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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mädelbaum - Mader.

schränktem Terrain an der Südküste wächst, mindestens sechs Jahre zur vollkommenen Reife bedarf, und dessen beste Sorten nicht in den Handel kommen, sondern der königlichen Familie von Portugal gehören. Der eigentliche M. (trockner M., engl. Dry Madeira) bildet dagegen einen sehr bedeutenden Handelsartikel und ist neben Portwein und Champagner der wertvollste Weltwein. Um ihn schneller zu zeitigen, lagert man ihn auf der Insel in großen heizbaren Magazinen; ein viel besseres Resultat aber erzielt man, wenn man den Wein wiederholt nach Westindien sendet. Der völlig reife Wein heißt Vino di Roda. Man unterscheidet zwei Sorten Dry Madeira: den Sercial, angeblich aus rheinischen Rieslingtrauben, und Boal. Gut abgelagerter M. hat eine milde Fülle, ein köstliches, prickelndes, hochfeines Aroma und einen Reichtum an Geist, die ihn von jeher in die erste Klasse der Weine gestellt haben; er ist einer der stärksten und schwersten Weine und enthält 16-20 Proz. Alkohol. Kein Wein wird so viel verfälscht oder nachgemacht wie der M.; man ersetzt ihn durch die verschnittenen Weine der südkanarischen Inseln, der Azoren, des Kaps und Spaniens und treibt in Frankreich (Cette, Marseille), Magdeburg, Hamburg etc. die entschiedenste Pantscherei, indem man besonders alte Weißweine, auch Obstwein, mit Nußschalenextrakt, Honig etc. auf M. verarbeitet. Roter M. ist der Tinto (Inselburgunder), welcher, solange er jung ist, dem Burgunder gleicht, im Alter aber dunkel bernsteinfarben wird und sehr reich an Gerbstoff ist. Guter M. wirkt bei Schwächezuständen entschieden kräftigend auf den Organismus. Man trinkt ihn als sogen. Frühstückswein und als Vorwein (nach der Suppe), seltener als Dessertwein. Der Weinstock wurde aus Cypern oder Kreta im 15. Jahrh. auf Madeira eingeführt; er gedieh vortrefflich, und die Ernte gab bis 83,600 hl. Aber 1852 zerstörte das Oidium sämtliche Weinberge. Von neuem angepflanzt, erholten sie sich wieder; aber 1873 erschien die Phylloxera, und die Weinproduktion sank abermals, hob sich indes bis 1882 wieder auf 16,609 hl. Doch dürfte die Produktion schwerlich wieder die Hälfte der frühern erreichen, weil inzwischen die Verhältnisse (Zölle, Mode) sich für den M. sehr ungünstig gestaltet haben. Vgl. Smyth, L'île de Madère et la vérité sur ses vins (Par. 1878).

Mädelbaum, in Süddeutschland s. v. w. Kiefer.

Madeleine (Madelaine, franz., spr. madlähn), s. v. w. Magdalene. Das Diminutiv ist Madelon.

Madeleine, La (spr. madlähn), Flecken im franz. Departement Nord, Arrondissement Lille, industrieller Vorort von Lille, dicht vor der Enceinte und an den nach Hazebrouck und Belgien führenden Bahnlinien gelegen, hat sich in der letzten Zeit rasch entwickelt und zählt (1886) 8907 Einw., welche Baumwoll- und Leinenspinnerei und -Weberei, Bleicherei, Fabrikation von Chemikalien etc. betreiben.

Mädeler Gabel, Berg in den Algäuer Alpen, zwischen der obern Iller und dem Lech auf der Grenze zwischen Bayern und Tirol, 2643 m hoch.

Madeley (spr. mäddlĭ), städtischer Bezirk in Shropshire (England), der sich etwa 5 km weit längs des Severn hinzieht, und zu dem außer M. noch Coalbrookdale, Ironbridge und Coalport gehören, hat Kohlengruben, Eisenhütten, Gießereien, Töpfereien, Porzellanfabrikation und (1881) 9212 Einw.

Madelonetten, s. v. w. Magdalenerinnen.

Mädelsüß, s. Spiraea.

Mademoiselle (franz.), s. Damoiselle.

