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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Maskel - Masmünster.

Maskeraden (s. d.), gestalteten, deren Reiz in der sogen. Maskenfreiheit beruht. Aber merkwürdig genug hat die Hauptmaskenfeier in ihrer Beschränkung auf eine bestimmte Zeit des christlichen Festkalenders auch heute noch ein Kennzeichen ihres religiösen Ursprungs bewahrt. Die früher aus Wachs gefertigten Gesichtsmasken, wie man sich deren bei Maskeraden sowie beim Karneval auch auf den Straßen bedient, werden jetzt meist aus Leinwand mit einem lackierten Überzug hergestellt. Man hat sie in den verschiedensten Charakteren, einfarbige (schwarz oder weiß), die meist Halbmasken sind und nur den obern Teil des Gesichts bedecken, und bunte (halbe und ganze) Masken.

In der Baukunst nennt man Masken Menschenköpfe ohne Hinterhaupt, welche, gewöhnlich aus Stein gehauen, zur Verzierung des Schlußsteins von Fenster- und Thürbogen angewandt werden. - In der Befestigungskunst heißt M. eine Brustwehr, ein Verhau oder eine andre Vorrichtung, durch welche ein andres Werk, eine Batterie etc., dem feindlichen Feuer entzogen ("maskiert") wird. S. Maskieren.

Maskel, die weibliche Hanfpflanze.

Maskelyne (spr. mäskilein), Nevil, Astronom, geb. 5. Okt. (16. Okt. n. St.) 1732 zu London, studierte anfangs Theologie, wandte sich aber bald der Astronomie zu und ging 1761 zur Beobachtung des Venusdurchgangs nach St. Helena, 1763 zur Prüfung der Harrisonschen Uhren nach Barbados, worauf er 1765 nach Bliß' Tod fünfter Direktor der Sternwarte in Greenwich und königlicher Astronom von England wurde. Er starb 9. Febr. 1811. M. ist Begründer des "Nautical Almanac", von welchem er die Jahrgänge von 1767 bis 1815 veröffentlicht hat. Von seinen Arbeiten ist besonders die Bestimmung der Dichte der Erde aus Beobachtung von Lotablenkung am Berg Shehallien in Schottland zu erwähnen, die er 1774 in Verbindung mit Hutton ausführte. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "British mariners guide" (Lond. 1763); "Astronomical observations" (das. 1765 ff.); "Tables requisite to be used with the nautical almanac" (das. 1767); "Tables for computing the apparent places of the fixed stars" (das. 1774); "Tabulae motuum solis et lunae novae et correctae" (T. Mayers Tafeln, verbessert, das. 1770).

Maskenball, s. v. w. Maskerade.

Maskenblume, s. Mimulus.

Maskenspiele (franz. u. engl. masques, ital. ludi), allegorische oder mythische Vorstellungen mit Gesang und üppiger dekorativer Ausstattung, welche besonders im 16.-17. Jahrh. an den Fürstenhöfen bei Vermählungsfeierlichkeiten etc. zur Aufführung gelangten und die Vorläufer der Oper bildeten. Von letzterer, die im 17. Jahrh. aufkam, unterschieden sich die M. sehr scharf durch die noch mangelnde Monodie. In England waren die M. in der ersten Hälfte des 17. Jahrh. sehr im Schwange.

