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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Miako; Miami; Miami-Erie-Kanal; Miami-River; Mianawanze; Miani; Miao-tse; Miargyrit; Miaskowski; Miasma

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Miako - Miasma

Miako, japan. Stadt, s. Kioto.

Miami, Indianerstamm, s. Algonkin.

Miami-Erie-Kanal, Kanal im nordamerik. Staate Ohio, 454 km lang, beginnt am Ohio bei Cincinnati, geht nordwärts über Dayton und Piqua und begleitet streckenweise den Miami-River. Bei Defiance trifft er den Maumee-River und geht mit ihm nordöstlich bis Toledo am Eriesee.

Miami-River (spr. riww'r), Nebenfluß des Ohio, 240 km lang, mündet unterhalb Cincinnati in der Nähe von Lawrenceburg in Indiana. - Der Little Miami-River, 112 km lang, fließt jenem ungefähr parallel, durchbricht bei Clifton eine tiefe Schlucht und bildet 50 Fuß hohe Fälle.

Mianawanze, s. Saumzecken.

Miani (engl. Meeanee), Dorf bei Haidarabad (s. d.).

Miao-tse (d. b. Kinder des Bodens) nennen die Chinesen die teils wilden, teils halbwilden Bergvölker in den Provinzen Kwang-si, Kwei-tschou, Sze-tschwan und Jün-nan, sowie die Li (Limu) auf der Insel Hai-nan. Es sind Nachkommen der Ureinwohner dieser Gebiete, welche zur Zeit der Eroberung (109-104 v. Chr.) in die Gebirgswälder zurückgedrängt wurden. Viele der 82 Stämme, die man unterscheidet, haben ihre Eigenart und Unabhängigkeit bewahrt. Religion, Sprache und Abstammung der M. sind noch wenig erforscht, doch hält man sie für Verwandte der Thai in Siam. Sie besitzen eine viel dunklere Hautfarbe als die Chinesen und haben keine schief liegenden Augen. - Vgl. Lockhart, The Miautsze or Aborigines of China (in den "Transactions of the Ethnol. Society", Neue Folge, Bd. 1, Lond. 1861); Playfair, The Miaotzu of Kweichou and Yunnan (in der "China Review", Bd. 5); Rocher, La province chinoise du Yun-nan (2 Bde., Par. 1879-80); Colquhoun, Quer durch Chryse (aus dem Englischen, Lpz. 1884).

Miargyrit, ein Silbererz, s. Silber.

Miaskowski, Aug. von, Nationalökonom, geb. 26. Jan. 1838 in der livländ. Stadt Pernau, studierte in Dorpat, Heidelberg und Berlin, trat nach vollendeten Studien in den Dienst der baltischen Civiloberverwaltung und war zugleich als Hofgerichtsadvokat und Docent am Polytechnikum zu Riga thätig. 1871 siedelte er nach Deutschland über und habilitierte sich 1873 in Jena für Staatswissenschaften, wurde 1874 ord. Professor in Basel und wirkte hier bis 1881, mit einer Unterbrechung von einem Jahre, das er als Professor an der landwirtschaftlichen Akademie zu Hohenheim zubrachte. 1881-89 war er Professor der Staatswissenschaften an der Universität Breslau, 1882-89 war er zugleich Mitglied des preuß. Landesökonomiekollegiums und 1884-88 Mitglied des Deutschen Landwirtschaftsrates; 1889 folgte er einem Rufe an die Universität Wien; seit 1891 wirkt er an der Universität Leipzig. Seine selbständig erschienenen Schriften sind: "Die Gebundenheit des Grund und Bodens durch Familienfideïkommisse" (Jena 1873), "Isaak Iselin. Ein Beitrag zur Geschichte der volkswirtschaftlichen u. s. w. Bestrebungen in der Schweiz" (Bas. 1875), "Die Verfassung der Land-, Alpen- und Forstwirtschaft der deutschen Schweiz in ihrer geschichtlichen Entwicklung" (ebd. 1878), "Die schweiz. Allmend in ihrer geschichtlichen Entwicklung" (Lpz. 1879), "Das Erbrecht und die Grundeigentumsverteilung im Deutschen Reiche" (2 Tle., ebd. 1882-84), "Agrarpolit. Zeit- und Streitfragen" (ebd. 1889), "Das Problem der Grundbesitzverteilung" (ebd. 1890), "Die Anfänge der Nationalökonomie" (ebd. 1891; letztere beiden Schriften sind auch in franz. Sprache erschienen).

