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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mariampol; Mariāna; Marianen; Mariāner; Mariānisches Gebirgssystem; Marianna; Marianne

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Mariampol - Marianne.

Mariampol (poln. Marjampol), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Suwalki, an der Szeszupa, mit mehreren Fabriken, Gymnasium und (1881) 5611 Einw., größtenteils Juden. M. wurde erst 1792 gegründet.

Mariāna, Juan, span. Geschichtschreiber, geb. 1536 zu Talavera, studierte in Alcala und trat in den Jesuitenorden. Seit 1560 lehrte er Theologie in Rom, Sizilien und Paris, bis er sich 1574 aus Gesundheitsrücksichten in das Jesuitenkollegium zu Toledo zurückzog. Seine Rechtlichkeit, die er in dem berüchtigten Prozeß des von den Jesuiten verfolgten Herausgebers der Polyglottenbibel, Arias Montano, bekundete, sowie die Freimütigkeit, mit welcher er die Gebrechen des Ordens aufzudecken wagte, zogen ihm Zurücksetzungen aller Art und sogar einjährige Haft zu. Er starb 17. Febr. 1623 in Madrid. Sein Hauptwerk, die "Historiae de rebus Hispaniae libri XXX" (am vollständigsten Mainz 1605, 30 Bde.), ist in eleganter lateinischer Sprache und mit unbefangener Darstellung abgefaßt, beruht aber ganz auf Geronymo Zuritas "Historia del Rey Don Hernando el Catholico" (1579). M. selbst übersetzte es ins Spanische (Madr. 1819, 8 Bde.; mit der Fortsetzung, Barcel. 1839, 10 Bde.). Seine berühmte Abhandlung "De rege et regis institutione" (Toledo 1598) wurde elf Jahre nach ihrem Erscheinen vom Parlament zu Paris als aufrührerisch zum Feuer verurteilt. Den Jesuitenorden betrifft das in seinen Papieren aufgefundene Werk "De las enfermedades de la Compañia y de sus remedios" (Brüssel 1625). Seine Hauptwerke bilden Bd. 30 u. 31 der "Biblioteca de autores españoles". Vgl. Ranke, Zur Kritik neuerer Geschichtschreiber (2. Aufl., Leipz. 1874).

Marianen (Ladronen, "Diebsinseln"), span. Inselgruppe im nordwestlichen Teil des Stillen Ozeans, zwischen 13-21° nördl. Br. und 145-146° östl. L. v. Gr., eine von N. nach S. gestreckte Reihe von 15 Inseln mit zusammen 1140 qkm (21 QM.) Flächeninhalt. Unter 16° nördl. Br. teilt sie ein Kanal in zwei Abteilungen. Die südlichen Inseln sind eben, bestehen aus gehobenem, von vulkanischem Gestein durchbrochenem Korallenkalk; die Küsten sind von Korallenriffen umgeben, hinter denen gute Häfen liegen. Zu ihnen gehören die südlichste und größte, Guam (s. d.), Rota, Tinian (mit Überresten alter Tempel und Paläste) und Saypan. Die nördlichen Inseln sind vulkanischen Ursprungs, steil und bergig; es gibt dort noch jetzt mindestens sechs thätige Vulkane. Das Klima ist gesund, Pflanzen- und Tierwelt wie auf den Karolinen. Die Bewohner der Inseln, die Chamorro, waren bei der Entdeckung durch Magelhaens sehr zahlreich und als ein den übrigen Mikronesiern, aber zugleich auch den philippinischen Tagalen verwandter Menschenstamm im Besitz einer nicht unbedeutenden Bildung (sie allein von allen Bewohnern der ozeanischen Inseln bauten Reis) und den Europäern gegenüber von großer Freundlichkeit, Herzlichkeit und Anhänglichkeit. Aber ihre Verbindung mit den Spaniern brachte ihnen Verderben. Als diese 1668 auf Guam eine Kolonie gründeten zur Versorgung der nach den Philippinen bestimmten Schiffe und zur Bekehrung der Bewohner, trieb die damit verbundene Unterjochung das durch seine Freiheitsliebe ausgezeichnete Volk zum Widerstand; es brach ein Vertilgungskrieg aus, der erst nach 50 Jahren mit der fast gänzlichen Vernichtung der Chamorro endete. Die geringen Überreste derselben wurden sodann auf Guam und Rota vereinigt, und da die Bevölkerung auch später immer mehr abnahm, sah man sich gezwungen, tagalische Familien aus Luzon einzuführen. So besteht die jetzige Bevölkerung, welche (1878) 8665, davon 7000 auf Guam, auf Rota und Tinian je 400, auf Saypan 433, auf Agrigan nebst Pagan 18, Menschen zählt, aus einem Gemisch von Chamorro und Tagalen und spricht neben der alten Landessprache besonders spanisch. Die Fröhlichkeit der alten Einwohner ist verschwunden, das Heidentum durch eine gedankenlose Übung christlicher Zeremonien ersetzt, die alte Bildung untergegangen, die Betriebsamkeit und der Fleiß der Bewohner infolge systematischer Aussaugung und Bedrückung einer stumpfen Gleichgültigkeit gewichen, während Zuchtlosigkeit und Unsittlichkeit in größtem Maß verbreitet sind. Landbau wird nur in sehr beschränktem Maß betrieben, viel stärker die Jagd auf die eingeführten Hirsche sowie verwildertes Rindvieh und Schweine. Industrie und Handel liegen ganz danieder. Die Hauptstadt ist Agaña (s. d.) auf Guam. Vgl. Montero y Vidal, El archipiélago Filipino y las islas Marianas etc. (Madr. 1886).

