. Ein Bund mit dem griechischen Kaiserreich zur Vertreibung der Sarazenen führte zwar zur Eroberung Baris 871; indes bald entzweiten sich die beiden Kaiser über die Rangfrage, indem die Griechen L. nicht den Titel Imperator Augustus zugestehen