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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Makrodiagonale - Makrostoma.

Schutz des Lebens, zur Abwehr der gefährdenden Einflüsse und zur Herbeiführung aller günstigen Momente für dasselbe durch die Physiologie gewonnen werden können. In diesem Sinn ist die M. in Deutschland besonders in einem berühmten Werk von Hufeland (s. d. 2) bearbeitet worden.

Makrodiagonale (griech.), s. Brachydiagonale.

Makroglossīe (griech.), s. Zunge.

Makrokephalīe (griech., Großköpfigkeit), eine über das normale Maß hinausgehende Größe des Schädels, kommt normal vor u. findet sich nach Broca und Welcker mit einem entsprechend großen Gehirn bei geistig hochbegabten Männern. Virchow nannte den durch ansehnliche Größe ausgezeichneten Schädel Kephalon und die Träger solcher Schädel Kephalonen. M. bezeichnet ferner einen krankhaften, meist schon aus dem Fötalleben herrührenden, demnach angebornen Zustand, bei dem der Schädel, sei es durch Wasseransammlung (Wasserkopf, Hydrocephalus), sei es durch abnorme Vergrößerung des Gehirns, einen bedeutenden Umfang hat. Diese Verbildung kommt bisweilen bei Kretins (s. d.) vor und ist die Ursache unheilbaren Blödsinns; andernteils wird als M. eine künstlich herbeigeführte Verunstaltung des Schädels bezeichnet. Schon Hippokrates berichtete von einem Volk, das er Makrokephalen oder Langköpfe nannte, und welches ursprünglich die Köpfe der Kinder, um ihnen ein edleres Aussehen zu geben, mit Bandagen in eine längliche Form gepreßt habe; später sei diese künstliche Form bei dem Volk zur natürlichen geworden. Die gleiche Sitte, schon in der Kindheit den Kopf durch Pressung zu verunstalten, hat man bei vielen Völkern noch jetzt gefunden: bei mehreren Indianerstämmen Nordamerikas (namentlich den Chinook, den sogen. Flatheads, Fig. 1) sowie Südamerikas (z. B. den Omagua am Amazonenstrom); auch fand man in alten Gräbern in Peru, in Chile, Bolivia, am See Titicaca, in den Gräbern der Aymara und Huanca ähnlich verunstaltete Schädel, so daß man nun weiß, daß dieser Brauch ehemals in einem großen Teil Südamerikas geherrscht hat; die Kariben auf den Antillen erzeugen bei ihren Kindern ebenfalls durch einen mit der Wiege verbundenen Kompressionsapparat eine keilförmige Deformation des Schädels. Durch Einklemmen zwischen zwei Bretter wird in Celebes, durch Einschnüren in Binden auf den Philippinen von den Eingebornen der kindliche Schädel verunstaltet. Bei den genannten rohen Völkern liegt der eigentümlichen Sitte die Absicht zu Grunde, dem Kopf eine für schön geltende Form zu geben; bei einigen Völkern ward M. wohl das Merkmal höhern Ranges. Doch auch in Europa kommt hier und da, namentlich in einigen Provinzen Frankreichs, ein ganz ähnlicher Gebrauch vor. Schließlich wurden in der Krim, in Niederösterreich, in der Schweiz, in Deutschland (bei Göttingen, bei Mainz) in alten Gräbern Schädel gefunden, welche ganz deutliche Spuren einer solchen mittels Binden herbeigeführten Verunstaltung zeigten. Die in der Krim gefundenen Schädel sollen, wie man annahm, von den Avaren oder Hunnen herrühren (Fig. 2). Ob durch die Zusammenpressung des Schädels und die Behinderung der Gehirnentwickelung die Geisteskräfte bei den dieser Sitte huldigenden Völkern gelitten haben, wie manche Reisende angeben, ist noch fraglich, da andre Beobachter widersprechen. In den Distrikten Frankreichs, wo die Sitte herrscht, sollen besonders viele Geistesstörungen vorkommen. Vgl. Gosse, Essai sur les déformations artificielles du crâne (Par. 1855).

^[Abb.: Fig. 1. Künstlich geformter Flatheadindianerschädel.]

^[Abb.: Fig. 2. Künstlich geformter Avarenschädel.]

Makrokósmos und Mikrokósmos (griech., "die große und die kleine Welt"), in der Vorstellungsweise der Naturphilosophen des 16. Jahrh., namentlich des Paracelsus, die Welt als ein menschlicher Organismus im großen (Makrokosmos) und der Mensch als eine Welt im kleinen (Mikrokosmos), womit man den Glauben verband, daß die Bewegungen des Lebens der kleinen Welt den Bewegungen des Lebens der großen Welt genau entsprächen und dieselben wie im Abbild darstellten, was auf die Annahme eines Zusammenhangs der Bewegungen der Gestirne mit den Schicksalen der Menschen führte (s. Astrologie; vgl. Welt).

Makrologie (griech.), Weitschweifigkeit der Rede.

Makromēr (griech.), s. Phaneromer.

Makronen (v. ital. maccherone), runde, kleine Kuchen aus feinem Mehl, Zucker und fein gewiegten Mandeln, bisweilen auch mit gestoßenen Haselnüssen.

Makronisi (ehemals Helena), lange und schmale griech. Felseninsel, an der Südostküste von Attika, 18 qkm groß.

Makropīe (griech.), s. Gesichtstäuschungen.

Makroplasīe (griech.), unverhältnismäßige Entwickelung von Körperteilen.

Makroskopisch (griech.), mit unbewaffnetem Auge wahrnehmbar; Gegensatz: mikroskopisch.

Makrosomīe (griech.), Riesenwuchs.

Makrospōren (griech.), bei denjenigen Gefäßkryptogamen, welche zweierlei Sporen bilden, die durch ihre Größe und besondere Ausbildung ausgezeichnete Art Sporen, welche bei der Keimung die weiblichen Geschlechtsorgane entwickeln.

Makrostoma (griech., "Großmaul"), Spaltung der Wange, eine transversale Gesichtsspalte, die durch mangelhaften embryonalen Verschluß zwischen dem