Maskerade (Maskenball), ein Ball, wo die Teilnehmer in Verkleidungen und mit Gesichtsmasken verhüllt erscheinen. Diese Verkleidungen heißen Charaktermasken, wenn sie die gewöhnliche Kleidung gewisser Stände (Jäger, Bauern, Bergleute) oder bestimmter Personen nachahmen; Nationalmasken, wenn sie die eigentümliche Kleidung bestimmter Völkerschaften darstellen; Phantasiemasken, wenn die Kleidung mit freier Willkür gewählt ist. Am häufigsten bedient man sich auf Maskeraden des Domino (s. d.). Dergleichen Maskeraden kamen zuerst in Italien auf (vgl. Maske, S. 314), wurden seit dem 17. Jahrh. überall beliebt (an den deutschen Höfen hießen sie "Wirtschaften") und gehören noch jetzt an zahlreichen Orten zu den Vergnügungen des Karnevals (s. d.), haben aber von ihrer ursprünglichen Bedeutung viel verloren. Charakteristische Maskenaufzüge, oft von sinnreicher Erfindung und künstlerischer Ausführung, sind in neuerer Zeit von den Künstlergesellschaften zu München, Düsseldorf, Wien, Berlin etc. veranstaltet worden. Vgl. Flögel, Geschichte des Grotesk-Komischen (neue Aufl. von Ebeling, Leipz. 1886). Allgemeiner ist M. s. v. w. Maskierung, Verkleidung.

Maskieren (franz.), mit einer Maske versehen, verkleiden; in der Befestigungskunst: eine Batterie oder Truppenaufstellung dem Feind so verbergen, daß sie erst sichtbar wird, wenn sie in Thätigkeit tritt; in der Kochkunst: angerichtete Speisen mit Sauce überziehen. In der Biologie bezeichnet man damit die Verkleidung, welche manche Tiere anlegen, um ihren Feinden oder Beutetieren schwer erkennbar zu werden. So besetzen gewisse Meerspinnen (Maja-Arten) ihren Rücken dicht mit abgekniffenen Zweigen von Algen, die Wollkrabbe (Dromia) versteckt sich unter einem lebhaft orangeroten Schwamm, den sie auf ihren Rücken pflanzt, viele Insektenlarven bedecken sich mit Kot oder Staub, eine Chrysopenlarve, die auf Baumrinde lebt, mit den Körnchen der grünen Rindenalgen. Letztere ist ebenso wie die Meerspinne mit sogen. Angelhaaren, an der Spitze hakenförmig umgebogenen Haaren, besetzt, um die Fremdkörper festzuhalten, und einzelne Krabbenarten haben besondere Rückenfüße, um sie bequem anzubringen.

Maskopei, nach dem holländ. Maatschappij (s. d.) korrumpierter Ausdruck, s. v. w. Handelsgesellschaft, Kompanieschaft. S. Handelsgesellschaft.

Maslac, s. Haschisch.

Mas Latrie, Louis de, franz. Altertumsforscher, geb. 9. April 1815 zu Castelnaudary, studierte 1835 bis 1838 an der École des Chartes, deren Unterdirektor er später ward. M. machte große Reisen durch die Archive und Bibliotheken Europas und besuchte auch den Orient sowie 1868 im Auftrag der Regierung Algerien. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: "Chronique historique des papes, des conciles généraux et des conciles de France" (1837, 2. Aufl. 1841); "Archevêchés, évêchés et monastères de France sous les trois dynasties" (1837); "Table géographique des évêchés du monde chrétien" (1846); "Nicosie" (1847); "Dictionnaire de statistique religieuse par M. X." (1851); "Inscriptions et monuments de Chypre et de Constantinople" (1850); "Histoire de l'île de Chypre sous le règne des princes de la maison de Lusignan" (1852-61, 3 Bde.); "Histoire de France depuis la mort de Louis XIV jusqu'en 1837" (1845); "Traités de paix et documents concernant les relations des chrétiens avec les Arabes de l'Afrique septentrionale" (1865-73); "Chronique d'Ernoul et de Bernard-le-Trésorier" (1872); "L'île de Chypre, sa situation présente, etc." (1879) u. a.

Masliza (russ.), Butterwoche (s. d.).

Maslowzen, Sekte in Rußland, s. Raskolniken.

Masmünster (franz. Massevaux), Stadt im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Thann, in einem schönen Thal der Vogesen, an der Doller und der Eisenbahn Sennheim-M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, wichtige Baumwollspinnerei und -Weberei, Eisengießerei, Lederfabrikation, eine Dampfschneidemühle und (1885) 3368 fast nur kath. Einwohner. Die Stadt