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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Metragyrten - Metroxylon.

Metragyrten, s. Galli.

Mètre (franz.), s. v. w. Meter.

Metrētes (Metrēte), das größte altgriech. Flüssigkeitsmaß, = 39,39 Lit., eingeteilt in 12 Choes, jeder Chus in 12 Kotylä, deren jede in 6 Kyathoi (Cyathi).

Mētrik (v. griech. metron, Maß), die Theorie der Verskunst oder die Wissenschaft der allgemeinen Gesetze des Rhythmus (s. d.) als der Grundlage aller Versmessung, verbunden mit der Darstellung der verschiedenen in der Dichtkunst gebrauchten Versmaße. Die M. erhielt ihre Ausbildung durch die Griechen, von denen sie auf die Römer und später, vielfach modifiziert, auf die modernen Völker überging. Im Mittelalter bestand sie lediglich in einer oberflächlichen Silbenzählung. Richard Bentley war der erste, der in seiner Ausgabe des Horaz (1711) die rein mechanische Messung der Verse beiseite setzte und den Rhythmus wieder als das Prinzip der M. erfaßte. Eine eigentlich wissenschaftliche Gestaltung erhielt die M. aber erst durch Gottfried Hermann, der in seinem Werk "Epitome doctrinae metricae" (Leipz. 1816, 2. Aufl. 1844) eine neue Theorie derselben auf Grund der Kantschen Lehre von den Kategorien aufstellte und epochemachend wirkte, obschon er von verschiedenen Seiten heftigen Widerspruch erfuhr. So rügte namentlich Apel in seiner "M." (Leipz. 1814-16, 2 Bde.) bei Hermann den Mangel aller musikalischen Grundlage, während Böckh ("De metris Pindari", Berl. 1811) wieder einen andern Weg einschlug, indem er von der Erforschung der Lehren der ältern Rhythmiker ausging. Handbücher der alten M. lieferten Munk ("Die M. der Griechen und Römer", Glog. 1834), Freese ("Griechisch-römische M.", Leipz. 1842), Roßbach u. Westphal ("Die M. der Griechen im Verein mit den übrigen musischen Künsten", 3. Aufl., das. 1885-87, 3 Bde., auf den Grundsätzen Böckhs beruhend), J. H. H. ^[Johann Hermann Heinrich] Schmidt ("Griechische M.", Leipz. 1872), Christ ("M. der Griechen und Römer", das. 1874). Die M. der germanischen Völker bietet besondere Schwierigkeiten vornehmlich insofern dar, als die einzelnen Silben nicht, wie in den Sprachen der Alten, eine bestimmte, auf der eignen Beschaffenheit beruhende Messung (lang oder kurz) haben, sondern ihr metrischer Wert und deshalb auch ihre Zusammenfügung zu Versen lediglich durch den Accent oder die Betonung in jedem einzelnen Wort und im Satz bestimmt wird (s. Prosodie). In allen romanischen Sprachen dagegen besteht alle metrische Kunst fast nur in der Zählung der für jeden einzelnen Vers nötigen Silben, wobei oft selbst tonlose Silben den Versaccent erhalten, also mitgezählt werden, z. B.:

Dis-moi donc, je te prie, une seconde fois (Corneille).

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Das Alt- und Mittelhochdeutsche besaß eine streng geregelte Verskunst, deren Gesetze erst durch neuere Forscher, namentlich durch Lachmann ("Über althochdeutsche Betonung und Verskunst", Berl. 1831-1832) und Schneider ("Systematische und geschichtliche Darstellung der deutschen Verskunst von ihrem Ursprung an bis auf die neuere Zeit", Tübing. 1861), dargelegt wurden. Nach und nach war aber im 14. und 15. Jahrh. dieselbe bloßer Silbenzählung gewichen, und erst M. Opitz legte durch seine "Deutsche Poeterei" (1624) den Grund zu einer neudeutschen M., indem er darin nachwies, daß im deutschen Vers zwischen Hebung und Senkung gerade so regelmäßig abgewechselt werden müsse wie mit Länge und Kürze im antiken trochäischen und iambischen Vers. Auf Opitz fortbauend, versuchte dann J. H. ^[Johann Heinrich] Voß in seiner "Zeitmessung der deutschen Sprache" (2. Aufl., Königsb. 1831) zuerst eine vollständige M. der deutschen Sprache zu geben. Aus der neuern Zeit sind zu nennen: Minckwitz ("Lehrbuch der deutschen Verskunst", 6. Aufl., Leipz. 1878), Westphal ("Theorie der neuhochdeutschen M.", 2. Ausg., Jena 1877) und Sanders ("Abriß der deutschen Silbenmessung und Verskunst", Berl. 1881). - In der Musik ist M. die Lehre von den Taktarten und ihrer Dynamik (s. Takt).

