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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lutherbuche – Luttenberg

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Lutheraner'

wiegend lutherisch gesinnten Konsistorien vielfach gehemmt, die Mitte zwischen Konfessionellen und Liberalen zu halten. Aber seit der Entlassung des Präsidenten Herrmann (1878) verlor die «Mittelpartei» ihren bisherigen Einfluß und die von den Hofpredigern geführten Anhänger der positiven Union schlossen sich immer enger mit den L. zusammen. Beide Parteien haben seitdem auf allen Generalsynoden und auf den meisten Provinzialsynoden der preuß. Landeskirche die überwiegende Majorität behauptet.

Unter den deutschen theol. Fakultäten behaupteten bisher Greifswald, Rostock, Erlangen und im wesentlichen auch Leipzig den konfessionell-luth. Charakter. – Vgl. Schwarz, Zur Geschichte der neuesten Theologie (4. Aufl., Lpz. 1869); Hase, Kirchengeschichte auf Grundlage akademischer Vorlesungen, Bd. 3 (ebd. 1892).

Lutherbuche, s. Altenstein (Schloß).

Lutherfestspiele hat schon die erste Säkularfeier der Reformation (1617) hervorgebracht, so Kielmanns «Tetzelocramia», Rinckarts «Eislebisch-Mansfeldische Jubelkomödie», Hirtzwigs «Lutherus» u.a. Wie schon diese Stücke von Bürgern und Studenten agiert wurden, so glaubte man an Luthers 400jährigem Geburtstag 1883 die Teilnahme des Volks für das Fest dadurch steigern zu können, daß L. durch Dilettanten zur Aufführung gebracht würden. Diesem Zweck entsprechend zeigen die L. von Herrig (für Worms gedichtet), von Otto Devrient (in Jena 1883 und an vielen andern Orten gespielt) sowie die bereits ältere Dichtung Trümpelmanns keine dramatisch geschlossene Handlung, sondern führen nur einzelne bedeutende Bilder aus dem Leben des Reformators vor. Der große Erfolg, den namentlich die L. in Jena und Worms gehabt haben, hat dort den Plan hervorgerufen, diese L. sowie ähnlich angelegte historische und religiöse Spiele auch in Zukunft von Zeit zu Zeit aufzuführen. Andere Luther behandelnde Dramen dichteten Zach. Werner, Henzen u.a. - Vgl. Erdmann, Die L. (Wittenb. 1888).

Lutherische Kirche, s. Lutheraner.

Lutherischer Gotteskasten, s. Gotteskasten.

Lutherstiftung, deutsche, eine Frucht der vierhundertjährigen Geburtsfeier Luthers (1883), stellt sich die Aufgabe, die Erziehung von Kindern unbemittelter prot. Pfarrer und Lehrer, besonders auf dem Lande, durch Gewährung von Stipendien und Geldunterstützungen anderer Art zu erleichtern. Die L. hat ihren Sitz in Berlin und gewinnt durch 19 Haupt- und 179 Zweigvereine die nötigen Geldmittel. Durch Wanderversammlungen sucht sie das allgemeine Interesse zu erwecken. Ende 1895 betrug das Kapital 237850 M., die Summe der gewährten Beihilfen an Pfarrerfamilien 144734 M., an Lehrerfamilien 229962 M. 1895 sind etwa 39000 M. an 190 Pfarrerskinder und an 408 Lehrerskinder verteilt worden.

Lutidīne, s. Pyridinbasen.

Lutieren (lat.), das bei einzelnen chem. und technischen Operationen vorzunehmende Verkitten von Fugen an Apparatteilen, um entweder einem Entweichen von Dämpfen oder Gasen aus den Apparaten vorzubeugen oder ein Eindringen von Luft oder andern Gasen in die Apparate zu verhindern. Der zu verwendende Kitt oder das Lutum muß der betreffenden Operation angepaßt sein. Man lutiert die eisernen Thüren der Kopfstücke der Gasretorten mit Lehm, die Fuge zwischen einem Schmelztiegel und seinem Deckel mit Thon, gläserne ↔ Destillationsapparate durch Aufstreichen eines Teiges von Leinmehl oder Roggenmehl u.s.w.

