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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mago - Mahabalipur.

Mago, 1) karthag. Suffet, einer der Begründer der karthagischen Macht (550-500 v. Chr.) und wahrscheinlich derselbe, welcher in karthagischer Sprache ein Werk in 28 Büchern über den Landbau verfaßte, das von Cassius Dionysius ins Griechische und infolge eines Senatsbeschlusses von Decimus Silanus ins Lateinische übersetzt sowie von Varro, Columella und Plinius benutzt wurde.

2) Sohn des Hamilkar Barkas, jüngerer Bruder des großen Hannibal, begleitete diesen 218 v. Chr. auf seinem Zug von Spanien nach Italien und wohnte dessen großen Siegen 218-216 bei. Nach der Schlacht bei Cannä eroberte er eine Anzahl Städte in Samnium und Bruttium und begab sich dann nach Karthago, um die Nachricht von den gewonnenen Erfolgen zu überbringen und Verstärkungen für Hannibal zu verlangen. Er nahm nun an dem Krieg in Spanien teil, verließ dieses 206 und begab sich der Anordnung des karthagischen Senats gemäß nach Italien, wo er 205 in Genua landete. Seine Absicht war, von hier aus Hannibal entgegenzurücken und sich zu gemeinsamer Kriegführung mit ihm zu verbinden; er wurde aber 203 geschlagen und selbst verwundet, erhielt darauf den Befehl, nach Afrika zurückzukehren, starb aber auf der Rückfahrt an der in der Schlacht erhaltenen Wunde. Vgl. Friedrich, Biographie des Barkiden M. (Wien 1880).

Mágocs (spr. -gotsch), Markt im ungar. Komitat Baranya, an der Ungarischen Staatsbahn (Zákány-Báttaszék), mit (1881) 3720 ungar. Einwohnern.

Magog, Name eines Volkes, welches 1. Mos. 10, 2 unter den Japhetiden und Hesek. 38, 2 (vgl. 39, 6) angeführt wird und unter seinem König Gog, verbündet mit Persern, Armeniern und Kimmeriern, gegen Palästina heranzieht. Wahrscheinlich ist unter M. die Gesamtheit der nördlich von den kaukasischen Gebirgen wohnenden Völker zu verstehen, von welchen zu den Hebräern nur dunkle Sagen gedrungen waren (vgl. die Radkarte des Mittelalters beim Art. "Erdkunde", S. 756). Später galten Gog und M. als Zusammenfassung aller zukünftigen Feinde des Reichs Gottes (Offenb. 20, 8). Mit denselben Namen werden auch zwei kolossale Kriegerfiguren in der Guildhall zu London bezeichnet, welche nach der Sage den Sieg eines sächsischen Riesen über einen Riesen von Cornwallis versinnlichen sollen.

Magot, s. Makako.

Magra, Fluß in der ital. Provinz Massa e Carrara, entspringt auf dem Apennin, westlich vom Paß La Cisa, durchfließt die Landschaft Lunigiana, nimmt die Vara auf und mündet, 70 km lang, in das Ligurische Meer östlich vom Golf von Spezia. Er bildet die Grenze zwischen Oberitalien und der eigentlichen italienischen Halbinsel.

Magsamen, s. v. w. Gartenmohn, s. Papaver.

Maguey, s. Agave.

Magueygummi, s. Chagualgummi:

Maguntiācum, s. Mainz.

Magus aus Norden, s. Hamann.