Metrisch (griech.), gemessen, geordnet nach den Regeln der Metrik oder Verskunst; in gebundener Rede; in Bezug auf Maß und Gewicht s. v. w. auf dem Meter (s. d.) als Einheit beruhend.

Metrischer Zentner, Gewichtsmenge von 100 kg.

Metrisches System, das auf Anwendung des Meters beruhende Dezimalsystem. Vgl. Dezimalmaß und Maß.

Metrītis (griech.), Gebärmutterentzündung.

Metro (span.), s. v. w. Meter.

Metroblennorrhöe (griech.), weißer Fluß.

Metrocarcinōm (griech.), Gebärmutterkrebs.

Metrocēle (griech.), Gebärmutterbruch.

Metrodynīe (griech.), Gebärmutterschmerz.

Metrologīe (griech.), Lehre von den Maßen, s. Messen.

Metromanīe (griech.), Mannstollheit.

Metronōm (griech.), s. Taktmesser.

Metronymĭka (griech.), nach dem Namen der Mutter gebildete Eigennamen; daher metronymisch, nach der Mutter benannt. Vgl. Patronymika.

Metrōon (griech.), in Athen der Tempel der Kybele, der zugleich als Staatsarchiv diente.

Metropŏlis (griech., Metropōle), eigentlich "Mutterstadt", im Gegensatz zu den Kolonialstädten; dann auch Hauptstadt einer Provinz oder eines Landes, in Asien überhaupt jede größere Stadt.

Metropolīt (Metropolitān, griech.), s. v. w. Erzbischof (s. d.); daher Metropolitankirche, s. v. w. erzbischöfliche Kirche.

Metrorrhagīe (griech.), jeder stärkere Blutabgang aus der Gebärmutter, der nicht mit der Menstruation in Verbindung steht.

Metrorrhéxis (griech.), Gebärmutterzerreißung.

Metrorrhöe (griech.), Schleimfluß aus der Gebärmutter.

Metrosidēros Sm., Gattung aus der Familie der Myrtaceen, Bäume, Sträucher oder kletternde Gewächse mit gegenständigen, ganzen, dicken Blättern, leuchtend roten oder weißen Blütenköpfen und dreifächerigen, vielsamigen Kapseln. Einige der kletternden Arten senden in der Jugend starke, holzige Wurzeln aus, mit welchen sie andre Bäume so fest umschlingen, daß diese endlich absterben. M. vera Rumph (Nanibaum), ein großer Waldbaum auf den Molukken, liefert sehr hartes, fast unzerstörbares Holz (Eisenholz), welches zu Rudern, Ankern etc. benutzt wird. M. robusta Cumingh. ^[richtig: Cunningh.] (Ratabaum, neuseeländische Eiche, Feuerbaum), ein bis 22 m hoher Baum mit scharlachroten Blüten, auf Neuseeland, liefert gutes Schiffszimmerholz und das Material für die Keulen der Eingebornen.

Metroskōp (griech.), Mutterspiegel.

Metrotomīe (griech.), s. v. w. Kaiserschnitt.

Metroxylon Roxb., Gattung aus der Familie der Palmen, Bäume mit dickem, oft auch hohem Stamm, einer Krone gefiederter Blätter, deren Blattstiele oft mit geraden Stacheln bewehrt erscheinen, zwitterigen, in Ähren stehenden, endständigen Blüten und daher nur einmal blühend. Die Frucht ist trocken und schuppig wie ein Tannenzapfen, aber schön glänzend.