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Maurerei – Mauritius (Insel)
Mauretanĭa, die nordwestl. Landschaft des den Alten bekannten Afrika, deren in viele Stämme geteilte kriegerische
Bevölkerung seit dem Ende des 2. Jahrh. v. Chr. dauernd in Berührung mit Rom, durch Cäsar unter die Oberhoheit Roms kam. 25 v. Chr. setzte Augustus Juba II. als König
von M. (das Land westlich vom Flusse Ampsaga, jetzt Oued-Rhumel oder Kebir, der Grenze Numidiens, abgerechnet) ein; nachdem 40 n. Chr. Caligula dessen Sohn
Ptolemäus hatte beseitigen lassen, wurde das Land unter Claudius röm. Provinz. Es zerfiel in zwei je unter einem kaiserl. Statthalter
(procurator) stehende Teile, in M. Tingitana mit der Hauptstadt Tingis (Tanger) im Westen,
und M. Cäsariensis (mit der Hauptstadt Cäsarea, jetzt Scherschel in der franz. Provinz Algier), beide durch den Fluß Muluchat, der
jetzt Algerien von Marokko trennt, voneinander geschieden. Unter Diocletian wurde 297 M. Tingitana zu Spanien gezogen, M. Cäsariensis in einen westl. Bezirk mit dem
alten Namen und einen östlichen um die Stadt Sitifis (M. Sitisensis) geteilt. In der ersten Hälfte des 5. Jahrh. n. Chr. eroberten das
Land die Vandalen. – Vgl. Edouard Cat, Essai sur la province romaine de Maurétanie (Par. 1891).
Maurīner (lat. Congregatio Sancti Mauri), ein nach dem heil. Maurus, einem Schüler
Benedikts von Nursia, benannter franz. Zweig des Benediktinerordens, dessen Generalabt in St. Germain des Prés bei Paris wohnte, begründet 1618, von Gregor XV. 1621
bestätigt. Die M. haben sich große Verdienste um die Theologie und die Geschichte, namentlich die französische, und ihre Hilfswissenschaften, Diplomatik, Chronologie
u.s.w., erworben. Man verdankt ihnen namentlich eine Reihe von vortrefflichen Ausgaben von Kirchenvätern, neue Ausgaben des Glossarium von Du Cange u.s.w. Die
hervorragendsten M. waren Mabillon, de Montfaucon, Martène, Durand, Martianay, D'Achery, Massuet, Clemencet, Coustant. Die Kongregation hatte Anfang des 18.
Jahrh. 180 Abteien und Priorate; in der Revolution ist sie untergegangen. Eine Art von Fortsetzung derselben ist die 1833 von dem Abt Gueranger von Solesme
gegründete franz. Benediktinerkongregation. – Vgl. Taffin, Histoire littéraire de la congrégation de St. Maur (Brüss. 1770): Herbst,
Die Verdienste der M. um die Wissenschaft (in der «Theol. Quartalschrift», Tüb. 1833–34); Lama,
Bibliothèque des écrivains de la congrégation de St. Maur (Münch. 1882).
Mauritĭa L., Pflanzengattung aus der
Familie der Palmen (s. d.) mit 6 Arten im tropischen Südamerika. Es sind Palmen mit hohen Stämmen und fächerförmigen Blättern. Die wichtigste Art
ist die sog. Weinpalme, M. vinifera Mart. (s.
Tafel: Palmen I, Fig. 7), die besonders am Orinoco und Amazonenstrom einheimisch ist und einen bis 40 m
hohen Stamm hat. Die Blätter der riesigen Krone halten 1,5 m im Durchmesser und stehen auf 3 m langen Stielen. Die Blüten- und
Fruchtstände sind 2–3 m lang. Die beschuppten, roten, tannenzapfenartigen Früchte schmecken ähnlich wie Äpfel und bieten eine sehr gesunde und nahrhafte Speise.
