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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Manchester; Manchestergelb; Manchesterkanal; Manchesterschule; Manchinellenbaum; Mancia; Mancini

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Manchester (Personenname) - Mancini.

1759 bereits 20,000 und 1841: 353,390 Seelen. Vgl. Whitacker, The history of M. (2. Aufl., Lond. 1773, 2 Bde.); Reilly, History of M. (das. 1861); Proctor, Memorials of byegone M. (das. 1879).

2) Fabrikstadt im nordamerikan. Staat New Hampshire, am Merrimak, der von fünf Brücken überjocht wird. Wichtig sind namentlich die Baumwoll- und Wollmanufaktur und der Bau von Dampfwagen und Feuerspritzen. M. wurde 1838 angelegt, erhielt 1846 städtische Rechte und zählt (1880) 32,630 Einw.

Manchester (spr. männtschestr), Grafen und Herzöge von, Peers von England, leiten ihre Herkunft von Drogo de Montacuto ab, der mit Wilhelm dem Eroberer aus der Normandie kam, und dessen Nachkommen 1337 zu Grafen von Salisbury erhoben wurden. Der unmittelbare Stammvater der M. ist Sir Edward Montagu, der unter Heinrich VIII. Sprecher des Unterhauses und seit 1537 Oberrichter der King's Bench war und 1557 starb. Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:

1) Sir Henry Montagu, Viscount Mandeville, Enkel des eben Genannten, geb. 1563 zu Boughton, Parlamentsmitglied für London, ward 1616 Lord-Oberrichter der King's Bench und 1620 Lord-Schatzmeister und zugleich als Lord Montagu von Kimbolton und Viscount Mandeville zum Peer und im Februar 1626 zum Grafen von M. erhoben. Unter Karl I. war er Geheimsiegelbewahrer und starb 7. Nov. 1642.

2) Edward, Lord Kimbolton, Viscount Mandeville, Sohn des vorigen, geb. 1602, ward noch bei Lebzeiten seines Vaters mit dem Titel Lord Kimbolton ins Oberhaus berufen, war hier einer der thätigsten Führer der Opposition u. gehörte im Januar 1642 zu den sechs Parlamentsmitgliedern, deren Verhaftung Karl I. beantragen ließ. Im November folgte er seinem Vater als Graf von M. und wurde, nachdem der Kampf mit dem König zum Ausbruch gekommen war, Befehlshaber einer der Armeen des Parlaments. Er hatte großen Anteil an der Niederlage des Prinzen Rupert bei Marston-Moor (1644), zerfiel aber nach der Schlacht bei Newbury mit Cromwell und wurde durch diesen von seinem Kommando entfernt. Ein Gegner der Hinrichtung des Königs, zog sich M. nach derselben vom öffentlichen Leben zurück, stimmte aber 1660 in der Versammlung der Peers für die Restauration Karls II. und trat in dessen Staatsrat ein. Er starb 5. Mai 1671.

3) Charles, vierter Graf von, Enkel des vorigen, war einer der ersten, welche sich bei der Revolution von 1688 dem Prinzen von Oranien anschlossen. Er nahm Anteil an der Schlacht am Boynefluß und an der Belagerung von Limerick, wurde 1696 zum Gesandten in Venedig, 1699 zum Botschafter in Paris und 1701 zum Staatssekretär ernannt. Er unterstützte mit Eifer die Thronbesteigung des Hauses Hannover, weshalb ihn Georg I. 1719 zum Herzog von M. erhob. Er starb 20. Jan. 1722.

4) George Montagu, sechster Herzog von, geb. 9. Juli 1799, diente in seiner Jugend in der Marine, erhielt 1822 den Rang eines Commanders, war hierauf bis 1837 Mitglied des Unterhauses und starb 18. Aug. 1855. Er hat mehrere theologische Schriften herausgegeben.

5) William Drogo Montagu, siebenter Herzog von, Sohn des vorigen, geb. 15. Okt. 1823, trat 1841 in die Armee, diente 1843-46 im Kapland, ward dann Hauptmann im Gardegrenadierregiment, nahm aber 1850 seinen Abschied. Von 1848 bis 1855 gehörte er dem Unterhaus, seitdem dem Oberhaus an; er stimmt mit der konservativen Partei, hat aber nie eine hervorragende Stellung eingenommen.

