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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Madridējos; Madrigāl; Madrileña; Madrillbrett; Madschus; Madura; Madurabein

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Madridejos - Madurabein

neue große Bibliotheksgebäude mit Bibliothek, Archiv, naturgeschichtlichem und archäolog. Museum sowie Sammlung moderner Gemälde.

Bildungsanstalten. Die Nationalbibliothek hat über 500000 Drucke, 100000 Manuskripte und eine Medaillensammlung, die Universitätsbibliothek zählt 200761 Bände und 3000 Handschriften; ferner sind wichtig: die Bibliothek des naturwissenschaftlichen Museums; das Museo del Prado oder das königl. Museum, welches eine der reichsten Gemäldesammlungen der Welt (2200 Bilder, darunter Meisterwerke von Murillo, Velazquez, Raffael, Tizian, Rubens, Tintoretto, Poussin u. s. w.) enthält; das histor. Archiv, wertvoll durch die Klosterurkunden; die Armeria (Waffensammlung), die Vasen- und Münzsammlung im archäolog. Museum; das königl. naturwissenschaftliche Museum, die Sternwarte, der botan. Garten, das geogr.-statist. Institut. Wissenschaftliche Gesellschaften sind: die königl. Akademie, 1713 gegründet (s. Akademien, Bd. 1, S. 277 b), die für Mathematik und Naturkunde, für moralische und polit. Wissenschaften, für Medizin und Jurisprudenz. An Unterrichtsanstalten besitzt M. die Centraluniversität mit 5 Fakultäten und 5800 Hörern, höhere Architektur-, Veterinär- und diplomat. Schulen, die Institute oder Gymnasien von San Isidoro und vom Kardinal Cisneros, eine Hochschule der Musik, eine Ingenieurschule, eine Bergbauschule, eine Gewerbeschule; ferner das Ateneo artistico, cientifico y literario. An Wohlthätigkeitsanstalten bestehen 18 Hospitäler sowie 15 Asyle. Unter den Theatern nimmt das königl. Opernhaus den ersten Rang ein, das Teatro español giebt klassische Stücke. Sonst sind noch zu erwähnen das Amphitheater für Stiergefechte, welches 12000 Personen faßt, der große Wettrennplatz oder Hippodrom weit im O. Die wichtigsten Zeitungen sind: «La Epoca», «El Imparcial», «El Liberal», «Correo español», «Siglo futuro», «El Dia», «La Correspondencia» und «El Heraldo».

Industrie und Handel sind mit denen anderer großen Städte Europas nicht zu vergleichen. Fast jeder Artikel für Nahrung und die meisten für Bekleidung kommen von auswärts; daher ist das Leben teurer als in den meisten andern Großstädten Europas. Neben der Bank von Spanien mit einem Kapital von 100 Mill. Pesetas, welche die einzige Notenbank ist, bestehen noch Kredit- und Versicherungsgesellschaften, eine Hypothekenbank, Filialen des Crédit Lyonnais, der Union, der Bank of Spain and England in London, der Deutschen Bank in Berlin (unter der Firma Guillermo Vogel y Cia., Kommanditgesellschaft), die Börse mit der Handelskammer; Fabriken für Tabak, Cigarren, Teppiche, Gold- und Silberwaren, Porzellan, Leder, ferner Wagenbau, Möbelfabrikation u. s. w. Für den Handel ist die centrale Lage von großer Bedeutung. Die Bahnen führen nach Saragossa (341 km), Alcazar-Alicante (455 km), Taravera-Portug. Grenze (401 km), Badajoz (507 km), Arganda (28 km), Villa del Prado (65 km) und im Anschluß an das franz. Bahnnetz nach Irun (631 km).

