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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Matrosendivisionen - Matthäus (Apostel)

der Küstenbefestigungen zu bedienen, die Minensperren und andere Hafensperren zu legen und die Torpedobatterien zu bedienen. In jedem der beiden Reichskriegshäfen, ferner in Lehe und Cuxhaven garnisoniert eine Abteilung; die 1. Abteilung, in Friedrichsort liegend, hat vier, die andern drei Compagnien. Der Commandeur einer Abteilung ist ein Korvettenkapitän mit den Befugnissen eines selbständigen Bataillonscommandeurs, die Compagnieoffiziere sind Seeoffiziere. Die Mannschaften sind Nichtseeleute und Gardeersatz. Neben Artillerie- und Infanteriedienst werden die Leute ausgebildet im Bootsrudern, Minenlegen und führen jährlich eine große Minen- und Festungskriegsübung aus. Die M. sind der Inspektion der Marineartillerie unterstellt.

Matrosendivisionen, deutsche Marineteile am Lande, die das Depot bilden, ans dem das seemännische Personal für die Besetzung der Schiffe und Fahrzeuge entnommen wird und in das es nach der Außerdienststellung wieder zurückkehrt. Bei den M. werden die auf dem Wege des Ersatzgeschäfts ausgehobenen Seeleute von Beruf, See-, Küsten- und Hafffischer sowie einjährig-freiwillige Seeleute und vierjährig-freiwillige Nichtseeleute eingestellt und für den Dienst auf den Kriegsschiffen vorbereitet. Diese erste Ausbildung umsaht Infanteriedienst, Exerzieren am Geschütz, Bootsrudern und Segeln, Signalisieren, Splissen, Knoten und Segelnähen, Gewehrschießen, Schwimmen und Borddienstinstruktion.

Garnison der 1. Matrosendivision ist Kiel, der 2. Wilhelmshaven. Jede Division besteht aus 2 Abteilungen und jede von diesen aus 3 Compagnien. Die Compagnien sind in Schiffsstämme eingeteilt, die im Mobilmachungsfalle sofort bestimmte Schiffe zu besetzen haben. Sie werden deshalb schon im Frieden an Bord ihrer Schiffe (die abgerüstet auf den Werften liegen), namentlich im Gebrauch der Schiffswaffen (Geschütz und Torpedo), ausgebildet. Die M. sind den Marineinspektionen (s. d.) der betreffenden Station unterstellt.

Matrosenleinen, s. Checks.

Matrosenpressen, s. Matrosen.

Matrosentaufe, soviel wie Linientaufe (s. d.).

Matruēlis (lat.), Mutterbruderssohn, Verwandter mütterlicherseits.

Matsch (vom ital. marcio), eigentlich mürbe, dann den Verlust aller Stiche in einem Kartenspiel bedeutend, in den Formeln M. machen, alle Stiche machen, und M. werden, keinen Stich machen, gebräuchlich; matschen (im Kegelspiel), alle neun oder acht Kegel werfen.

Matschhlibandar, Matschhlipattan, s. Masulipatam.

Ma-tschu, tibetischer Name des Hoang-ho (s. d.).

Matsujama, Stadt auf der japan. Insel Shikoku in der Provinz Ijo, hat (1890) 34563 E. Eine Eisenbahn von 7 km verbindet sie mit Mitsu, ihrem Hafen an der Westküste. M. war Sitz eines Daimio, der hier eins der größten Kastelle des Landes besaß. In der Nähe die heißen Bäder von Dogo.

Matsuje, Stadt in der japan. Provinz Izumo, an der Nordküste der Südhälfte von Nipon, hat (1890) 35565 E., Papierindustrie und Achatschleiferei. In der Nähe bei Kidzuki altberühmte Shintotempel. Als Hafen dient Sakai.

Matsumoto, Stadt in der japan. Provinz Shinano, rechts vom Saigawa auf Nipon, im WNW. von Tokio, hat (1887) 21859 E.

Matsys, Quentin oder Quinten, niederländ. Maler, s. Massys.

