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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Memorābel; Memorándum; Memorĭa; Memoriāl; Memorieren; Memorĭter; Memphis

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Memorabel - Memphis.

beau, Mounier, Barère und Camille Desmoulins, begnügen müssen. Selbst Henker, wie der bekannte Scharfrichter Samson von Paris, schrieben damals M. Nicht alle diese M. sind aber echt; manche tragen einen berühmten Namen an der Stirn, sind aber offenbar untergeschoben, wie denn überhaupt in neuerer Zeit die Memoirenfabrikation auf wahrhaft schwunghafte Weise betrieben wird. Einer der bedeutendsten Autoren dieser Art war Soulavie, dessen Sammlungen neuerlich durch die "Collection des mémoires relatifs à l'histoire de la révolution française" (Par. 1822-28, 30 Bde.) und andre Sammelwerke mit Recht verdrängt worden sind. Noch reichhaltiger ist die Memoirenlitteratur der Napoleonischen Zeit. Von wirklicher Bedeutung sind indes nur die von Bignon, Las Cases, O'Meara, Constant, Lavalette, Savary, von der Herzogin von Abrantes, Marmier, Eugen Beauharnais und Frau v. Rémusat. Unter den neuesten M. sind wahrhaft gehaltreich die von Chateaubriand, Carnot, George Sand und Broglie. Die zahlreichen Kriegstagebücher der letzten Jahre haben meist keine höhere litterarische Bedeutung. In England beginnt die Memoirenlitteratur erst seit der Regierung der Königin Elisabeth wichtiger zu werden. Erhebliche Quellen für diese Zeit sind die M. von James Melville, welche bis auf Jakobs I. Zeit herabreichen, und von Th. Birch, sowie für die schottischen Verhältnisse die von Dav. Crawford of Drumsey interessante Ausbeute gewähren. Für die religiös-politischen Bewegungen und Konflikte des 17. Jahrh. sind erwähnenswert: Rushwort, Ludlow, Clarendon, Whitelock und Will. Temple. Die wichtigsten hierher gehörigen M. sind zusammengestellt in Guizots "Collection des mémoires relatifs à la révolution d'Angleterre" (Par. 1823, 33 Bde.). Eine lebendige Charakteristik des Protektors Cromwell gibt Peck, und den Fall der Stuarts behandeln John Dalrymple und Pepys, an welche sich Burnet und Marlborough anschließen. Die Denkwürdigkeiten Bolingbrokes, Walpoles, John Kers of Kersland u. a. beziehen sich auf Georgs I. Zeit. Wie in Frankreich, so schwillt auch in England in der neuern Zeit die Memoirenlitteratur zu nicht zu bewältigenden Massen an. In Deutschland machte man im Zeitalter der Reformation einen vielversprechenden Anfang in der Gattung der politischen M. Karl V. schrieb M. seines Lebens, welche uns aber nur in einer französischen Bearbeitung einer portugiesischen Übersetzung des verlornen spanischen Originals erhalten sind. Dem Zeitalter der Reformation gehören an die Denkwürdigkeiten des Götz von Berlichingen, das Tagebuch des Schmalkaldischen Kriegs von Viglius van Zwiechem, die M. des Sebastian Schärtlin von Burtenbach, des Grafen Wolrad von Waldeck; des Stralsunders Barth. Sastrow, der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. die M. des L. Geizlkofer und des Ritters H. von Schweinichen, dem Dreißigjährigen Krieg unter andern die Tagebücher des Grafen Christian von Anhalt. Aus der preußischen Geschichte sind zu nennen: die französisch geschriebenen, mit großer Vorsicht zu benutzenden M. der Markgräfin Wilhelmine von Baireuth und des Barons Pöllnitz sowie die M. Friedrichs d. Gr. über seine Kriege und die des Prinzen Karl von Hessen. Besondere Erwähnung verdienen noch die gehaltvollen "Denkwürdigkeiten" v. Dohms, das Fragment von M. des Grafen von Haugwitz und in neuerer Zeit die M. von Gentz, dem Herzog Eugen von Württemberg, Müffling, der Gräfin von Voß, Varnhagen v. Ense, von Gagern, Arndt, dem Ritter von Lang, Hormayr, Metternich, Beust und Herzog Ernst von Koburg-Gotha. Für das litterarische Leben des 18. und 19. Jahrh. sind von höchster Bedeutung die M. von Chr. Wolff, J. J. ^[Johann Jacob] Moser, K. und Fr. v. Raumer und vor allen Goethes unübertreffliches Werk "Aus meinem Leben. Wahrheit und Dichtung".

