Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

828

Methyläther - Metis

schiedene Weise dargestellt werden, am leichtesten durch Einwirkung von Natronlauge und Brom auf Acetamid. M. ist ein dem Ammoniak ähnliches Gas, aber stärker basisch und noch leichter in Wasser löslich. Der Geruch erinnert zugleich an Ammoniak und an Heringslake. Die Salze sind den Ammoniaksalzen ähnlich. NH3(CH3)Cl ist in feuchter Lust zerfließlich. Das Gas brennt mit gelblicher Flamme. An diese primäre Base reihen sich als sekundäre das Dimethylamin, NH(CH3)2, und als tertiäre das Trimethylamin oder Propylamin, N(CH3)3. Das Dimethylamin ist ein Gas, das sich unter 7° verflüssigt; es findet sich im Peruguano und im Holzessig. Trimethylamin siedet bei 9°, findet sich in vielen Pflanzen (Chenopodium vulvaria L., Arnica montana L.,in den Blüten von Crataegus, des Birnbaums u. s. w.), ferner auch in der Heringslake, deren Geruch es in intensiver Weise besitzt. Es entsteht als Zersetzungsprodukt des Betaïns der Runkelrübe, so bei der Destillation der Schlempe; auch diese Basen verhalten sich dem Ammoniak ähnlich. Das Trimethylamin dient als Heilmittel gegen Gelenkrheumatismus.

Methyläther, Methyloxyd, Holzäther, CH3OCH3, entsteht als farbloses Gas beim Erwärmen von 1,3 Teilen Methylalkohol und 2 Teilen konzentrierter Schwefelsäure auf 110°. Zur Reinigung leitet man das Gas zunächst in Kalilösung und dann in konzentrierte Schwefelsäure, von der es mit Begierde absorbiert wird. Tropft man diese Lösung in lauwarmes Wasser, so wird der M. in Form eines gleichmäßigen Gasstroms abgegeben. Der M. riecht angenehm ätherisch, ist in kaltem Wasser leicht löslich und läßt sich durch Kälte und Druck zu einer bei -24° C. siedenden Flüssigkeit verdichten. Er ist als Flüssigkeit für Verdunstungseismaschinen in Vorschlag gebracht worden.

Methyläthyläther (Methyläthyloxyd), C3H8O, erhalten durch Einwirken von Jodäthyl auf Natriummethylat, stellt eine farblose, eigentümlich riechende, leicht entzündliche, schon bei 11° C. siedende Flüssigkeit dar, welche neuerdings an Stelle des Chloroforms empfohlen wird.

Methyläthylcarbinol, s. Butylalkohol.

Methylbenzol, s. Toluol.

Methylblau, Brillantbaumwollblau, Methylwasserblau, das Natronsalz der Triphenylpararosanilintrisulfosäure, das bei der Einwirkung von Anilin auf Pararosanilin und Behandlung des Produkts mit Schwefelsäure (Sulfurierung) entsteht. Es dient zum Färben gebeizter Baumwolle.

Methylcarbinol, s. Alkohol.

Methylchlorid, Methylchlorür oder Chlormethyl, entsteht durch Erhitzen eines Gemenges von Holzgeist, Kochsalz und Schwefelsäure, ist ein farbloses, ätherisch riechendes, in Alkohol, Äther und Chloroform lösliches Gas, welches als lokales Anästhetikum gegen Neuralgien angewendet wird. Eine Lösung von M. in Chloroform (Compound fluid Richardson) ist als Ersatz des Chloroforms zum Anästhesieren empfohlen.

Methylcyanid, s. Acetonitril.

Methylen oder Methen, die für sich nicht existierende zweiwertige Atomgruppe (CH2=). Methylenbromid z. B. ist die Verbindung von der Zusammensetzung CH2Br2, eine chloroformähnlich riechende Flüssigkeit.

