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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Maisbrand - Maisons sur Seine.

Donau heißt eine ähnliche Speise Mammeliga. Als Maizena kommt feines Maismehl oder Maisstärke in den Handel. Unreife Maiskolben werden in vielfacher Weise zu Speise zubereitet, besonders auch eingemacht. Der unreife Maisstengel ist so reich an Zucker, daß man diesen daraus fabrikmäßig gewinnen kann. Das Maiskorn verarbeitet man auf Stärkemehl, Spiritus und Bier. Bei der Gärung der Maische scheidet sich ein fettes, dünnflüssiges, trocknendes, in Alkohol von 80 Proz. lösliches, nach der Varietät verschieden gefärbtes, beim Aufbewahren dunkelndes Öl ab, welches technische Verwendung findet. Beim Mälzungsprozeß geht das Fett des Korns zum größern Teil in die Keime, welche man beim Vermahlen absondert und auf Öl verarbeitet. Die Deckblätter der Kolben dienen als Polstermaterial, doch wird das Maisstroh auch auf Papier verarbeitet. Man entkörnt die Kolben mittels Maschinen und benutzt die Spindeln als Brennmaterial. Die Entdecker Amerikas fanden den M. überall, soweit es das Klima zuließ, in Kultur. Seit dem Anfang des 16. Jahrh. säete man ihn in europäischen Gärten, aus denen er auf die Felder überging. Die Venezianer verbreiteten ihn im Orient. Der deutsche Name türkischer Weizen soll wohl nicht eigentlich andeuten, daß wir den M. etwa über Ungarn erhielten, sondern nur im allgemeinen, daß er aus weiter Ferne kam. Gegenwärtig nimmt der M. einen großen Teil von Südeuropa und der Levante ein und ist bis China und Japan und ins tiefste Herz Afrikas gedrungen, so daß er nächst dem Reis die größte Anzahl Menschen ernährt. Seine Kultur reicht in Amerika von 30° südl. Br. bis 50° nördl. Br. und in den tropischen Andes bis 1900 m ü. M. Vgl. Lengerke, Anleitung zum Anbau des M. (2. Aufl., Berl. 1851); L. Müller, Der M. (Heidenheim 1863); Hacker, Amerikanische Reiseskizzen (Braunschw. 1867).

Maisbrand, s. Brandpilze I.

Maischbottichsteuer (Maischraumsteuer, Maischsteuer), besondere Formen der Biersteuer (s. d.) und der Branntweinsteuer (s. d.).

Maische, s. Bier und Spiritus.

Maischhefe, s. Kunsthefe.

Maischwamm, s. Agaricus V.

Maiskultivator, Bodenbearbeitungsgerät nach Art der Pferdehacken (s. d.) zur Bearbeitung der Reihenzwischenräume der Maispflanzen während der Vegetationsperiode; vorwiegend in Amerika in Anwendung.

