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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mensdorff-Pouilly - Menstruum

lischen Herrlichkeit begeben und eine vollständige menschliche Natur mit Geist, Seele und Leib angenommen habe.

Mensdorff-Pouilly (spr. -pŭjih), Alexander, Graf von, österr. General und Staatsmann, geb. 4. Aug. 1813 zu Coburg als der zweite Sohn des Generals Grafen Emanuel M. (gest. 1852) aus dessen Ehe mit der Herzogin Sophie von Sachsen-Coburg-Saalfeld, trat 1829 in die österr. Armee und wurde 1849 zum Flügeladjutanten des Kaisers ernannt. Er wohnte hierauf dem Kriege in Ungarn bei und wurde 1850 als Generalmajor und als Bundeskommissar nach Holstein gesandt, dessen Verwaltung er in Gemeinschaft mit dem preuß. und Holstein. Kommissar bis zur Übergabe des Landes (2. Febr. 1852) an die Dänen führte. M. war dann bis Nov. 1853 außerordentlicher Gesandter am russ. Hofe, wurde 1859 Feldmarschalllieutenant und nahm als Kavalleriedivisionär bei der Zweiten Armee am Feldzug in Italien Anteil. Im Okt. 1860 erfolgte seine Ernennung zum kommandierenden General im Temeser Banat und der Serbischen Woiwodschaft, und im März 1862 wurde er zum Statthalter und zum kommandierenden General in Galizien sowie in der Bukowina ernannt. Am 27. Okt. 1861 wurde M. zum Minister des kaiserl. Hauses und des Äußern berufen und bildete dann mit Belcredi und Larisch das Dreigrafen-Ministerium, dessen Politik den Kaiserstaat zu den verhängnisvollen Ereignissen des J. 1866 führte. Nach Wiederherstellung des Friedens suchte er seinen Abschied nach, den er 30. Okt. 1866 erhielt. Seit 1857 mit Alexandrine, Gräfin von Dietrichstein, der Erbherrin der vormals Dietrichsteinschen Herrschaft Nikolsburg, vermählt, wurde er 20. März 1869 mit dem durch den Tod seines 27. Aug. 1864 verstorbenen Schwiegervaters erloschenen Titel Fürst von Dietrichstein zu Nikolsburg beliehen und 1868 zum General der Kavallerie ernannt. Er starb 15. Febr. 1871 als Statthalter von Böhmen, welche Stellung er erst seit Frühjahr 1870 bekleidete. Er schrieb: «Im Sommerfeldzug 1849» (Wien 1866).

Mense, Berg, s. Hohe Mense.

Mensel, s. Meßtisch.

Menses (lat., Mehrzahl von mensis), Monate, Menstruation (s. d.); M. intercalāres, die Schaltmonate des alten röm. Kalenders; M. papāles oder apostolīci (alternativa mensium), sechs jedesmal um einen springende Monate (Januar, März, Mai u. s. w.); die in diesen erledigten Pfründen soll der Papst wieder besetzen, die in den andern (episcopales oder capitulares) der zuständige Bischof, so geordnet im Wiener Konkordat von 1448; das päpstl. Recht ist für die hannov. und oberrhein. Bistümer aufgegeben, in Preußen vergiebt der Papst die Kanonikate in den ungleichen, der Bischof in den gleichen Monaten; in Bayern tritt für die päpstl. Monate durch Indult königl. Verleihung ein.