Memorābel (lat.), merk-, denkwürdig; Memorabilien, Denkwürdigkeiten, Memoiren (s. d.).

Memorándum (lat.), etwas zu Notierendes; in dazu bestimmtes Buch (Memorandenbuch, Memorial); insbesondere auch die in Seeversicherungspolicen enthaltene Aufzählung der Gefahren, gegen welche der Versicherer keine Garantie übernimmt.

Memorĭa (lat.), das Gedächtnis; in memoriam, zur Erinnerung, Mahnung.

Memoriāl (lat., Memoriale, Promemoria), schriftliche Eingabe, welche bei einer hochstehenden Person, einer Behörde, einem Vorgesetzten etwas in Anregung bringen soll; öffentliche Anzeige, mittels welcher man die Aufmerksamkeit des Publikums auf einen Gegenstand hinlenken will; in der Buchhaltung eins der Hauptbücher (s. Buchhaltung, S. 564).

Memorieren (lat.), auswendig lernen; memorisieren, zur Erinnerung aufzeichnen.

Memorĭter (lat.), aus dem Gedächtnis, auswendig.

Memphis (in der Bibel Noph oder Moph), die älteste Hauptstadt von Unterägypten und die zweite Residenz der ältern Könige, auf dem westlichen Nilufer, bei den heutigen Dörfern Mitrahine und Sakkâra, 18 km südlich von Kairo. Die Gründung von M. wird auf Menes (vgl. Ägypten, S. 224), den ersten König der 1. Dynastie, zurückgeführt. Menes ließ den Nil, welcher am Felsenrand der Libyschen Wüste hinfloß, nach O. hin in sein jetziges Bett leiten und erbaute auf dem so gewonnenen Platz die Stadt Men Nefer ("Stätte des Guten"), deren Name von den Griechen in M. umgewandelt wurde. Menes gründete hier auch den berühmten Phthatempel, nach welchem sie die heiligen Namen Pu-Phtha oder Ha-Phtha ("Stadt des Phtha") führte, und umgab sie mit einer kolossalen Mauer. Menes' Sohn Atothis erbaute den Königspalast und erhob M. zur Reichshauptstadt. Als solche erreichte es bald seine höchste Blüte. Mit dem Schluß der 8. Dynastie (um 2500) sank M. zur zweiten Hauptstadt herab und wurde endlich unter der 11. Dynastie durch Theben gänzlich verdunkelt. Erst unter der 26. Dynastie (686) erhob es sich unter dem Einfluß der nahen Hauptstadt Sais wieder zu einer zweiten Blüte. 525 erstürmte Kambyses die Stadt, welche drei Jahrhunderte später durch die Gründung Alexandrias den Todesstoß erhielt. Die Bevölkerung schwand, nur die Gebäude blieben übrig, und selbst Diodor und Strabon konnten noch die Ausdehnung und Pracht von M. bewundern. Der Araber Abd ul Latif, welcher sie im 13. Jahrh. besuchte, fand ihre Überreste noch "ungeheuer", und Abulfeda entwirft, 150 Jahre später, noch ein glänzendes Bild von M. Jetzt ist die alte Stadt bis auf unförmliche Schutthügel, einzelne kolossale Skulpturreste (Sphinx) und Spuren der erdbedeckten Umwallungen gänzlich verschwunden; nur die Pyramiden, die 1851 aufgefundenen Apiskatakomben (vgl. Mariette, Le Sérapéum de M., Par. 1882) und zahllose Privatgräber am Saum der Libyschen Wüste zeugen noch von der alten Pracht und Bedeutung von M. (s. Tafel "Baukunst III", Fig. 1).

Memphis, Stadt im nordamerikan. Staat Tennessee, am Mississippi, hat breite Straßen, einen hübschen Park und (1880) 33,592 Einw. Es ist die wichtigste Stadt zwischen St. Louis und New Orleans und betreibt namentlich Handel mit Baumwolle;