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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mazzarīno; Mazze; Mazzīni; Mazzola; Mazzolīni

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Mazzarino - Mazzolini.

ein bedeutender Handelsplatz und wurde im ersten Punischen Krieg von den Römern zerstört. Hier 956 Sieg der Griechen und 1075 der Normannen unter Roger über die Sarazenen.

Mazzarīno, Stadt in der ital. Provinz Caltanissetta (Sizilien), Kreis Terranova, mit Weinbau, Schwefelquellen und (1881) 12,964 Einw.; angeblicher Stammort der Familie Mazarin.

Mazze (Mazzo), in Konstantinopel 50 Stück bei zu zählenden Gütern.

Mazzīni, Giuseppe, ital. Agitator, geb. 28. Juni 1808 zu Genua, widmete sich dem Rechtsstudium und der schönen Litteratur, praktizierte sodann als Advokat in Genua und gründete daneben den "Indicatore Genovese" und nach dessen Unterdrückung 1829 zu Livorno den "Indicatore Livornese", der bald dasselbe Schicksal hatte. Als Karbonaro verraten, saß M. 1830 mehrere Monate im Kerker zu Savona. Wieder frei, begab er sich nach Marseille, forderte den König Karl Albert von Sardinien in einem berühmten Brief zur Befreiung Italiens auf und gründete den Bund der Flüchtigen sowie die Zeitung "La giovine Italia", welche für die geeinigte Republik Italien und für Freiheit und Gleichheit durch die Presse und durch Verschwörungen wirken sollten (vgl. Junges Europa). Nachdem zwei Verschwörungen, in Genua und in Savoyen, welch letztere M. 1834 von Genf aus leitete, mißglückt waren, wurde er in Sardinien in contumaciam zum Tod verurteilt und infolgedessen 1836 auch aus der Schweiz verwiesen. Nach langem Umherirren ließ er sich 1842 in London nieder, gab dort wieder eine Zeitung unter dem Namen "L'Apostolo popolare" heraus, gründete eine Schule für italienische Handwerker und unterhielt eine lebhafte Korrespondenz mit italienischen Unzufriedenen. Als Papst Pius IX. durch einige Reformen die liberale Bahn zu betreten schien, forderte M. ihn 8. Sept. 1847 in einem Sendschreiben auf, sich an die Spitze der nationalen Bewegung zu stellen und der Schöpfer der Einheit Italiens zu werden. Nach dem Aufstand in Mailand im März 1848 begab sich M. dahin und gründete daselbst ein Journal, "L'Italia del popolo", und einen politischen Klub, den "Circolo nazionale"; doch wurde er bald von den Gemäßigten in den Hintergrund gedrängt und trat daher als Soldat in die Garibaldische Legion. Als die sardinischen Truppen Mailand räumten, nahm er die Diktatur an und suchte eine Schilderhebung der italienischen Republikaner hervorzurufen, mußte aber bald auf Schweizer Gebiet übertreten. Bald darauf in Livorno zum Abgeordneten für die in Rom zusammentretende Konstituierende Versammlung gewählt und hier im März 1849 mit Armellini und Saffi zum Triumvir ernannt, entwickelte er eine ungemeine Thätigkeit in der Organisation der römischen Republik und der Verteidigung des Staats gegen die Franzosen. Nach dem Fall Roms (3. Juli) ging er nach London, wo er mit Kossuth, Ledru-Rollin und Ruge das "Comitato europeo" gründete, das die Gründung einer europäischen Republik zum Ziel hatte. Auch betrieb er die Negoziierung einer Anleihe (Mazzinische Anleihe) unter den Radikalen aller Länder, um hierdurch die Mittel zu einer neuen Schilderhebung in Italien zu erlangen. Der unbesonnene Mailänder Insurrektionsversuch vom 6. Febr. 1853 sowie die Bewegungen in Genua 29. und 30. Juni 1857 waren sein Werk. Beim Beginn des italienischen Kriegs 1859 erklärte er sich auf das