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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Marlpfriem - Marmier.

Marlpfriem (Marlspieker, Splißhorn), spitz zulaufender eiserner Bolzen, dessen man sich beim Splissen (s. d.) bedient.

Marly, gazeartiges Gewebe mit gitterförmig voneinander abstehenden Fäden von Zwirn- oder Leinengarn, seltener von Wolle und Seide, wird in verschiedenen Qualitäten hergestellt und zu Fenstervorsetzern (Fenstermarly), zu Unterlagen für Hauben und Hüte (Putzmarly) etc. benutzt. Marlyflor besteht ganz aus Seide oder aus Seide und Baumwolle, ist façonniert und gestreift, meist schwarz.

Marly (M. le Roi), Flecken im franz. Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Versailles, an der Seine und der Eisenbahn von St.-Cloud nach St. Cyr, mit (1881) 1422 Einw. Das ehemalige königliche Lustschloß (l'ermitage de M.), von Ludwig XIV. erbaut, wurde in der Revolution zerstört. Bei M. große, unter Ludwig XIV. zur Wasserversorgung von Versailles angelegte Pumpwerke (Machine de M.), seit 1858 durch neue ersetzt.

Marmande (spr. marmāngd), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Lot-et-Garonne, rechts an der Garonne, Station der Südbahn, hat eine schöne gotische Kirche, (1886) 6419 Einw., Fabriken für Wollwaren, Leinwand und Zwilch, Seilerei, Wein- und Obstbau, starke Branntweinbrennerei sowie lebhaften Handel mit diesen Produkten, ein Collège und ein Handelsgericht.

Marmărameer (Mar di Marmara, bei den Alten Propontis), Binnenmeer zwischen Europa und Asien, welches durch die Dardanellenstraße mit dem Ägeischen und durch den Bosporus oder die Straße von Konstantinopel mit dem Schwarzen Meer zusammenhängt. Es hat salziges Wasser, ist (von Gallipoli bis Ismid) 282 km lang und 80 km breit; die Tiefe, welche in der Nähe der Küste meist nur 50 m beträgt, steigt in der Mitte des Meers bis über 1300 m. Der Flächeninhalt beträgt 11,655 qkm (211,7 QM.), wovon 182 qkm (3,3 QM.) auf die Inseln entfallen. Im O. bildet es den Golf von Ismid, im SO. den von Mudania. Seinen Namen hat es von der darin liegenden Insel Marmara (im Altertum Prokonnesos), welche 21 km lang und 10 km breit ist, etwa 130 qkm umfaßt, außer schönem weißen Marmor (daher der Name) besonders Wein, Getreide und Oliven liefert und 10,000 griech. Einwohner hat. Außerdem liegen im M. die Inseln Kalolimni, Kulali, Afsia, Aloni oder Pascha Liman und im O. die reizenden Demonesi- oder Prinzeninseln. Vorgebirge im M. sind: Bosburun (das antike Poseidion) und die erst durch Verschüttung der Meerenge beim antiken Kyzikos zu der Halbinsel von Erdek gewordene Insel Arktonnesos mit dem 387 m hohen Kapu Dagh (Dindymongebirge). Das M. dient als eine Art Regulator für die Wassermengen, welche das durch viele mächtige Ströme im Übermaß gespeiste Schwarze Meer beständig nach dem Mittelmeer hin abgibt. S. den Plan von Konstantinopel und Karte "Mittelmeerländer".

