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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Melvillebusen - Memel.

2) Robert Dundas, Viscount, Sohn des vorigen, geb. 14. März 1771, studierte zu Edinburg, trat 1802 für die Grafschaft Edinburg ins Unterhaus, ward 1808 Präsident des indischen Amtes, 1809 Obersekretär für Irland, 1810 aber aufs neue ins indische Amt berufen. Nach dem Tod seines Vaters trat er ins Oberhaus ein, ward unter dem Ministerium Liverpool 1812 erster Lord der Admiralität, Konservator der britischen Museen, Geheimsiegelbewahrer von Schottland und Kanzler der Universität Edinburg, legte aber, als im April 1827 Canning an die Spitze der Verwaltung trat, seine Ämter nieder. Im Januar 1828 betraute ihn Wellington abermals mit der Leitung des Seewesens, bis der Eintritt des Whigministeriums im November 1830 seiner politischen Thätigkeit ein Ziel setzte. In Schottland genoß er indessen bis zu seinem Tod 10. Juni 1851 einen bedeutenden Einfluß. - Sein ältester Sohn, Henry Dundas, dritter Viscount M., geb. 25. Febr. 1801, zeichnete sich als Oberst in den indischen Feldzügen aus, ward 1860 General und starb im Januar 1876 kinderlos. Ihm folgte als vierter Viscount von M. sein Bruder Robert Dundas, geb. 24. Sept. 1803.

3) Hermann, amerikan. Reisender und Romanschriftsteller, geb. 1. Aug. 1819 zu New York, widmete sich dem Seedienst, ging 1842 auf einem Walfischfahrer nach dem Stillen Ozean, desertierte aber 1842 im Hafen von Nukahiwa und ward vier Monate lang von den Eingebogen gefangen gehalten. Durch einen Südseefahrer aus Sydney befreit, besuchte er noch Tahiti und Hawai und kehrte 1844 nach Boston zurück. Diese abenteuerlichen Fahrten schilderte er in "Typee, or Marquesas island" (Lond. 1846, neue Ausg. 1861; deutsch, Leipz. 1847, 3 Bde.) und in "Omoo" (Lond. 1847, neue Ausg. 1855; deutsch, Leipz. 1847, 2 Bde.). Schilderungen ähnlicher Art enthalten "Mardi" (Lond. 1849, 3 Bde.), "Redburn" (das. 1849, 2 Bde.) und "White jacket" (das. 1850, 2 Bde.). Seit 1847 wohnte M. in New York, dann bei Pittsfield in Massachusetts, machte 1860 eine Reise um die Welt und starb 1874. Von seinen Romanen sind nennenswert: "The whale, or Moby Dick" (New York 1851); "Israel Potter" (1855); "The piazza tales" (1856); "The confidenceman" (1857); "Battle pieces" (1866) u. a.

Melvillebusen, ein von Treibeis erfüllter Busen der Baffinsbai an der Westküste von Grönland.

Melvillehalbinsel, nordöstlichster Teil des amerikan. Festlandes, zwischen dem Polarkreis und dem 70.° nördl. Br., durch die Fury- und Heclastraße von Baffinsland getrennt. An der Westseite die Committeebai.

Melvillesund, Seebecken im arktischen Archipel Nordamerikas, eingeschlossen von der Melvilleinsel, Banks-, Prinz Albert- und Prinz Wales-Land u. den Inseln Cornwall und Bathurst. Nach O. führt die Barrowstraße, nach W. die Banksstraße, nach N. der Byam Martin-Kanal, nach SW. die Prinz von Wales-Straße, nach SO. der M'Clintockkanal. Entdeckt wurde der Sund 1819 von Parry. S. Karte "Nordpolarländer".

Melzi, Francesco, ital. Maler, geboren um 1493 zu Mailand aus vornehmer Familie, war Schüler und Freund Leonardo da Vincis, den er nach Rom und Frankreich begleitete. Er scheint die Malerei nur als Dilettant betrieben zu haben, da sich nur Zeichnungen, nicht beglaubigte Gemälde von seiner Hand erhalten haben. Man schreibt ihm ein mythologisches Bild des Berliner Museums, Vertumnus und Pomona, zu. Er war noch 1566 zu Mailand am Leben.