Die Fasern der Blätter können ↔ zu allerhand Geflecht benutzt werden, und der Saft giebt einen süßen berauschenden Wein, das Mark des Stammes ein
vortreffliches nahrhaftes Mehl. Die Guarauni-Indianer an der Mündung des Orinoco wohnen auf diesen Bäumen, indem sie deren Stämme hoch über dem Boden mit
Seilen verbinden, auf denselben Matten befestigen, diese mit Erde bedecken und auf solchen schwebenden Fundamenten ihre kleinen Hütten bauen. Eine andere Art,
die Miriti-, Moriti-, Moriche-,
Murichi- oder Itapalme, M. flexuosa
L., ebenfalls in Brasilien, aber auch auf einigen westind. Inseln, liefert wie die vorige die verschiedensten Lebensbedürfnisse;
besonders werden aus den Fasern der Blätter sehr feste Gewebe u.dgl. verfertigt.
Mauritĭus, bei den Franzosen Isle-de-France, eine englische, zu den Maskarenen
gehörige Insel, 880 km östlich von Madagaskar und 184 km nordöstlich von Reunion (s. d.), unter 74° östl. L. und 20° südl. Br. gelegen, hat ein Areal
von 1914 qkm und durchaus vulkanische Natur. Von ihren meist schroffen Küstenrändern steigt die Insel höchst malerisch überall nach dem Innern auf, wo sich nebst
ausgedehnten Tafelflächen vier bewaldete, 300–500 m hohe und nur auf den Gipfeln (Piton du Milieu 582 m) nackte Gebirgsketten erheben, die einen uralten, völlig
erloschenen und mit Wald bedeckten Krater, einen der größten der Erde, umschließen. Die höchsten Bergspitzen sind die Montagne de la Rivière noire von 826, der
pittoreske Pieter-Both oder Pittre-Booth von 813 und der Piton du Pouce von 808 m Höhe. Außer dem festen Basalt, der Hauptmasse der Insel, erscheint häufig poröse
Lava. Die Küstenränder bestehen zum Teil aus Korallenkalk, der dieselben auch in 2 km Entfernung in Gestalt eines Kranzes von Korallenbänken umgiebt. M. ist
außerordentlich wasserreich, indem aus dem Innern, wo sich mehrere ziemlich große Seen befinden, nicht weniger als 100 Bäche dem Meere zufließen, die freilich
größtenteils im Sommer austrocknen. Am längsten ist der 16 km lange Grand-River. (S. die Nebenkarte zur Karte:
Madagaskar.) Das Klima ist zwar tropisch, aber infolge des gebirgigen
Charakters der Insel sehr mild und meist gesund. Nur die Mauritiusorkane (s. d.) sind eine Plage. Am 29. April 1892 wurde ein Drittel der Hauptstadt
völlig zerstört.
Die Vegetation ist Madagaskar ähnlich, doch besitzt die Insel eine große Anzahl eigener Arten; von Bäumen zeichnet sie
Hyophorbe als stolze Fiederpalme aus. Zuckerrohr ist das Hauptkulturprodukt und seine Plantagen haben die einheimische Flora in
den untern Regionen stark beschränkt. Die Entwaldung der Insel ist schon weit vorgeschritten.
Die Fauna zeigt ähnliche Verhältnisse wie die von Réunion. Abgesehen von Fledermäusen fehlen einheimische Säugetiere, denn
der Lemur und der Madagaskarigel sind eingeführt. Auch Schlangen werden hier nicht angetroffen, wohl aber Eidechsen und Schildkröten. Einige Landvögel sind
originell, die merkwürdigsten aber im Laufe der letzten drei Jahrhunderte vom Menschen unmittelbar oder mittelbar durch eingeführte Tiere, Schweine, Hunde, Katzen,
ausgerottet: nämlich eine Taube (Alectroenas), der Dodo, ein riesiges Wasserhuhn, ein Papagei und ein Vogel
(Aphanapteryx imperialis v. Frauenf.). Auch die Riesenschildkröte wurde vernichtet.
Die Zahl der Bevölkerung belief sich 1851 auf 183506, 1891 auf 371 655, darunter 250000 Kuli
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 682.