Maden, die fußlosen Larven mehrerer Insektengattungen (s. Fliegen und Insekten, S. 979).

Madenhacker (Buphaga L.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel und der Familie der Stare (Sturnidae), Vögel mit kräftigem, an der Wurzel breitem und rundlichem, auf der Firste etwas niedergedrücktem, gegen die übergreifende Spitze zu gewölbtem Schnabel, kurzläufigem, stämmigem, langzehigem Fuß mit scharfen Nägeln, langen Flügeln, in welchen die dritte Schwinge am längsten ist, und langem, breitem, keilförmig zugespitztem Schwanz. Der M. (B. erythrorhyncha L.), 21 cm lang, 33 cm breit, oberseits olivenbraun, an den Kopfseiten und der Kehle heller, unterseits hell rostgelblich, an den Schwingen dunkelbraun, mit gelbem Auge, rotem Schnabel, braunem Fuß, bewohnt Mittelafrika, lebt in Gesellschaften von 6-8 Stück ausschließlich in der Nähe größerer Säugetiere, wie Nashorn und Elefant, weidender Rinder und Kamele, und sucht diesen die Zecken und die unter der Haut schmarotzenden Larven von Biesfliegen ab. Zwischen den Säugetieren und dem M. besteht das beste Einvernehmen, und selbst wenn der Vogel die Haut spaltet, um die Larven herauszuziehen, wehren sie ihn nicht ab, während freilich wund gedrückte Pferde und Kamele sich auf jede Weise vor dem M. zu schützen suchen.

Madensteine, verkieselte Farne des Rotliegenden.

Madenwurm (Oxūris ^[richtig: Oxyūris] Rud.), Gattung aus der Klasse der Nematoden (Rundwürmer) und der Familie der Askariden (s. d.), schmarotzt sowohl in Insekten als auch in kaltblütigen und warmblütigen Wirbeltieren. Der Parasit des Menschen ist der Pfriemenschwanz oder Springwurm (O. vermicularis L.). Das Weibchen wird 1 cm lang und besitzt einen schwanzartigen Hinterleib; das viel seltenere Männchen erreicht nur eine Größe von 4 mm. Der M. ist neben dem Spulwurm der häufigste Eingeweidewurm des Menschen und findet sich oft zu Tausenden im Darm. Einer entfernten Ähnlichkeit mit Fliegenmaden verdankt er seinen Namen. Die zum Teil schon im Darm des Menschen gelegten Eier entwickeln sich hier oder außerhalb bis zu einem gewissen Punkt; jedoch schlüpfen die Embryonen erst aus, wenn die Eier wieder in den Magen gelangen. Zu dieser Übertragung bietet sich bei der Kleinheit und Widerstandsfähigkeit der Eier tausendfältige Gelegenheit (durch Fliegen, Luftströmungen, ungewaschenes Obst, Wasser etc.). Als kotfressendes Tier findet sich der M. besonders im Dickdarm, kommt aber auch im Blind- und Dünndarm und in der Scheide vor, wandert abends in großer Zahl aus und nach einiger Zeit wieder ein und erregt dabei ein fast unerträgliches Jucken, welches bei Mädchen zur Onanie verführen kann. Auch durch Reizung der Sakralnerven vom Mastdarm aus wirken die Würmer auf die Geschlechtsorgane und führen die bedenklichsten Folgen herbei. Sie veranlassen eine Entzündung der Schleimhaut des Darms und beeinträchtigen bei massenhaftem Vorkommen endlich auch die Ernährung. Die Art O. ambigua Rud. aus dem Darm des Hasen und Kaninchens war schon Aristoteles bekannt und wurde von ihm als Ascaris bezeichnet, während man gegenwärtig unter dem letztern Namen den Spulwurm versteht.

Mader, Georg, Maler, geb. 9. Sept. 1824 zu Steinach in Tirol, wurde Müller, bildete sich dann zwei Jahre lang bei dem Maler Hans Mader in Innsbruck, mußte dann aber zum Betrieb der Mühle nach Steinach zurückkehren, bis er sich endlich seit 1844 in München ganz der Malerei widmen konnte. 1851 begleitete er seinen Lehrer Schraudolph nach Speier, wo er bis 1853 an den Wandgemälden im dortigen