Mem, Handelsort bei Söderköping im schwed. Län Ostgotland, an der Mündung des Götakanals in die Ostseebucht Slätbaken, hat einen Hafen, Zoll- und Lotsenstation und Handel mit Getreide und Holzwaren.

Member of Parliament (engl., spr. pārlĭment, abgekürzt M. P.), Parlamentsmitglied.

Membracīna (Buckelzirpen), Familie aus der Ordnung der Halbflügler, s. Cikaden.

Membrān (lat.), s. v. w. Haut, besonders ein zartes Häutchen; auch s. v. w. Pergament und eine auf Pergament geschriebene Handschrift.

Membranacĕi (Hautwanzen), Familie aus der Ordnung der Halbflügler, s. Wanzen.

Membre de l'Institut (franz., spr. māngbr d'längstitüh), Mitglied des französischen Instituts (s. Akademie, S. 247).

Membrum (lat.), Glied, Mitglied; M. genitale, Zeugungsglied; M. virile, männliches Glied; M. honorarium, Ehrenmitglied.

Memel, Fluß, s. Niemen.

Memel, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, die nördlichste Stadt des Deutschen Reichs, an der Mündung der schiffbaren Dange in das Memeler Tief, welches das Kurische Haff mit der Ostsee verbindet, und an der Linie Insterburg-M. der Preußischen Staatsbahn, ist an der Seeseite durch eine Citadelle und 2 Forts befestigt, hat 3 evangelische, eine englische und eine kath. Kirche, 3 Synagogen und (1885) mit der Garnison (ein Füsilierbataillon Nr. 41 und eine Kompanie Fußartillerie. Nr. 2) 18,748 meist evang. Einwohner (780 Katholiken und 903 Juden), deren wichtigste Industriezweige Eisengießerei, Schiffbau, Chemikalien- und Seifenfabrikation, Bierbrauerei u. Branntweinbrennerei sind. Der Handel, welcher durch eine Handelskammer, eine Börse und eine Reichsbankstelle unterstützt wird, ist besonders lebhaft in Hol, Getreide, Leinsaat, Flachs, Hanf, Lumpen, Ölkuchen, Häuten, Steinkohlen, Heringen, Zement und Gips. Der geräumige Hafen ist durch einen Leuchtturm gesichert. M. besaß 1886: 43 Schiffe zu 16,170 Registertons sowie 19 Fluß- und Bugsierdampfer, es liefen ein und aus: 868 Schiffe zu 197,814 Registertons. Der Wert der Einfuhr belief sich auf 7,082,530, der der Ausfuhr auf 12,195,390 Mk. M. ist Sitz eines Amtsgerichts, eines Hauptzollamtes, einer Prüfungskommission für Lotsen und Seefahrer, eines Lotsenkommandos, vieler auswärtiger Konsulate, hat ein Gymnasium und eine Schiffahrtsschule. Unmittelbar bei M. liegt das Dorf Bommelsvitte mit (1885) 3259 Einw. - M. wurde 1252 unter den Mauern der Deutschordensburg Memelburg gegründet und sollte anfangs den Namen Neudortmund und Dortmundsches Stadtrecht erhalten, wurde aber Memelburg genannt und bekam lübisches Recht. Ein Drittel der Stadt gehörte dem Bischof von Kurland, zwei Drittel besaß der livländische Schwertorden. Letzterer übertrug 1326 seinen Anteil dem Deutschen Orden, der 1328 die ganze Stadt erhielt und sie 1404 aufs neue befestigte. In den Kriegen mit den Litauern und Polen im 13.-15. Jahrh. hatte die Stadt viel zu leiden, brannte wiederholt ab, wurde eine Zeitlang von den Schweden besessen und 1757 von den Russen besetzt. Nach der Schlacht bei Jena (1806)

^[Abb.: Wappen von Memel.]