Matt, ein Ausdruck des Schachspiels (s. d.), ursprünglich persisch soviel wie tot (schah mate, d. h. der König ist tot, daher unser schachmatt).

Matta, hauptsächlich in Österreich Bezeichnung für Mischungen von verschiedenen Pulvern, die zum Fälschen der Gewürzpulver betrügerischerweise benutzt werden. Das Hauptmaterial sind die Spelten des Kolbenhirses (Setaria germanica Rth.), Palmkernmehl, gedörrte Birnen.

Mattathīas, ein aus der Priesterklasse Jojarib stammender jüd. Priester aus Modin, etwa 10 km östlich von Lydda, begann 167 v. Chr. den religiösen Freiheitskampf seines Volks gegen die Syrer (Antiochus IV. Epiphanes), den seine Nachkommen fortsetzten. (S. Judas Makkabi und Makkabäer.)

Mattblech, s. Weißblechfabrikation.

Mattbrennen, s. Mattieren.

Matte, ein Flechtwerk oder Gewebe aus Stroh, Binsen, Rohr, Bast, Kokosfasern, Espartogras u. s. w., welches zur Verpackung von Waren, zu Teppichen, Fußabstreichern, zum Schutz des Tischtuchs u. s. w. dient. - M., soviel wie Weideplatz, s. Alp.

Matteis elektrohomöopathische Mittel, s. Geheimmittel.

Matten, die festen Bestandteile der Milch, welche die rohe Käsemasse bilden (s. Käse).

Matterhorn (frz. Mont-Cervin; ital. Monte-Cervino), der kühnste Felskegel der Penninischen Alpen, auf der Grenze zwischen Piemont und dem schweiz. Kanton Wallis, westlich vom Monte-Rosa, erreicht 4505 m Höhe. Ein isolierter scharfkantiger Gneisobelisk mit etwas gebogener Spitze und ungemein steilen Wänden, an denen wenig Schnee haftet, überragt der Gipfel den vergletscherten Kamm, dem er entsteigt, um mehr als 1000 m. Von den Pässen am Fuße des Berges sind der Col de Tournanche (3468 m) westlich und das Furggjoch (etwa 3300 m) östlich rauhe und schwierige Gletscherpfade; dagegen ist der südöstlich zwischen dem Theodulhorn (3472 m) und dem Kleinen M. (3886 m) gelegene Theodulpaß (oder Matterjoch) trotz seiner Höhe von 3322 m einer der leichtesten Gletscherpässe der Alpen. Früher für unersteiglich gehalten, wurde das M. 14. Juli 1865 zum erstenmal von den Londoner Alpenklubbisten Hudson, Whymper, Hadow und Lord Douglas mit drei Führern bestiegen; beim Hinabsteigen glitt Hadow aus, das Seil riß und Hudson, Hadow und Douglas stürzten mit dem Führer Croz in den Abgrund, seither wurde die Besteigung sowohl von Zermatt wie von Breil (im Val Tournanche) aus häufig wiederholt und gilt, nachdem am Ostfuße beim Hörnli (3298 m) und am Südabsturz an der sog. Kravatte (4114 m) sowie am Gr. Torre (3890 m) Schirmhütten errichtet und die schwierigsten Stellen durch Sprengungen, Ketten und Seile zugänglicher gemacht worden sind, nicht mehr für außergewöhnlich schwierig. - Vgl. Studer, Über Eis und Schnee, Bd. 2 (Bern 1869); Whymper, Scrambles amongst the Alps (2. Aufl., Lond. 1871; deutsch von Steger, Braunschw. 1872); Conwell, The Zermatt pocket book (Lond. 1881).

Matterjoch, s. Matterhorn.

Mattervisp, Fluß, s. Visp.

Matthäus, einer der zwölf Apostel Jesu, Sohn des Alphäus, ein Galiläer, von Christus selbst zum Apostelamte berufen, war vorher Zolleinnehmer am See Genezareth. Ob er mit Levi eine Person sei, ist nicht erwiesen. Die kirchliche Legende läßt ihn bald