Maison (spr. mäsóng), Nicolas Joseph, Marquis, Marschall von Frankreich, geb. 19. Dez. 1770 zu Epinay bei St.-Denis, trat 1792 in die Armee ein, ward 1796 Bataillonschef, 1799 Generaladjutant des Kriegsministers Bernadotte und 1802 Befehlshaber des Departements Tanaro. An dem Kriege gegen Preußen 1806 nahm er als Brigadegeneral teil, verfolgte nach der Schlacht bei Jena Blücher bis Lübeck, kämpfte 1808 in Spanien unter General Victor, entschied den Sieg bei Espinosa de los Monteros (10. Nov.), wurde aber bei der Einnahme von Madrid schwer verwundet. 1812 ernannte ihn Napoleon I. nach der Schlacht bei Polozk zum Divisionsgeneral und auf dem Schlachtfeld an der Beresina zum Baron. An des verwundeten Oudinot Stelle mit dem Oberbefehl über das 2. Armeekorps betraut, deckte M. den Rückzug des französischen Heers nach der Weichsel. Ebenso deckte er 1813 nach der Schlacht an der Katzbach den Rückzug und focht dann in der Schlacht bei Leipzig mit, wo er wieder schwer verwundet wurde. Vom Kaiser zum Großoffizier der Ehrenlegion und zum Grafen ernannt, verteidigte er 1814 Belgien, namentlich Antwerpen, gegen die von Norden vordringenden Verbündeten. Nach der Abdankung Napoleons unterwarf er sich Ludwig XVIII., der ihn zum Ludwigsritter und bald nachher zum Gouverneur der Hauptstadt ernannte. Als Napoleon von Elba zurückkehrte, erhielt M. das Kommando der vor Paris versammelten Truppen. Als dieselben zu Napoleon übergingen, flüchtete er nach Gent zum König, der ihn nach der Restauration von neuem zum Gouverneur der 1. Militärdivision ernannte. Da er als Mitglied des über den Marschall Ney bestellten Kriegsgerichts sich für inkompetent erklärte, wurde er zur 8. Division nach Marseille versetzt. 1817 ward er zum Marquis und Pair ernannt und zeichnete sich in der Kammer durch Freimütigkeit aus. 1828 kommandierte er die französische Expedition in Morea und zwang dort Ibrahim Pascha durch Konvention vom 7. Sept. zur Einschiffung. 1829 kehrte er nach Frankreich zurück und erhielt den Marschallstab. Bei der Revolution von 1830 erklärte er sich für die Dynastie Orléans, übernahm 2. Nov. auf einige Wochen das Ministerium des Auswärtigen und ging dann als Gesandter nach Wien und 1833 nach Petersburg. Von Ende April 1835 bis 19. Sept. 1836 hatte er das Portefeuille des Kriegs inne, zog sich hierauf von allen Staatsgeschäften zurück und starb 13. Febr. 1840.

Maison carrée (spr. mäsóng karreh), s. Nîmes.

Maison du Roi (spr. mäsóng dü rŏá, Maison militaire), Haustruppen der Herrscher Frankreichs, deren Entstehen auf die Cent hommes d'armes und die Sergents d'armes du Roi Philipp Augusts vom J. 1180 zurückzuführen ist. Die letztern, aus 150 Edelleuten bestehend, bildeten die Zelt- und Palast- (maison-) Wache. 1661 unterschied man die "garde de dedans" und die "garde de dehors", erstere aus Schweizern, letztere aus den Gardes du corps bestehend; jene hießen Maison militaire, diese M. d. R., letztere waren Edelleute. Nach und nach wurde die Stellung der M. d. R. immer mehr gehoben, die Unterhaltungskosten beliefen sich 1774 auf 8 Mill. Frank. Die Revolution setzte die Garde constitutionnelle an ihre Stelle. Die Restauration stellte die M. d. R. unter einer Reihe von Einzelnamen mit den höchsten Rangstufen wieder her. Ludwig Philipp löste sie auf. Unter ihm und Napoleon III. bestand die M. d. R., bez. de l'Empereur nur aus den General- und den Flügeladjutanten, 1 Marschall, 1 Divisionsgeneral (adjutant général du palais) und 16 aides de camp, davon 10 Generalen und 6 Obersten, 14 Ordonnanz- und 3 Stabsoffizieren, sowie den Cent gardes. Die Maison militaire des Präsidenten der Republik besteht aus 1 Brigadegeneral als Chef und 6 Stabsoffizieren der verschiedenen Waffengattungen, unter diesen einer als Kommandant des Palais Elysée.

Maisons-Alfort (spr. mäsóng-alfōr), Dorf im franz. Departement Seine, Arrondissement Sceaux, 7 km südöstlich von Paris, an der Seine und der Lyoner Eisenbahn, hat eine berühmte Tierarzneischule, zahlreiche Villen, umfaßt das zur Pariser Befestigung gehörige Fort Charenton und zählt (1881) 8539 Einw., welche Fabrikation von Zement, chemischen Produkten, Kautschuk, Wolldecken, Seilerwaren etc. betreiben. 1884 wurde von M. die neue Gemeinde Alfortville mit ca. 4500 Einw. abgetrennt.

Maisons sur Seine (spr. mäsóng ssür ssähn, Maisons-Laffitte), Flecken im franz. Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Versailles, nahe dem Wald von St.-Germain, am linken Ufer der Seine und an der Eisenbahn Paris-Rouen gelegen, hat (1881) 3725 Einw., zahlreiche Landhäuser und ein