Marmaros (spr. -osch), ungar. Komitat am linken Theißufer, grenzt im S. an Siebenbürgen, im O. an die Bukowina und Galizien, im N. an Galizien und Bereg, im W. an Szatmár und Ugocsa, hat ein Areal von 10,355 qkm (188 QM.) und ist von hohen Karpathenketten durchzogen. Außer der Theiß durchströmen es deren fischreiche Nebenflüsse, als: Vissó, Iza, Koszova, Taracz, Talabor, Nagy-Ag und Borsova. Die Luft ist rein und gesund. Die Bevölkerung (Ruthenen, Slowaken, Walachen, Magyaren, Deutsche, Juden und Zigeuner) zählt (1881) 227,436 meist griechisch-kath. Einwohner. Es gedeihen zwar alle Feld- und Gartenfrüchte und Obst, allein außer dem kurzen Theißthal und den Umgebungen größerer Orte ist das Land kaum insoweit angebaut, als der eigne Bedarf erfordert. Die Thalgründe dienen meist zur Weide des Viehs, dessen Zucht dadurch und durch die ausgedehnten Alpenweiden sehr begünstigt wird. Die Waldungen (zwei Dritteile des produktiven Bodens) enthalten viel Holz und nähren Wildbret aller Art. Der Hauptreichtum des Landes besteht in Steinsalz; daneben finden sich Gold, Bergkristalle (Marmaroser Diamanten) und Petroleumquellen (in Dragomir). Unter den vielen Mineralquellen ist der alkalisch-muriatische Eisensäuerling in Suliguli (bei Ober-Vissó) berühmt. In der M. bestehen viele Getreidemühlen (mit Wasserkraft); die Hausindustrie liefert Kotzen, grobe Wollenstoffe und Wollhandschuhe. Es wird ein Transithandel mit Vieh (von Armeniern und Juden) betrieben. Sitz des Komitats ist Marmaros-Sziget (s. d.). Vgl. Szilágyi, Das Komitat M. (ungar., Budap. 1876), und Rud. Bergner, In der M. (Münch. 1885).

Marmaroscher Diamant, s. Quarz.

Marmaros-Sziget (spr. -rosch-ssi-), Stadt und Sitz des ungar. Komitats Marmaros, an der Theiß, Endstation der Ungarischen Nordostbahn, mit (1881) 10,858 Einw. (Ungarn und Ruthenen), Bergdirektion, Gerichtshof, Steuerinspektor, kath. Unter- und reform. Obergymnasium und Staatslehrerpräparandie sowie großem ärarischen Sägewerk. In der Nähe die Steinsalzlager von Szlatina, Sugatag und Ronaszék mit jährlicher Produktion von 350,000, 165,000 und 165,000 metr. Ztr. Steinsalz.

Marmelade (v. portug. marmelo, Quitte, Schachtelsaft), mit Zucker eingedicktes Mus von Aprikosen, Erd- und Himbeeren, Kirschen, Quitten, Ananas, Orangen, Pfirsichen, Pflaumen etc., wird warm in Schachteln, Gläser oder Büchsen gegossen und kommt besonders aus Italien und Frankreich in den Handel.

Marmeln (Klicker), aus Thon oder aus Millefioriglas gebrannte bunte Spielkugeln.

Marmier (spr. -mjeh), Xavier, franz. Schriftsteller und Reisender, geb. 24. Juni 1809 zu Pontarlier (Doubs), besuchte das Collège zu Nozeroy, bereiste die Schweiz und Holland und begab sich dann nach Paris, wo er die "Revue germanique" redigierte. Die als Früchte einer Reise nach Deutschland 1832 herausgegebene Übersetzung ausgewählter Parabeln Krummachers (Par. 1834) und die "Études sur Goethe" (das. 1835) leiden an Oberflächlichkeit und Parteilichkeit. 1836-38 verweilte M. im Auftrag des Unterrichtsministeriums in Skandinavien behufs litterarischer Untersuchungen, als deren Resultate die "Histoire de la littérature en Danemark et en Suède" (Par. 1839) erschien. Hierauf wurde M. zum Professor der ausländischen Litteratur in Rennes ernannt, dann 1846 beim Marineministerium und 1847 als Konservator der Bibliothek von Ste.-Geneviève angestellt. Seit 1870 ist er Mitglied der französischen Akademie. Seine spätern Schriften behandeln meist seine Reisen, so die "Lettres sur la Russie, la Finlande et la Pologne" (Par. 1843, 2 Bde.; deutsch, Regensb. 1854); "Du Rhin au Nil" (Par. 1846, 2 Bde.); "Lettres sur l'Amérique" (1851, 2 Bde.; neue Ausg. 1881); "Lettres sur l'Adriatique et Monténégro" (1854, 2 Bde.); "Voyage pittoresque en Allemagne" (1858 u. 1859, 2 Tle.); "Voyage en Suisse" (1861) u. a. Erwähnung verdienen auch seine "Esquisses poétiques" (Par. 1830); "Les âmes en peine, contes d'un voyageur" (1851) und die von