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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lunarium – Lüneburg

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Lunaria'

wächse mit ansehnlichen violett gefärbten Blüten und herzförmigen Blättern. Wegen ihrer Blüten sind sie beliebte Zierpflanzen, gewöhnlich Mondviolen oder Silberblatt genannt. Wegen der bleibenden silberglänzenden Schotenscheidewände eignen sie sich vorzüglich für Makartbouquets. Die zweijährige L. biennis Mönch. hat geruchlose, die ausdauernde L. rediviva L. wohlriechende Blüten.

Lunarĭum (von lat. luna, Mond), Apparat zur Veranschaulichung der Bewegungen der Erde und des Mondes. (E. auch Planetarium und Tellurium).

Lunārnutation, s. Präcession.

Luna silva (lat.), Wald im alten Germanien, jetzt der Manhartsberg im Böhmer Wald.

Lunatĭci (lat.), s. Besessene.

Lunation (neulat.), die Gesamtheit der Mondphasen; auch die Zeit, innerhalb deren diese durchlaufen werden, also soviel wie synodischer Monat.

Lunātisch (lat.), mondsüchtig.

Lunch (engl., spr. lönntsch) oder Luncheon (spr. lönntsch'n), das nach engl. Sitte aus warmen und kalten Speisen bestehende Gabelfrühstück gegen Mittag.

Lund, Vogel, s. Larventaucher.

Lund (mittellat. Londinum gothorum, Lundona, Lundia), eine der ältesten Städte des Nordens, in der schwed. Provinz Schonen, Län Malmöhus, an den Linien Malmö-L. (17 km), L.-Trelleborg und L.-Landskrona, Sitz eines Bischofs, hat (1895) 15674 E., eine roman. Domkirche (1145 geweiht) mit großartiger Krypta, schöne Promenaden und Parks (Lundagård), ein Denkmal Tegnérs, der hier den «Frithjof» dichtete, von Qvarnström, große Hospitäler, Rettungsinstitut, Taubstummen-, Irrenanstalt, kulturhistor. Museum, Domschule, Lehrerseminar; mechan. Werkstätten, Handschuhfabrikation, Gießerei und Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen der fruchtbaren Umgebung. Berühmt ist die staatliche Universität, «Karolinska Universitetet», seit 1882 in einem großartigen Gebäude in griech. Renaissance, mit 4 Fakultäten, 84 Docenten und (1894) 638 Studierenden. Die Bibliothek im alten Universitätsgebäude zählt etwa 150000 Bände, für alle Fächer bestehen Seminare, Institute oder Sammlungen; ein landwirtschaftliches Institut, Alnarp, liegt bei Åkarp (8 km entfernt). – Schon 940 wurde der Ort von einer Vikingerschar nach tapferer Gegenwehr erobert und geplündert. Nach Einführung des Christentums ward die Stadt Sitz eines Bischofs, der später (1104) als Erzbischof seine Macht über Dänemark, Schweden und Norwegen ausdehnte. Nicht selten Sitz der dän. Könige und als Hauptstadt bezeichnet, war L. lange die größte Stadt ganz Skandinaviens. Doch wurde L. 1452 von dem schwed. Könige Karl VIII. Knutsson überfallen; nur die Domkirche und die Residenz des Erzbischofs entgingen der Verwüstung. 1530 wurde das Erzbistum aufgehoben und der größte Teil der Kirchengüter in Beschlag genommen. Kurz nachher ließ der dän. König die meisten Kirchen und Klostergebäude schleifen. Nach 1658 errichtete die schwed. Regierung 1668 die Universität zu L. 1676 verhinderte hier ein blutiger Sieg Karls XI. den Versuch der Dänen, die im Roeskilder Frieden verlorenen Provinzen wiederzuerobern. Der Friede wurde 1679 zu L. geschlossen. Auf dem Schlachtfelde steht das 1876 von den skandinav. Völkern errichtete Versöhnungsdenkmal.