Mensing, Karl Adolf Alexander, Seeoffizier und Hydrograph, geb. 27. Mai 1815 zu Bückeburg, trat mit 15 Jahren in die preuß. Marine ein. Nach seiner zweiten Reise um die Erde wurde er Lehrer der Marineakademie (1879); später fungierte er als Marinebevollmächtigter bei der deutschen Gesandtschaft in Washington. 1883 wurde M. in die Admiralität berufen und leitete dort das Decernat für Küstenvermessungen, Kartographie und Leuchtfeuerwesen: hier erwarb er sich große Verdienste um die Vervollkommnung verschiedener nautischer Instrumente. Seiner Anregung ist es zu danken, daß die deutsche Industrie die Herstellung von Leuchtfeuerapparaten und Nebelsirenen unternahm. 1886 wurde M. zum Kapitän zur See befördert. Seit der Gründung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt gehört M. deren Kuratorium an. 1889 nahm M. als Delegierter der deutschen Kriegsmarine an der internationalen Marinekonferenz in Washington teil; die Beschlüsse der Lichterkommission sind seiner Anregung zu danken. Litterarisch ist M. auf verschiedenen Gebieten der Nautik in Fachschriften thätig. Im Sept. 1893 erbat M. den Abschied; er lebt in Berlin.

Mens sana in corpŏre sano (lat.), «ein gesunder Geist in einem gesunden Körper», Citat aus Juvenals «Satiren» (X, 356).

Menstruāl (lat.), einen Monat lang, monatlich sich erneuernd; Menstrualblut, die Menstruation; Menstrualkolik, die schmerzhafte Menstruation. (S. Dysmenorrhöe.)

Menstruation oder monatliche Reinigung (lat. menstrua, menses), auch Regel, Periode, Menorrhöe, Katamenien, die den Frauen und einigen weiblichen Säugetieren eigentümliche Blutausscheidung durch die Gebärmutterschleimhaut, tritt mit der Geschlechtsreife ein und kehrt bis zu Ende der zeugungsfähigen Jahre periodisch wieder. Sie begleitet die Lösung und den Austritt eines reifen und befruchtungsfähigen Eichens aus dem Eierstock in den Eileiter und durch diesen in die Gebärmutter, deren Schleimhaut sehr blutreich wird, beträchtlich anschwillt und sich in ihren oberflächlichen Schichten abstößt, wodurch es zur Blutung kommt. Das erste Erscheinen der M. fällt in den gemäßigten Klimaten in das 13. bis 15. Lebensjahr, dagegen in südl. Ländern schon in das 9. bis 12., in nördl. Gegenden erst in das 18. bis 20. Lebensjahr. Der Blutandrang dauert mehr oder weniger stark drei bis vier, oft aber auch acht Tage, hört dann von selbst auf und kehrt hierauf alle vier Wochen, oft mit dem Tage, regelmäßig zurück. Die Menge des in der genannten Zeit tropfenweise ausfließenden Blutes, welches die Eigentümlichkeit hat, nicht wie anderes Blut zu gerinnen, richtet sich nach der körperlichen Beschaffenheit, der Lebensweise, dem Beruf u. s. w., und beträgt im Durchschnitt 150‒200 g.

Bei eintretender Schwangerschaft verschwindet die M. entweder sogleich und völlig, was der gewöhnlichere Fall ist, oder sie kehrt während der ersten Monate nach stattgefundener Empfängnis noch einigemal, aber schwächer, zurück, hört dann ganz auf und stellt sich oft nicht eher wieder ein, als nach Beendigung des Säugens. Die Zeit des Nachlassens der M. (Menopause genannt) fällt meist zwischen das 40. und 50. Lebensjahr, in die sog. Involutionsperiode oder Klimakterischen Jahre (s. d.). Die allzu reichliche menstruale Blutung, Menorrhagie, ist die Folge sehr verschiedenartiger und zahlreicher Krankheitszustände und bedarf unter allen Umständen einer sorgsamen ärztlichen Behandlung. (S. Gebärmutterkrankheiten.) Über das Ausbleiben der M. s. Amenorrhöe, über erschwerte und schmerzhafte M. s. Dysmenorrhöe. - Vgl. Krieger, Die M. (Berl. 1869); Schrader, Beiträge zur Menstruationslehre (Lpz. 1885); Steinhaus, M. und Ovulation (ebd. 1890); Fürst, Die Hygieine der M. (ebd. 1894).

Menstrŭum (lat.), das Monatliche, besonders in der Mehrzahl Menstrua soviel wie Menstruation