Mariāner, 1) (Ritter der heiligen Jungfrau Maria) die Mitglieder eines nur aus Adligen bestehenden geistlichen Ordens, welcher zur Hilfsleistung für Bedrängte 1233 von dem Dominikaner Bartolommeo von Vicenza zu Bologna gegründet und 1262 von Urban IV. bestätigt wurde. Die Ordensregel gestattete Verheiratung, Besitz von Gütern und ein ungebundenes Leben (Fröhliche Brüder). Der letzte Kommendator des Ordens, Camillo Volta, starb 1589 in Bologna.

2) Die Donatare und Mitglieder der freiwilligen Sanitätspflege des Deutschen Ritterordens im Krieg und Frieden, eine durch Erzherzog Maximilian von Este angeregte Stiftung, ausgeführt durch Erzherzog Wilhelm, den gegenwärtigen Hoch- und Deutschmeister. Jeder katholische Adlige ohne Unterschied der Nationalität und des Geschlechts, der 20, resp. 18 Jahre alt ist, kann sich als Beförderer des freiwilligen Sanitätsdienstes des Deutschen Ordens anbieten und zahlt nach Aufnahme jährlich mindestens 25 Gulden, Ausländer einmal 500 Guld. Erstere haben sich ähnlich den Johannitern für den Sanitätsdienst verwenden zu lassen, letztere sind davon befreit. Der Deutsche Orden besitzt infolge der ihm durch die M. zufließenden Fonds 40 völlig ausgerüstete Sanitätskolonnen mit allem Material an Fuhrwerk und Sanitätsrequisiten. Die Mitglieder des Ordens tragen ein dem Deutsch-Ordenskreuz ähnliches Kreuz von Silber mit einem Mittelschild, dessen Avers ein rotes Kreuz mit der Umschrift: "Ordo teutonicus humanitati", und dessen Revers die Zahl "1871" zeigt. Vgl. "Die freiwillige Sanitätspflege des Deutschen Ritterordens im Krieg und Frieden" (Wien 1874).

Mariānisches Gebirgssystem, s. Sierra Morena.

Marianna, Stadt in der brasil. Provinz Minas Geraës, 5 km östlich von Ouro Preto, ist Bischofsitz, hat eine schöne Kathedrale, ein bischöfliches Seminar, eine von Barmherzigen Schwestern geleitete wohlthätige Anstalt und 5000 Einw., bietet aber seit Erschöpfung der Goldgruben ein Bild des Verfalls.

Marianne, eine geheime Gesellschaft mit sozialdemokratischer Tendenz, welche sich in Frankreich nach der Restauration gebildet hatte, über welche volles Licht zu verbreiten der Polizei nie gelungen ist. Der Name war ein symbolischer: Marie Anna, das Weib aus dem Volk, die in der Junischlacht (1848) die Kämpfenden anfeuerte, die Verwundeten pflegte, wurde selbst auf der Bühne gefeiert.