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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Luftthermometer; Lufttransportmaschinen; Luftverdichtungsmaschinen

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Luftthermometer - Luftverdichtungsmaschinen.

Palästina in den letzten 3000 Jahren nicht wesentlich geändert haben kann, weil die Nordgrenze der Dattelpalme mit der Südgrenze des Weinstocks zusammenfällt. Unzweifelhaft steht fest, daß in nördlichen Gegenden manche Pflanzen im Lauf der Zeit ausgestorben sind, wie die Birke, welche früher auf Island, auf den Shetlandinseln und in Lappland in ganzen Wäldern vorkam, daselbst verschwunden ist; doch kann man aus einzelnen derartigen Thatsachen ebensowenig wie daraus, daß durch das Anwachsen von Eismassen, wie an der Ostküste von Grönland, Landstriche, die früher bewohnt waren, unbewohnbar geworden sind, auf eine säkulare Veränderung in den Temperaturverhältnissen schließen.

Einen wesentlichen Einfluß auf die L. übt die Erhebung über den Meeresspiegel aus. Je größer die Höhe, desto geringer ist die L. Weil die Luft in der Nähe der Erdoberfläche durch diese erwärmt wird, sie selbst aber ein schlechter Wärmeleiter ist, so wird die Temperatur der höhern Luftschichten nicht mehr direkt durch die Erdoberfläche erhöht, sondern die erwärmte Luft, welche durch Ausdehnung leichter geworden ist, steigt empor und führt ihre Wärme den höhern Schichten zu. Dadurch kommt die Luft unter einen geringern Druck, dehnt sich deshalb aus und erfährt durch den dazu erforderlichen Wärmeverbrauch eine Temperaturabnahme. Enthielte die Luft keinen Wasserdampf, so würde ihre Temperatur für jede 101 m Erhebung um 1° sinken; weil aber stets Wasserdampf in der Luft vorhanden ist, so sinkt ihre Temperatur nach der Höhe zu um so langsamer, je feuchter die Luft ist, und deshalb erfolgt die Temperaturabnahme im Winter langsamer als im Sommer. Zwischen Genf und dem St. Bernhard kommt 1° Temperaturabnahme im Dezember auf 276 m Erhebung und im August auf 147 m. Wenn das Gesetz für die Temperaturabnahme mit der Höhe für einen Ort bekannt ist, so kann man aus ihm und seiner Höhe über dem Meeresspiegel berechnen, welche Temperatur an dem betreffenden Ort vorhanden sein würde, wenn er in der Höhe der Meeresoberfläche liegen würde. Dies nennt man: die Temperatur des Ortes auf die Meeresoberfläche reduzieren. Auf diese Weise sind alle Beobachtungen, die zur Zeichnung der Isothermen benutzt sind, auf den Meeresspiegel reduziert und dadurch die lokalen Einflüsse, welche Gebirge und Hochebenen auf die Temperatur ausüben, beseitigt worden.

Luftthermometer, s. Ausdehnung, S. 111.

Lufttransportmaschinen, s. Luftbewegungsmaschinen.

Luftverdichtungsmaschinen (Kompressoren), Maschinen und Vorrichtungen, welche dazu dienen, Luft oder eine andre Gasart auf ein kleineres Volumen zusammenzupressen, als sie schon einnimmt. In ihrer einfachsten Gestalt nennt man die L. Kompressionspumpen (s. d.). Die gewöhnlichsten L. sind die Gebläse (s. d.), welche die Luft in Röhrenleitungen drücken, um sie nach einer Feuerung oder einem Schmelzapparat zu leiten. Bei sehr großen Gebläsen, wie bei Hochöfengebläsen, benutzt man diese Luft auch noch zum Heben von Lasten (pneumatische Gichtaufzüge). Die Idee, komprimierte Luft zur Kraftübertragung zu benutzen, gelangte nach mehreren vereinzelten Versuchen im Bergwerksbetrieb (Unterloire 1845, Glasgow 1850, später in Sars-Longchamps, Altenberg und Saarbrück) erst durch Sommeiller beim Bau des Mont Cenis-Tunnels zur praktischen Durchführung im großen, und jetzt ist die komprimierte Luft beim Betrieb unterirdischer Förder-, Wasserhaltungs- und Gesteinsbohrmaschinenen im Berg- und Tunnelbau sowie bei pneumatischen Posten und Eisenbahnen als Transmissionsorgan von großer praktischer Bedeutung. Für den Berg- und Tunnelbau hat die komprimierte Luft ganz besondere Vorteile, indem einerseits die aus den Maschinen ausströmende gebrauchte Luft zur Ventilation beiträgt und die große Hitze der Maschinenräume mit Dampfbetrieb vermeidet, anderseits alle Arbeitsmaschinen, welche ihren Ort verändern, mit Leichtigkeit durch Schläuche von der Hauptleitung aus angetrieben werden können. Die von Sommeiller nach dem Prinzip des hydraulischen Widders konstruierten Stoßkompressoren setzen ein Wassergefälle voraus und haben sich wenig bewährt, man benutzt daher jetzt nur Pumpen als L. Bei der Verdichtung der Luft wird Wärme frei, und da man, um geringe Dimensionen der Arbeitsmaschine zu erhalten, die Verdichtung sehr hoch treibt, so erreicht die Temperatur eine den Maschinenteilen schädliche Höhe, und man muß die Luft während des Verdichtungsprozesses kühlen. Je nachdem nun das Wasser in den Cylinder der Maschine tritt oder denselben nur von außen umgibt, unterscheidet man nasse und trockne L. Von den erstern kam die Johnsonsche Maschine zuerst am Mont Cenis zur Anwendung. Fig. 1 zeigt das Prinzip. An den liegenden, doppelt wirkenden Cylinder a mit Scheibenkolben schließen sich beiderseits die Aufsatzröhren b, welche die Saugventile c und die Druckventile d trugen. Das Kühlwasser fließt aus dem Behälter e beständig zu und bei geöffneten Saugventilen in den Cylinder. Die Druckventile führen nach dem Windsammelkasten, welcher die Luft durch das Rohr f abführt; g ist ein Schwimmer im Kasten h, welcher durch ein Ventil das durch d entweichende Kühlwasser abführt. Die Konstruktionen von Sommeiller beruhen auf demselben Prinzip und unterscheiden sich nur in der Detailkonstruktion der Ventile oder auch der Kühlwasserabführung. Fig. 2 zeigt die nasse Luftverdichtungsmaschine von Sievers (Maschinenbauaktiengesellschaft in Kalk). Sie besteht aus zwei aus einem Stücke gegossenen hohlen Mönchkolben a, welche in die Pumpencylinder b tauchen, die auf gemeinschaftlicher Grundplatte befestigt sind. c Ventilkasten, d Saugventile, e Druck-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 1. Johnsons Luftverdichtungsmaschine.]