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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Marketerie - Markirch.

Marketerīe (franz. marquetterie), eingelegte Arbeit, s. Intarsia und Mosaik.

Market Harborough (spr. hárböro), Stadt an der Südgrenze von Leicestershire (England), am Welland, inmitten eines Jagdreviers, mit (1881) 5351 Einw. 8 km nördlich davon das Schlachtfeld von Naseby (s. d.).

Markeur (franz. marqueur, spr. -kör), der beim Billardspiel zählende (markierende) Aufwärter; dann überhaupt s. v. w. Kellner.

Markflüssigkeit, s. v. w. Knochenbrüchigkeit.

Markgenossenschaften, s. v. w. Gehöferschaften (s. d.).

Markgraf (Marchio), ursprünglich der mit der Handhabung der Regierungsgewalt in einem Grenzbezirk oder einer Mark (s. d.) betraute Graf. Die Entstehung des Markgrafenamts fällt in die Zeiten Karls d. Gr. Marken des Frankenreichs waren die bretonische, die spanische, friaulische, avarische, serbische und dänische Mark. Die sächsischen Kaiser errichteten besonders zum Schutz Thüringens und Sachsens Marken, wie die Nordmark, Meißen, Schleswig. Die Markgrafen hatten in ihren Gebieten eine den Herzögen gleichkommende Macht und waren diesen nur insofern untergeordnet, als sie unter dem herzoglichen Banner dem Reichsheer folgten. Außer den genannten Marken an der Nordostgrenze bestand an der Ostgrenze Bayerns die Mark Österreich, seit Heinrich III. an der Kärntens die steirische Mark (Steiermark), im Westen die Markgrafschaft Namen (Namur). Die Markgrafen der Nordmark oder von Brandenburg und die Markgrafen von Österreich erlangten früh (im 12. Jahrh.) die Reichsunmittelbarkeit und dadurch eine größere Bedeutung unter den Reichsfürsten. Nach der Auflösung der Herzogtümer erhielten alle Markgrafen die Reichsfürstenwürde, der Name verlor seine frühere Bedeutung und wurde bloßer Titel, der z. B. von den brandenburgischen Hohenzollern auch auf die fränkischen überging. Es gab später in Deutschland neun Markgrafschaften: Baden, Brandenburg, Ansbach, Baireuth, Meißen, Lausitz, Mähren, Burgau und Hochberg. In Italien, wo die Kaiser ebenfalls die markgräfliche Würde einführten, und in Frankreich sank dieselbe zu einem bloßen Adelstitel (Marchese oder Marquis) herab.

Markgrafenland, Gegend im südwestlichen Teil des Schwarzwaldes, in Baden, bekannt durch ihren ausgezeichneten Weinbau (Markgräfler).

Markgräfler, s. Badische Weine.

Markgröningen, Stadt im württemberg. Neckarkreis, Oberamt Ludwigsburg, an der Glems, 227 m ü. M., hat eine schöne gotische Kirche, ein Lehrerinnenseminar, Waisenhaus, Hospital, Acker- und Obstbau und (1885) 2830 meist evang. Einwohner. Die Stadt hatte sonst das Reichssturmfahnenträgeramt, welches später an Württemberg überging, und ist bekannt durch das alljährlich 24. Aug. stattfindende Schäferfest mit Schäferwettlauf ("Schäfersprung").