Magyar (spr. mádjar), Laszlo, ungar. Reisender, geb. 1817 zu Maria-Theresiopel, studierte in Fiume die nautischen Wissenschaften, ging dann nach Argentinien, wo er am Kampf gegen Uruguay teilnahm. 1847 gelangte er an die Westküste Afrikas, bereiste 1848 den Congo, ging von da nach den portugiesischen Besitzungen in Benguela und Anfang 1849 nach Bihé, wo er sich mit der Tochter eines Negerhäuptlings verheiratete. Nachdem er mehrere Sprachen und Dialekte der Neger erlernt, brach er im Februar 1850 mit einem zahlreichen Gefolge von Bihé auf und bereiste das Land des Muata Jamvo bis Jakilem am Kassabe (Nebenfluß des Congo), worauf er 1851 auf einem östlichern Weg zurückkehrte. 1852 besuchte er die Landschaft Kamba und den Mittellauf des Cuneneflusses und 1855 zum zweitenmal Lobal an den Quellen des Sambesi. 1857 verließ er nach der Ermordung seines Schwiegervaters Bihé und ließ sich an der Küste nieder. Über die umliegenden Landschaften berichtete er 1861 an die ungarische Akademie. Er starb 9. Nov. 1864 in großer Armut zu Dombo Grande in Benguela. Ein durch Vermittelung der portugiesischen Regierung nach Ungarn gesandter und daselbst auf Kosten der ungarischen Akademie gedruckter Teil seiner Reiseberichte erschien 1859 unter dem Titel: "M. László délafrikai útazásai" (deutsch: "Reisen in Südafrika 1849-57", Pest 1859).

Magyarád (spr. mádjarad), 1) Badeort im ungar. Komitat Hont, mit Schwefelthermen. - 2) Dorf im ungar. Komitat Arad, mit (1881) 2085 rumänischen und ungar. Einwohnern und berühmtem Weinbau.

Magyaren (spr. mádjaren), ein von F. Müller, O. Peschel u. a. zur ugrischen Familie des finnischen Zweigs der Uralier gerechneter Volksstamm, den aber Vambéry als zur türkisch-tatarischen Familie gehörig ansieht. Sie wohnten ursprünglich am Ural, wo noch jetzt ihre nächsten Verwandten, die Ostjaken und Wogulen, sitzen. Beim Einfall der Avaren zogen sie nach Süden, wurden von den Bulgaren unterworfen und gehorchten nach dem Sturz des Bulgarenreichs den Chasaren. Nach der Zertrümmerung des Petschenegenreichs durch die Chasaren und Ghuzen zogen die M., von den Petschenegen gedrängt, aus und teilten sich in zwei Horden, von denen die eine am Kaspischen Meer verschwand, während die andre in Atel-Kuzu (im südwestlichen Rußland) sich niederließ. Durch die Kriege mit den Bulgaren als Bundesgenossen der Oströmer gelangten die M. in die untern Donauländer und nach Pannonien, wo sie sich gegen Ende des 9. Jahrh. dauernd niederließen, nachdem sie die Slawen in die nördlichen Gebirge vertrieben hatten. Nun wurden sie der Schrecken Europas, ihre Raubzüge reichten bis nach Frankreich hinein. Mit der Zeit mit Germanen und Slawen vermischt und zum Christentum bekehrt, bildeten sie später ein Bollwerk gegen die Invasionen der Türken. Indessen haben sie sich bis auf den heutigen Tag ihre nomadischen Neigungen bewahrt; als Reitervolk ziehen sie die Ebene dem Gebirge, die Viehzucht dem Ackerbau vor. Die M. bewohnen jetzt ausschließlich das heutige Ungarn und Siebenbürgen. Was ihre Zahl anlangt, so ermittelte 1880 der Zensus 6,206,872 magyarisch sprechende Personen, von denen indes eine große Anzahl nicht zum magyarischen Volksstamm gehört (weiteres s. Ungarn). Daß die Sprache der M. zur finnischen Familie gehört, suchte schon 1770 Saijnovics zu beweisen; die nahe Verwandtschaft beider ist von Kennern unzweifelhaft dargethan worden. Der Name, welcher "Söhne der Erde" bedeuten soll, wird mit dem ähnlich klingenden der Meschtscherjäken in Verbindung gebracht, welch letztere heute auf dem europäischen Abhang des südlichen Urals wohnen. Vgl. Ujfalvy, Sur le berceau du people magyar (Par. 1874); v. Löher, Die M. und andre Ungarn (Leipz. 1874); Vambéry, Der Ursprung der M. (das. 1882).

Mahabalipur (Mahavellipur), 56 km südlich von Madras in Ostindien gelegenes Dorf, berühmt durch seine Höhlentempel, Monolithen, welche zum Teil vom Meer verschlungen sind und meist der letzten buddhistischen Periode angehören.