Methylenbichlorid oder Methylenchlorid, CH2Cl2, durch Einwirknng von Chlor auf Sumpfgas oder auf Chlormethyl entstehend, ist eine farblose, chloroformartig riechende, bei 41° siedende Flüssigkeit von 1,36 spec. Gewicht, die neuerdings vielfach an Stelle des Chloroforms zum Anästhesieren benutzt wird.

Methylenblau, s. Lauths Violett.

Methylendimethyläther, s. Methylal.

Methylgrün, Pariser Grün, Lichtgrün, ein grüner, für Seidenfärberei angewendeter Farbstoff, den man bei der Einwirkung von Chlormethyl auf Methylviolett erhält.

Methylhydrür, s. Methan.

Methyljodid, s. Jodmethyl.

Methylkaffeesäure, die Ferulasäure (s. d.).

Methylnitrat, Salpetersäuremethylester, CH3ONO2, entsteht, wenn in einem Destillationsapparat 1 Teil Salpeter, 1 Teil Methylalkohol und 2 Teile konzentrierte Schwefelsäure gemischt werden. Die Bildung vollzieht sich ohne weitere Erwärmung, und es destilliert das M. als farblose, bei 68° C. siedende, angenehm riechende Flüssigkeit, deren Dampf bei gelindem Erwärmen mit furchtbarer Gewalt explodiert. Man hat früher das M. in der Anilinfarbenfabrikation zur Erzeugung eines grünen Farbstoffs angewandt, ist davon aber wegen zu großer Explosionsgefahr zurückgekommen.

Methylorange, soviel wie Dimethylorange (s. d.)

Methyloxyd, s. Methyläther.

Methyloxydhydrat, soviel wie Holzgeist (s. d.).

Methylparaoxybenzoesäure, soviel wie Anissäure (s. d.).

Methylpropylphenol, s. Thymol.

Methyltheobromin, soviel wie Caffeïn.

Methylviolett, im wesentlichen ein Gemenge der salzsauren Salze einiger Methylderivate des Pararosanilins, besonders des Penta- und Hexamethylpararosanilins. Es entsteht durch Einwirkung verschiedener Oxydationsmittel auf Dimethylanilin. Im großen wird hierzu Kupferchlorid oder ein Gemisch von Kupfersulfat und Kochsalz angewendet und die Masse in geschlossenen eisernen Trommeln mit Rührwerk einige Zeit auf etwa 50° erhitzt. Äußerlich erscheint es in Form metallisch grünglänzender Bruchstücke, die in Wasser mit violetter Farbe löslich sind. Es dient zum Färben von Wolle, Seide und gebeizter Baumwolle. In neuester Zeit wird M. als Antiseptikum gegen eiterige Entzündungen empfohlen. Durch Einwirkung von Benzylchlorid und Alkali erhält man aus dem M. ein weit blaueres Violett, das Benzylviolett, Pariser Violett oder Methylviolett 6B.

Methylwasserblau, s. Methylblau.

Methylwasserstoff, s. Methan.

Methymna, jetzt Molivo, Stadt an der Nordseite der kleinasiat. Insel Lesbos.

Methyolögie, Methystik (grch.), Zechkunde, Zechkunst.

Metidscha oder Mitidja, wohlbewässerte und fruchtbare Ebene in Algerien, die sich 100 km lang und 15-20 km breit im Halbkreis um die Stadt Algier herumzieht. Sie liefert große Mengen Getreide, auch Obst und Gemüse, womit Europa im Winter versorgt wird.

Métier (frz., spr.-tĭeh), Handwerk, Gewerbe; Web- oder Wirkstuhl, Stickrahmen.

Metikal, türk. Gewicht, s. Mitskal und Uckia.

Metis, in der griech. Mythologie Personifikation der Klugheit, eine Tochter des Okeanos und der Tethys, war die erste Gemahlin des Zeus, welche auf dessen Bitten dem Kronos ein Brechmittel ein-^[folgende Seite]