Markham (spr. márkäm), 1) Clements Robert, engl. Geograph und Reisender, auch als historischer und linguistischer Schriftsteller thätig, geb. 20. Juli 1830 zu Stillingfleet bei York, ward in der Westminster School gebildet, trat 1844 in die englische Marine, welche er 1851 wieder verließ, wurde 1855 Beamter des Kontrollgerichts, 1867 zum Sekretär im India Office und 1868 zum Kustos des geographischen Departements daselbst ernannt. Außerdem bekleidet er seit 1858 das Amt eines Sekretärs der Hakluyt Society und seit 1863 das eines Sekretärs der königlichen Geographischen Gesellschaft. M. war bei der Nordpolexpedition zur Auffindung Franklins 1850-51 beteiligt, worüber er das Buch "Franklin's foot-steps" (1852) veröffentlichte, durchforschte dann 1852-54 Peru und die Wälder der östlichen Andeskette und berichtete über diese Reise in dem Werk "Cuzco and Lima" (1856). In den Jahren 1860 und 1861 bereiste er von neuem Peru, um die Cinchonasamen nach Indien zu verpflanzen, was ihm auch glücklich gelang. Früchte dieser Reise sind: "Travels in Peru and India" (1862) und "Contributions towards a grammar and dictionary of Quichua" (1864). Von 1865 bis 1866 besuchte er Ceylon und aufs neue Indien und war 1867-68 als Geograph bei der abessinischen Expedition. An größern Schriften von M. sind noch zu verzeichnen: "Spanish irrigation" (1867); "A history of the Abyssinian expedition" (1869); "Life of the great Lord Fairfax" (1870); "Memoir on the Indian surveys" (1871, 2. Aufl. 1878); "The threshold of the unknown region" (4. Aufl. 1876); "General sketch of the history of Persia" (1874); "Memoir of the countess of Chinchon" (1875); "Narrative of the mission of George Bogle to Tibet and of the journey of Thomas Manning to Lhasa" (1876); "Peruvian bark: Cinchona culture in British India, 1860-80" (1880); "The war between Peru and Chile" (1883). M. hat außerdem verschiedene Werke für die Hakluyt Society und das altperuanische Drama "Ollanta" (1871) ins Englische übersetzt und gab 1872-78 das "Geographical Magazine" heraus. In deutscher Übersetzung erschien von ihm: "Zwei Reisen in Peru" (2. Aufl., Leipz. 1874).

2) Albert Hastings, brit. Marineoffizier und Nordpolfahrer, begleitete 1873 den Kapitän Adams auf dem Walfischfänger Arctic durch die Baffinsbai in den Golf von Boothia Felix und machte 1875-76 als Kapitän auf dem Dampfer Alert die berühmte Nordpolexpedition unter Nares mit, wobei er zu Schlitten den nördlichsten Punkt jenseit des 83.° nördl. Br. erreichte. 1879 wollte M. mit Sir Henry Gore-Booth auf der Jacht Eisbär das Eismeer bei dem Franz Joseph-Land untersuchen, um sich über die Möglichkeit einer Polarfahrt in dieser Richtung ein Urteil zu bilden; aber schon bei der Nordostecke von Nowaja Semlja zwangen Eismassen das Schiff zur Umkehr. Er schrieb: "Cruise of the Rosario amongst the New Hebrides" (1873); "A Whaling cruise to Baffin's Bai and the Gulf of Boothia" (1874, 2. Aufl. 1875); "The great frozen sea; voyage of the Alert" (1878, 4. Aufl. 1879); "Northward ho!" (1879); "Polar reconnaissance: voyage of the Isbjorn in 1879" (1881).

Markieren (franz.), bezeichnen, mit einer Marke versehen; mit Nachdruck hervorheben; beim Billardspiel die Points zählen.

Markirch (Mariakirch, franz. Ste.-Marie aux Mines), Stadt im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Rappoltsweiler, liegt im Hintergrund des Leberthals, 400 m ü. M. und an der Eisenbahn M.-Schlettstadt. M. hat 2 evangelische und 2 kath. Kirchen, ein Realprogymnasium; ein Amtsgericht, eine Oberförsterei und (1885) 11,421 meist kath. Einwohner. Die Industrie ist sehr bedeutend. Johann Georg Reber legte 1755 die erste Baumwollspinnerei hier an und kurz darauf die erste Zeugweberei; heute ist die Zahl derartiger Fabriken eine sehr große, und das Markircher Thal (Eckirch, St.-Blaise, Kleinleberau etc.) beschäftigt jetzt etwa 35-40,000 Arbeiter, welche die bekannten Markircher Gewebe verfertigen. Außerdem hat M. Woll- und Seidenweberei, Färbereien und Appreturanstalten. Der Leberbach (Landbach) trennt M. in zwei Teile, deren einer (die "welsche Seite") früher