leidenschaftlichste gegen das Bündnis Sardiniens mit Frankreich. Dagegen unterstützte er Garibaldis Expedition nach Sizilien und feuerte denselben an, auch Rom und Venedig durch einen Handstreich zu befreien. Nach Garibaldis Gefangennahme bei Aspromonte (August 1861) erklärte er in einem fulminanten Manifest den Pakt seiner Partei mit der Monarchie für immer gebrochen. Die Amnestie von 1866 wies er von sich, begab sich aber 1870 doch nach Italien zurück, wo er in Palermo verhaftet, nachher aber wieder freigelassen wurde. In seinem 1871 zu Rom gegründeten Blatt "La Roma del popolo" verurteilte er die Ausschreitungen der sozialistischen Partei. Er ließ sich zuletzt in Pisa nieder, wo er 10. März 1872 starb. Nach seinem Tod feierte die italienische Presse seine Verdienste um Italien in schwungvollen Worten, und die italienische Kammer sprach offiziell ihren Schmerz über sein Ableben aus. Sein Begräbnis zu Genua, wohin sein Leichnam gebracht worden, und wo ihm 1882 ein Denkmal errichtet wurde, war feierlich. M. war ein Verschwörer und lange Zeit der Schrecken, aber auch der Popanz der Polizei, mit dem sie alle reaktionären Gewaltmaßregeln beschönigte. Daß er zu geheimen, selbst hinterlistigen Mitteln griff, war indes mehr Schuld der unglücklichen Lage Italiens, das von fremden Machthabern geknechtet wurde, als Mazzinis. Dieser war ein schwärmerischer Idealist, der mit bewunderungswürdiger Selbstverleugnung und Ausdauer seiner erhabenen Idee, der Wiedergeburt seines Vaterlandes, sowie der Humanität, Freiheit und dem Glück der Menschheit diente. Seine Mittel waren bedenklich, seine Absicht aber edel und seine Einwirkung auf Entwickelung des nationalen Geistes in Italien nicht gering. Eine Ausgabe seiner "Scritti editi ed inediti" (bis jetzt 16 Bde.) erscheint seit 1861 in Mailand, später Rom; in Auswahl deutsch von L. Assing (Hamb. 1868, 2 Bde.) und englisch ("Joseph M., life and writings", Lond. 1870, 6 Bde.). Briefe Mazzinis gab Giurati heraus (Mail. 1887). Vgl. Simoni, M., histoire des conspirations mazziniennes (Par. 1870); Nardi, Giuseppe M., la vita, gli scritti e le dottrine (Mail. 1872); Mario, M. nella sua vita e nel suo apostolato (das. 1885); A. Boullier, Victor Emmanuel et M. (Par. 1885). - Sein Vetter Andrea M., der als politischer Flüchtling längere Zeit zu Paris lebte, hat sich unter anderm durch das Werk "De l'Italie dans les rapports avec la liberté et la civilisation moderne" (Par. 1847, 2 Bde.) bekannt gemacht.

Mazzola (Mazzuoli), 1) Francesco, Maler, s. Parmegianino.

2) Girolamo, ital. Maler, zu Parma um 1533-1566 thätig, arbeitete im Stil seines Vetters Francesco M. Seine Hauptwerke sind: die Vermählung der heil. Katharina in der Karmeliterkirche, das Abendmahl in San Giovanni und die Ausmalung des Gewölbes im Mittelschiff des Doms zu Parma.

Mazzolīni, Lodovico, ital. Maler, geboren um 1478 zu Ferrara, lernte bei L. Costa, nach andern bei Domenico Panetti, war in Bologna und Ferrara thätig, wo er 1528 starb. M. hat die Prinzipien der ferraresischen Schule, Energie der Charakteristik und Reichtum der Komposition, bis zum Häßlichen und Überladenen übertrieben. Doch hat er zugleich das Kolorit zu tiefer Farbenglut gesteigert, den Gesamteindruck aber durch zu reichliche Anbringung von Goldreliefs beeinträchtigt. Seine Hauptwerke sind: die heilige Familie mit Elisabeth und dem kleinen Johannes (1509, Museum zu Berlin), eine heilige Familie (1516, Pinakothek zu München), Christus als zwölfjähriger Knabe im Tempel lehrend (1524,