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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Magnetnadel - Magnolia

Magnetnadel, ein dünnes, in seinem Schwerpunkt an einem ungedrehten Coconfaden aufgehängtes oder auf einer feinen Spitze einer lotrechten Achse schwebendes Magnetstäbchen, das durch die Einwirkung des Erdmagnetismus an jedem Orte eine bestimmte Lage annimmt. Die M. ist in diesem Falle eine Deklinationsnadel. Wenn dagegen ein Magnetstäbchen um eine wagerecht durch seinen Schwerpunkt gelegte Achse drehbar ist und mit seiner Ebene im magnetischen Meridian liegt, so erhält man eine M., die mit der Horizontalebene einen bestimmten Winkel bildet, den man magnetische Inklination nennt; die M. heißt dann Inklinationsnadel. (S. Magnetismus der Erde und Kompaß.) Magnetograph (grch.), ein Magnetometer (s. d.), das seine Anzeigen selbstthätig, meist photographisch, auszeichnet. Je nachdem ein M. die Deklination oder Inklination registriert, heißt er Deklinograph oder Inklinograph. Da jedoch die selbstthätigen Aufzeichnungen möglichst oft durch genaue Messungen kontrolliert werden müssen, so haben die M. eine allgemeine Einführung nicht gefunden.

Magneto-Induktion, s. Induktion, elektrische (Bd. 9, S. 581 a).

Magnetometer (grch.), ein Magnetstab, der an ungedrehten Coconfäden oder an einem sehr feinen Drahte in horizontaler Lage, mithin in seinem Schwerpunkte aufgehängt ist und nach Gauß (1833) zur genauern Bestimmung der Deklination, d. h. der Abweichung, der magnetischen Achse des Stabes (der Linie, die seine beiden Pole verbindet) von dem geogr. Meridian, sowie durch Kombination geeigneter Versuche zur Messung der Intensität des Erdmagnetismus dient. Der Magnetstab trägt, wie das Spiegelgalvanometer (s. Galvanometer), senkrecht zur magnetischen Achse einen Planspiegel, und seine Stellung gegen den geogr. Meridian wird mittels eines Fernrohrs durch das gespiegelte Bild eines vor dem Spiegel in der Entfernung von mehrern Metern aufgestellten eingeteilten Millimetermaßstabes bestimmt. (S. auch Bifilarmagnetometer.) Ein M., das seine Anzeigen selbstthätig aufzeichnet, heißt Magnetograph (s. d.).

Magnetomotorische Kraft, s. Feld, magnetisches.

Magnetooptische Elektricitätserregung. Wird ein linearpolarisierter Lichtstrahl längs der Achse durch ein mit Schwefelkohlenstoff gefülltes Rohr geleitet, welches mit einer Drahtspule umwunden ist, so erfährt die Polarisationsebene dieses Strahls jedesmal eine Drehung, wenn die Spule von einem galvanischen Strom durchflossen wird, und zwar im Sinne des positiven Stroms. Diese elektromagnetische Drehung der Polarisationsebene wurde von Faraday entdeckt. Sheldon will umgekehrt beobachtet haben, daß ein polarisierter Strahl, welcher das Schwefelkohlenstoffrohr durchläuft, in der umgebenden Spule einen Strom erzeugt, sobald die Polarisationsebene des Strahls gedreht wird. Die Röhre mit Schwefelkohlenstoff war 175 mm lang, 23 mm weit, mit einer Spule von 7,21 Ohm Widerstand umwickelt, in welcher ein Strom von 1 Ampere eine Drehung von 75 Minuten hervorbrachte. Als polarisiertes Licht hindurchgeleitet wurde, dessen Polarisationsebene 300mal in der Sekunde mit Hilfe eines schwingenden Spiegels um 90° hin und her gedreht wurde, hörte Sheldon in dem mit der Spule verbundenen fernen Telephon die Oktave der Schwingungszahl des Spiegels. Mannigfaltige Vorschläge zur Untersuchung dieser Erscheinung rühren von H. Schoentjes her. Es muß wohl abgewartet werden, ob die fragliche Erscheinung nicht auf photophonische oder andere einfachere Vorgänge zurückzuführen ist. - Vgl. Wiedemanns Beiblätter (1890); Thomson, Anwendungen der Dynamik auf Physik und Chemie (Lpz. 1890).