Miasma (grch.), frühere Bezeichnung des seinem Wesen nach durchaus unbekannten, Krankheit erregenden Stoffs, welcher sich scheinbar aus dem Boden entwickelte und bei den Bewohnern dieses Bodens bald diese, bald jene specifische Krankheit, deren Vorkommen augenfällig auf gewisse Gegenden beschränkt blieb, hervorzurufen schien. Da feuchter, sumpfiger Boden, in dessen oberflächlichen Schichten stets lebhafte Zersetzungsvorgänge der abgestorbenen Vegetation Platz greifen, dem Entstehen solcher Krankheiten besonders günstig erschien, dachte man sich das M. zunächst als gasförmigen Körper, entstanden durch die Fäulnis der organischen Stoffe abgestorbener Pflanzenwelt. Die Entstehung von Cholera, Gelbem Fieber, den Malariakrankheiten, die sich in ihrem Vorkommen durch eine Vorliebe für bestimmte Örtlichkeiten auszeichneten, glaubte man auf diese Weise erklärt und sprach deshalb auch von einem M. der Cholera, des Gelben Fiebers u. s. w. Man nannte kurzweg alle diese Krankheiten miasmatische, zum Unterschiede von den kontagiösen, denjenigen, bei welchen die Verbreitung offenkundig durch den Verkehr, unabhängig von gewissen örtlichen Begrenzungen erfolgte. (S. Kontagium.) Als sich bei mehrern Krankheitsformen durch die epidemiologische Beobachtung nachweisen ließ, daß die Entstehung auf miasmatischem Wege zur Erklärung ihrer Verbreitung nicht ausreichte (z.B. bei Cholera), unterschied man diese als miasmatisch-kontagiöse, bald durch M., bald durch Kontagium erzeugte, von den rein miasmatischen (Malariafieber).

Gegenwärtig wissen wir, daß die meisten sog. Infektionskrankheiten, zu denen die miasmatischen ebenso wie die kontagiösen Krankheiten gehören, durch specifische lebende Erreger (sowohl Spaltpilze wie Protozoen), die auf irgend eine Weise in den Körper gelangen und sich dort vermehren, erzeugt werden. Als M. müssen wir jetzt diejenigen Krankheitserreger bezeichnen, welche außerhalb des Körpers sich entwickeln, als Kontagium diejenigen, deren Entwicklung im Körper sich vollzieht. Man könnte sich noch denken, daß außerhalb des Körpers entwickelte Krankheitserreger im Körper des Erkrankten sich vermehren, dabei aber ihre Krankheit erregenden Eigenschaften allmählich verlieren, daher nicht weiter anstecken, nicht kontagiös wirken können, die Eigenschaften aber wiedergewinnen, wenn sie eine gewisse Zeit außerhalb des Körpers, im Boden, verlebt haben. Damit würde das Verhalten der miasmatisch-kontaqiösen Krankheiten sich klarmachen lassen. Nachgewiesen sind diese verschiedenen Entwicklungsgänge nicht, sowenig wie es gelungen ist, die Entwicklung von Krankheitserregern außerhalb des Körpers jemals nachzuweisen. Jedoch zwingt das epidemiologische Verhalten einzelner Krankheiten unbedingt zur Annahme einer Entstehung der Erreger auf diesem Wege.

Der principielle Unterschied von M. und Kontagium ist nicht mehr aufrecht zu erhalten, und die moderne Medizin bedient sich dieser Bezeichnungen nicht mehr, sondern klassifiziert die verschiedenen, aber stets belebten Erreger der Infektionskrankheiten einfach als durch endogene (im Körper vor sich gegangene) und ektogene (außerhalb des Körpers sich vollziehende) Vermehrung entstandene. (S. auch Ansteckung, Epidemie, Infektionskrankheiten.)