Manchestergelb, s. Naphthalin.

Manchesterkanal, ein Schiffahrtskanal, welcher von Eastham, oberhalb Birkenhead, ausgehen, bei der Traffordbrücke Manchester erreichen und so diese Stadt zu einem Seehafen machen soll. Die Länge des Kanals ist auf 49,7 km berechnet, die Tiefe auf 7,92 m, die Bodenbreite auf mindestens 36,6 m. Bei Runcorn jedoch soll der Kanal auf 1,2 km bis zu 61 m und bei Manchester selbst auf 6,4 km bis zu 52 m verbreitert werden. Die Anlage von vier Schleusen (bei Eastham, Latchford, Irlam und Barton) ist vorgesehen. Die in Manchester, Salford und Warrington in Verbindung mit dem Kanal anzulegenden Docks sollen eine Wasserfläche von 34,6 Hektar erhalten. Das Unternehmen wurde trotz des verzweifelten Widerstandes Liverpools vom Parlament 6. Aug. 1885 gebilligt und 1887 in Angriff genommen.

Manchesterschule (Manchesterpartei), in England die aus der Opposition gegen die Korngesetze hervorgegangene politische Partei (vgl. Anti-cornlaw-league), deren hervorragendster Agitator Cobden (s. d.) war. Ihren Namen hat sie daher, daß die Stadt Manchester der räumliche Mittelpunkt der Agitation war. Die Handelskammer daselbst richtete 1839 eine von Cobden verfaßte Bittschrift um Aufhebung der Kornzölle an das Parlament; die "Manchester Times" war das erste publizistische Organ, welches sich der Agitation zur Verfügung stellte. Die M. verfocht freihändlerische Grundsätze. Infolge hiervon ist es üblich geworden, die streng individualistische Richtung in der Volkswirtschaftslehre, welche jeden Staatseingriff in das Wirtschaftsgetriebe verwirft und den physiokratischen Grundsatz des laisser faire (s. d.) verwirklicht sehen will, als "Manchestertum", "Manchesterdoktrin" etc. zu bezeichnen.

Manchinellenbaum, s. Hippomane.

Mancia (ital., spr. manntscha), Trinkgeld, Handgeld.

Mancini (spr. -tschīni), 1) ital. Familie, welche durch ihre Verwandtschaft mit Mazarin (Michael Lorenzo M., Sohn von Paolo M., heiratete die Schwester Mazarins) zu hohen Ehren gelangte. Der Neffe Mazarins, Philipp Julian, wurde Herzog von Nivernais; von den Nichten heiratete Laura (geb. 1636, gest. 1657) 1651 den Herzog von Mercoeur; Maria, geb. 1639, erweckte die Liebe des jungen Ludwig XIV., der sie heiraten wollte, was die Königin-Mutter Anna verhinderte, und vermählte sich 1661 mit dem Fürsten Colonna, Connétable von Neapel, entfloh demselben aber 1672 und starb in Vergessenheit 1715; ihre Memoiren ("Apologie") erschienen 1678 in Leiden (neue Ausg., Par. 1882); Olympia (geb. 1640 zu Rom, gest. 9. Okt. 1708) heiratete den Prinzen Eugen Moritz von Savoyen-Carignan, Grafen von Soissons (1657), war Oberintendantin des Hauses der Königin, mischte sich in die Intrigen des Hofs und suchte namentlich Ludwig XIV. eine ihr ergebene Mätresse aufzudringen, wurde in den Giftprozeß der Voisin verwickelt, floh nach Belgien und dann nach Spanien; der Prinz Eugen von Savoyen war ihr Sohn; Hortensia, geb. 1646 zu Rom, heiratete 1661 den Herzog von Mazarin, welchen sie 1688 verließ, spielte darauf am Hof in London durch ihre Galanterien eine große Rolle, starb 2. Juli 1699. Vgl. Renée, Die Nichten Mazarins (deutsch, Dresd. 1858); Chantelauze, Louis XIV et Marie M. (Par. 1880).

2) Pasquale Stanislas, ital. Staatsmann, geb. 17. März 1817 zu Castel Caronia bei Ariano,