Magnetotherapie (grch.), die Behandlung von Krankheiten durch den sog. Lebensmagnetismus, s. Tierischer Magnetismus.

Magnetpole, die Pole eines Magneten (s. d., Elektromagnetismus und Magnetismus).

Magnetzeiger, Zeigertelegraph, s. Elektrische Telegraphen (Bd. 5, S. 1006 fg.).

Magnificat (lat.), der mit den Worten M. anima mea Dominum ("meine Seele erhebt den Herrn") beginnende Lobgesang der Maria (Luk. 1, 46-55), der oft in Musik gesetzt ist und in der kath. Kirche täglich bei der Vesper gesungen oder gebetet wird.

Magnificenz (vom lat. magnificus), d. h. Herrlichkeit oder Hoheit, ist der Titel der Rektoren (rector magnificus) oder auch der Kanzler einiger Universitäten sowie der regierenden Bürgermeister in den Freien Städten. Ein Fürst als Rektor heißt Magnificentissimus.

Magnium, soviel wie Magnesium (s. d.).

Magnolia L., Magnolie oder Biberbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Magnoliaceen (s. d.) mit etwa 15 Arten, teils im östl. Asien, teils in Nord- und Südamerika, Bäumen oder Sträuchern mit ansehnlichen, lebhaft gefärbten Blüten. Eine der prächtigsten ist M. grandiflora L. (s. Tafel: Polycarpen, Fig. 5) mit immergrünen, oben glänzenden, harten Blättern und weißen, stark duftenden Blumen, die bisweilen einen Durchmesser von 30 cm haben. Der Baum erreicht in seiner Heimat (östlich vom Mississippi vom 35. Grade bis südlich zur Meeresküste) eine Höhe von 30 bis 32 m und einen Stammdurchmesser von 80 bis 90 cm und trägt dort nicht selten 5-600 Blumen zugleich. Diese Art gedeiht im Freien im südl. Deutschland und blüht auch reichlich (wenn aus Ablegern von blühbaren Bäumen erzogen), erreicht aber bei weitem nicht die angegebene Größe. Man hat von ihm mehrere Gartenvarietäten. M. glauca L. ist ein fast noch immergrüner und auch im Vaterlande (südl. Teil der Vereinigten Staaten) stets niedriger und strauchartiger Busch mit stumpfen, elliptischen, unten eisgrauen Blättern und weißen, wohlriechenden Blüten. Er hält wie die folgende Art auch in Deutschland harte Winter im Freien aus. M. acuminata L., ein hoch werdender Baum, wegen der kleinen pfeffergurkenähnlichen Früchte in Amerika Gurkenbaum genannt, hat breite, lang gespitzte, unterseits haarige Blätter und bis 15 cm im Durchmesser haltende, innen gelbliche, außen bläuliche Blüten. Die nördlichste amerikanische und deshalb bei uns gut im Freien aushaltende Art ist M. tripetala L., wegen ihrer oft 50-60 cm langen, schmalen, an den jungen Trieben schirmartig stehenden Blättern Schirmbaum genannt. Die Blumen sind weiß. M. auriculata Lam. ist charakterisiert durch bisweilen geigenförmige, sonst auch eiförmig zugespitzte, 30 cm lange Blätter mit ohrförmigen Lappen am Grunde. Die Blumen haben eine schöne milchweiße Farbe. Die ansehnlichsten Blätter besitzt M. macrophylla Mich. Auch die weiße, angenehm duftende Blume wird bis 26 cm breit und jedes ihrer eiförmigen Blätter ist am Grunde mit einem rosenroten Flecken verziert.