Geschichte. Der Name M. wird von Majoritum abgeleitet. Unter diesem wird es 930 als ein mauerbefestigter Außenposten von Toledo erwähnt. Die Stadt erhob sich erst unter Karl Ⅰ. (Karl Ⅴ. von Deutschland) zu größerer Bedeutung und ist seit Philipps Ⅱ. Zeiten (1561) die Residenz der Könige, welche sich abwechselnd hier und auf den Reales Sitios oder zeitweiligen Residenzen von Aranjuez, Escorial und La Granja (s. diese Artikel) aufhielten, und wurde durch Verträge und Friedensschlüsse, insbesondere durch die zwischen Karl Ⅴ. und Franz Ⅰ. von Frankreich 1526, zwischen Spanien und Venedig 1617 und zwischen Portugal und Spanien 1800 merkwürdig. – Vgl. Amador de los Rios, Historia de la villa y corte de M. (4 Bde., Madr. 1861‒64); Fernandez de los Rios, Guia de M. (ebd. 1876); Valverde, La capital de España. (ebd. 1883).

Madridējos (spr. -chos), Bezirkshauptstadt in fruchtbarer Gegend der span. Provinz Toledo, mit (1887) 6579 E., hat Fabrikation von Wollzeugen, Safranbau und Käserei.

Madrigāl, eine aus Italien stammende lyrische Dichtform, die ihren Reiz vornehmlich in der melodischen Schönheit kunstvoller Reimverschlingung sucht. Es ist eine Nebenart des Sonetts, aus mehrern drei-, ja vierzeiligen Absätzen bestehend. – Vgl. Strümpell, Das französische M. vom 16. bis zum 19. Jahrh. (Braunschw. 1873). – In der Musik heißt M. das hauptsächlich im 16. Jahrh. blühende mehrstimmige (meist fünfstimmige), kunstvoll gearbeitete Chorlied, das besonders in Italien gepflegt wurde. – Vgl. E. Vogel, Bibliothek der gedruckten weltlichen Vokalmusik Italiens (2 Bde., Berl. 1892).

Madrileña (spr. -lenja, «Madriderin»), Bezeichnung für einen span. Tanz.

Madrillbrett, s. Petarde.

Madschus, soviel wie Parsen (s. d.).

Madura, Insel bei Java (s. d.), mit 4570, als Residentschaft 5286 qkm.

Madura, Madhurā (sanskr. Mathura), die Hauptstadt des Distrikts M. in der indobrit. Präsidentschaft Madras, am Flusse Waigai, Sitz einer kath. und einer prot. Mission, hat (1891) 87428 E. und bedeutenden Baumwollhandel. Einst war M. Hauptstadt des Königreichs Karnatak (s. d.). Noch sind die großartigen Trümmer des alten Königspalastes und ein heiliger Tempel des Çiwa vorhanden. Unter den Rasthäusern für Pilger zeichnet sich eine Prachthalle aus, von grauem Granit, 106 m lang und 42 m breit. (S. Tafel: Indische Kunst Ⅲ, Fig. 4 u. 5.)

Madurabein oder Madurafuß (Mycetoma, Podelkoma, Fungus foot of India), eine in Indien epidemische Krankheit, welche nicht bloß die untern Extremitäten, sondern häufig auch die obern Gliedmaßen und den Stamm befällt. Die Hauptsymptome bestehen in einer allmählich zunehmenden Anschwellung und Verdickung der betroffenen Körperteile, wobei sich auf der infiltrierten Haut bohnen- bis haselnußgroße harte Knoten entwickeln, welche späterhin ausbrechen und eine übelriechende serös-eiterige Flüssigkeit entleeren. Nach und nach wird das erkrankte Körperglied bis auf die Knochen nach allen Richtungen hin von geschwürigen fistulösen Gängen unterwühlt, aus denen sich durch Druck eigentümliche graubraune bis schwarze Körner von der Größe eines Schrotkorns bis zu der einer Flintenkugel herausheben lassen. Carter hält das Leiden für eine Schimmelpilzkrankheit, bedingt durch Chionyphe Carteri Berk., deren langgegliederte vielverzweigte Myceliumfäden sich in Haut und Unterhautzellgewebe einnisten und die Zerstörungen der Weichteile hervorrufen. Die Behandlung besteht in der möglichst frühzeitigen Entfernung der erkrankten Hautstellen; bei vorgeschrittenem Krankheitsprozeß ist Amputation erforderlich. – Vgl. Carter, On mycetoma or the Fungus disease of India (Lond. 1874).