Lunda oder Ulunda, Land im innern Afrika, östlich und südlich vom Moerosee, war bis zur Mitte ↔ des 19. Jahrh. ein großes Reich der Kasembe, das sich weit nach W. ausdehnte. Nachdem aber 1831 die Bemba im O. abgefallen waren, schmolz es nach und nach zusammen, bis es seine Grenzen auf die Umgegend am Moerosee, auf das jetzige Reich der Kasembe (s. d.) beschränkte, über das Lundareich des Muata Jamvo s. Muata Jamvos Reich.

Lunden, Kirchspiel im Kreis Norderdithmarschen des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, an der Linie Elmshorn-Tondern der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Kiel) und eines Nebenzollamtes erster Klasse, hat (1895) 4002 (1890: 3975) meist evang. E., Post, Telegraph, Ackerbau, Pferde- und Rindermärkte. L. war bis zum Untergange des Dithmarsischen Freistaates (1559) Stadt, ist Geburtsort des Satirikers Joachim Rachel.

Lundenburg, czech. Břeclava, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Göding in Mähren, in 159 m Höhe, an den Linien Wien-L. (84 km), L.-Brunn (60 km), L.-Krakau (329 km) und L.-Zellerndorf (84 km) der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (210,95 qkm, 25401 E.), hat (1890) 5908 meist deutsche E., ein fürstl. Liechtensteinsches Schloß, bedeutende Holz- und Zuckerindustrie. Im Mittelalter war L. Hauptort und Residenz eines mähr. Herzogs.

Lunder Missionsgesellschaft, s. Schwedische Mission.

Lundgren, Egron Sellif, schwed. Maler, geb. 18. Dez. 1815 zu Stockholm, besuchte 1835–39 daselbst die Kunstakademie, studierte in Paris unter L. Cogniet und ging 1841 nach Italien, wo er Bilder aus dem ital. Volksleben malte: Neapolit. Bauernfamilie, Neapolit. Fischer, Das Corpus-Domini-Fest (letzteres im Nationalmuseum zu Stockholm). 1849 ging er nach Spanien, 1851 nach England und bildete sich hier zu einem hervorragenden Aquarellisten aus. Von der Königin Victoria erhielt L. eine Menge Bestellungen, malte Familienfeste des Königshofs, Begebenheiten des Tages u. dgl., aber auch Scenen aus den Shakespeare-Dramen, Bilder aus dem Süden u.s.w. Als 1858 der Indische Krieg ausbrach, erhielt er von einem Hause in Manchester den Auftrag, sich als eine Art artistischer Korrespondent nach dem Kriegsschauplatz zu begeben. 1859 kehrte er mit einer reichen Ernte von geistvollen Studien nach England zurück, wo dieselben zu trefflichen Aquarellen verarbeitet wurden (Episode aus der Schlacht bei Doondiakera, Diamanthändler in Benares; im Nationalmuseum). 1860 ging er nach Schweden znrück, bereiste dann wiederholt Italien, Spanien, Ägypten. L. wurde 1850 Mitglied der Schwedischen Akademie, 1800 der engl. Society of Painters in water colours und starb 10. Dez. 1875 in Stockholm. Seine reiche Sammlung von Studien und Skizzen gehört dem Schwedischen Nationalmuseum. Seine Schilderungen von Italien, Spanien und Indien sind erschienen u. d. T. «En målares anteckningar» (3 Bde., Stockh. 1871–73; 2. Aufl. 1874).

Lundi (frz., spr. löngdi), Montag; Lundisten, s. Feuilleton.

Lundy (spr. lönndĕ), Insel an der Nordküste der engl. Grafschaft Devon, 18 km im NW. vom Hartland-Head, 372 ha groß, hat 177 E. und trägt einen Leuchtturm (105 m).

Lüneburg. 1) Regierungsbezirk der preuß. Provinz Hannover, umfaßt das alte welfische Fürstentum L. und das abgetretene lauenb. Amt Neuhaus, gehört dem norddeutschen Flachlande an, ist zum

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 376.