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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Massōra; Massow; Maßstab; Massua; Maßwerk

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Massora - Maßwerk.

2) Michel Bénoit Gaudichot-M., franz. Schriftsteller, geb. 31. Juli 1800 zu Paris, war zuerst Steinmetz, schrieb seit 1826 für Journale, widmete sich sodann ganz der Schriftstellerei und veröffentlichte eine große Anzahl zum Teil sehr gelesener Romane, Novellen und Dramen (letztere meist in Gemeinschaft mit andern). Aus seinen novellistischen Arbeiten sind "Les contes de l'atelier" (1832-33, 4 Bde.; neueste Ausg. 1883) hervorzuheben. Auch schrieb er "Les enfants célèbres" (1838, 11. Aufl. 1880), eine beliebt gewordene Sammlung von Biographien, und "De la gerbée" (1861), Familienerzählungen, welche vom Institut 1865 mit einem Preis gekrönt wurden, sowie "Les drames de la conscience" (1866), "Les lectures en famille" (1867) u. a. Im allgemeinen gründet sich Massons Ruhm weniger auf glänzende Eigenschaften der Darstellung als auf die moralische Gediegenheit seiner Erzeugnisse.

3) (spr. massŏn) David, engl. Gelehrter und Schriftsteller, geb. 2. Dez. 1822 zu Aberdeen, wurde dort und in Edinburg ausgebildet und begann seine litterarische Laufbahn schon mit dem 19. Jahr als Herausgeber einer Provinzialzeitung. Seit 1844 lebte er in London, wo er 1852 die Professur der englischen Litteratur am University College erhielt; 1865 wurde er an die Universität Edinburg für Rhetorik und englische Litteratur berufen. Auch war er 1859 Herausgeber von "Macmillan's Magazine" geworden. Außer zahlreichen Beiträgen zu Zeitschriften erschienen selbständig von ihm: "Essays, biographical and critical" (1856; neue Bearbeitung 1874, 3 Bde.); "Life of John Milton" (1859-79, 6 Bde.), sein für klassisch geltendes Hauptwerk; "British novelists and their styles" (1865); "Recent British philosophy" (1865, 3. Aufl. 1877); "Course of English literature" (1868); "Drummond of Hawthornden" (1873); "Wordsworth, Shelley, Keats, and other essays" (1874); "The three devils: Luther's, Milton's and Goethe's" (1874); "Th. Carlyle personally and in his writings" (1885). Auch besorgte er die sogen. "Cambridge edition" von Miltons poetischen Werken (1874, 3 Bde.).

Massōra (hebr., "Überlieferung"), eine zur Feststellung und unverfälschten Erhaltung des ursprünglich unvokalisierten Bibelwortes wohl schon von Esras Zeit an unternommene sprachwissenschaftliche Arbeit. Zu der von der jüdischen Tradition vererbten Vokalisierung und Accentuierung des Alten Testaments kamen schon früh grammatische und kritische Bemerkungen, die sich teils mündlich fortpflanzten, teils in die Bibelhandschriften eingetragen wurden. Diese Thätigkeit ward von den Juden Palästinas und Babylons gepflegt. In Palästina war es in der zweiten Hälfte des 10. Jahrh. neben andern Gelehrten besonders Ahron ben Mose ben Ascher in Tiberias, der den Bibeltext feststellte und ihn den nachfolgenden Pflegern und Förderern der M., den sogen. Nakdanim (Punktatoren), überlieferte. Aus ihrer Zeit vielleicht stammt das älteste Handbuch der M., "Ochla w'ochla", welches schon im 12. Jahrh. citiert und von Frensdorff (Hannov. 1864) herausgegeben ward. Dem Anfang des 13. Jahrh. gehört Meir (Abu'lafia) Halevi ben Todros' "Sefer m'ssores s'jag l'sora" an. Der von Jakob ben Chajim ibn Adonia mühsam gesammelte Massorastoff ist zuerst abgedruckt in den rabbinischen Bibeln (Vened. 1524-25), deren Text als der rezipierte Bibeltext anzusehen ist. Die in den Zwischenkolumnen und den äußern Seitenrändern der Bombergschen Bibelausgaben Lesarten (K'ri, d. h. lies! im Gegensatz zu K'tib, Geschriebenes, ursprünglicher Text) und Wörterzählungen enthaltende M. heißt die M. parva; der übrige umfangreiche, diese erläuternde, allgemeine Sätze, Vers- und Wörterverzeichnisse bietende Stoff heißt M. magna und steht über und unter dem Texte der Bibel. Schließlich ist in der sogen. M. finalis eine Art massorethischen Wörterbuchs überliefert und sind die Differenzen zwischen ben Ascher und ben Naftali sowie die Abweichungen der palästinensischen und babylonischen Richtung aufgeführt. Auf das Studium der M. legt man heute mit Recht einen großen Wert, denn ohne eingehende Beschäftigung mit derselben ist eine korrekte, sach- und sinngemäße Bibelforschung nicht zu ermöglichen. Die Urheber und Sammler der M. nennt man Massorethen und den jetzigen Text des Alten Testaments die massorethische Rezension. Eine Erklärung der massorethischen Ausdrücke gaben Elias Levita (Halle 1772) und Buxtorf ("Tiberias", Basel 1620). Neue Ausgaben der "M. magna" veröffentlichten Frensdorff (Hannov. u. Leipz. 1876) und gegenwärtig S. Bär (Wilna), während Chr. D. Ginsburg ein auf 3 Bände berechnetes Werk: "The M. compiled from manuscripts alphabetically and lexically arranged" (Lond. 1880 ff.), herausgibt.

Massow, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, Kreis Naugard, hat ein Amtsgericht und (1885) 2622 meist evang. Einwohner. M. erhielt bereits 1278 Stadtrecht.

Maßstab, ein gerader, linealähnlicher Stab von Holz oder Metall, auf welchem die Maßeinheiten mit dem Zweck des Maßstabs entsprechender weiterer Einteilung in Untereinheiten für Längenmessung nebeneinander aufgetragen sind (s. Tabelle, S. 318). Die Länge und Form solcher Maßstäbe richtet sich nach praktischen Bedürfnissen. Der verjüngte M., d. h. der in einem gewissen Verhältnis zu dem wirklichen verkleinerte, soll vorzugsweise dem Zeichner dazu dienen, die mittels größerer Maße aufgefundenen Längen durch Zeichnung auf Papier im kleinen oder verjüngt vor das Auge zu bringen. Er heißt Transversalmaßstab, wenn er durch horizontale, senkrechte und diagonale Linien dergestalt abgeteilt ist, daß man mit möglichster Genauigkeit Längeneinheiten und Unterabteilungen derselben danach bestimmen kann.

Massua, Stadt, s. Massaua.

Maßwerk, aus Kreisen und Kreisbogen zusammengesetztes geometrisches Ornament, welches in der gotischen Baukunst entweder frei stehend und durch-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fenstermaßwerk der entwickelten Gotik.]