Lutizen, Volksstamm, s. Wilzen.

Lütjenburg, Stadt im Kreis Plön des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, 8 km von der Ostsee, an der Kossau und der Nebenlinie Gremsmühlen-L. (17,2 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Kiel), hat (1895) 2442 (1890: 2506) E., darunter 28 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, alte got. Kirche mit Denkmälern der Reventlowschen Familie, neues Krankenhaus, Wasserleitung; 3 Branntweinbrennereien und Brauerei.

Luetk., hinter lat. Namen von Tieren Abkürzung für Chr. Friedr. Lütken, einen dän. Zoologen.

Lütke, Feodor Petrowitsch, Graf, russ. Admiral, geb. 17. (28.) Sept. 1797 in Esthland, wurde im Seekadettenkorps erzogen, begleitete 1817–19 den Kapitän Golownin auf der Reise um die Welt, erforschte 1821–24 auf der Brigg Nowaja Semlja das Nördliche Eismeer, machte 1826–29 auf der Korvette Senjawin eine Reise um die Erde, wobei er zuerst die Küste Kamtschatkas bestimmte und fünf Inselgruppen in Polynesien entdeckte, und 1830 eine Fahrt in die Gewässer Islands, um seine frühern Beobachtungen über Pendelschwingungen fortzusetzen. 1842 wurde L. zum Erzieher des Großfürsten Konstantin ernannt, 1850 zum Commandeur des Hafens in Reval, 1853 zum Militärgouverneur in Kronstadt. 1855 wurde er in den Grafenstand erhoben, 1864–82 war er Präsident der Petersburger Akademie der Wissenschaften. Er starb 20. (8.) Aug. 1882 in Petersburg. L. schrieb: «Viermalige Reise durch das Nördliche Eismeer in den J. 1821–24» (russisch, Petersb. 1828; deutsch von Erman, Berl. 1833–38), «Reise um die Erde auf der Korvette Senjawin in den J. 1826–29» (russisch, 4 Bde., Petersb. 1835–36; französisch, 3 Bde., Par. 1835–36), «Observations du pendule invariable exécutées dans un voyage 1826–29» (in den (Memoiren der Petersburger Akademie der Wissenschaften, 1836).

Luton (spr. ljuht'n), Municipalborough in der engl. Grafschaft Bedford, in einem schönen Thale bei der Quelle des Lea, ist Eisenbahnknotenpunkt, hat (1891) 30005 E. (gegen 23960 im J. 1881). L. ist Hauptsitz der engl. Strohflechterei.

Lutra (lat.), die Fischotter.

Lütschĭne, linker Nebenfluß der Aare im Oberland des schweiz. Kantons Bern, mündet bei Bönigen, 2½ km östlich von Interlaken, in den Brienzer See (566 m). Die Schwarze L. fließt aus dem obern Grindelwaldgletscher, durchfließt das Grindelwald- und Lütschinenthal und vereinigt sich bei Zweilütschinen (650 m) mit der Weißen L., welche aus den Bächen des Tschingel-, Breithorn- und Schmadrigletschers entsteht, das Thal von Lauterbrunnen durchfließt, links die Sefinen-Lütschine und den Staubbach empfängt. Die L. ist 22 km lang. Das Flußgebiet umfaßt 552 qkm, davon 13,6 Proz. Gletscher.

Lu-tschu-Inseln, s. Liu-kiu.

Lutte, im Bergwesen eine aus Brettern zusammengefügte oder aus Röhren von Zinkblech, verbleitem oder verzinntem Eisenblech oder Asphaltpappe bestehende Wetter- oder Wasserleitung.

Luttenberg. 1) Bezirkshauptmannschaft in Steiermark, hat 316,12 qkm und (1890) 26672 (12603 männl., 14069 weibl.) slowen. E. in 53 Gemeinden mit 122 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke L. und Ober-Radkersburg. –

2) L., slowen. Ljutomer, Markt und Sitz der Bezirkshaupt-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 397.