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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Michon; Michx.; Mickiewicz

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Michon - Mickiewicz.

im allgemeinen sanften westlichen Abfall des Hochlandes von Anahuac an und ist von Hügeln und freundlichen Thälern mannigfach durchschnitten. Der Norden bildet ein Plateau von fast 2000 m Höhe, auf dem sich Schneegipfel bis über 3000 m Höhe (der Pik von Tancitaro 3859 m) erheben; nach S. sinkt es in Terrassen zum Großen Ozean ab. Im Südteil steht der 1759 entstandene Vulkan Jorullo (s. d.), wie überhaupt vulkanische Gesteine in Menge vorkommen. An Gewässern besitzt M. einen großen Reichtum, doch sind die Flüsse nur klein. Der Rio Lerma, der in den Chapalasee fällt, ist nur Grenzfluß, und Gleiches gilt von dem Rio de las Balsas, der dem Stillen Ozean zuströmt. Unter den Seen ist der von Chapala, im Nordwestwinkel, der bedeutendste. Die Küstengegenden sind öde, sandig und nur wenig angebaut; ein Hafen existiert nicht. Das Klima ist im größern Teil des Landes mild und sehr gesund; nur in den Küstenebenen kommen bösartige Fieber vor. Die Bevölkerung beträgt (1882) 784,108 Seelen, worunter viele Mestizen und Indianer, welch letztere die südliche Hälfte des Staats fast allein bevölkern. Der Boden ist größtenteils sehr fruchtbar und zum Anbau von Gewächsen aller Zonen geeignet. In den niedrigen Küstengegenden und den tief eingeschnittenen Thälern der Kordillerenabhänge gedeihen bei der reichlichen Bewässerung Zuckerrohr, Kaffee, Kakao, Indigo, Baumwolle vortrefflich, in den höher gelegenen Gegenden Weizen, Gerste, Maguey, Tabak, europäische Gemüse und Obstsorten. Mais kommt allenthalben fort. Die Gebirgsabhänge sind mit großen Wäldern bestanden. Ein eigentümliches Produkt ist die weiße Jalappe oder Michoacanwurzel. Die Viehzucht ist unbedeutend, und auch die Industrie ist noch wenig entwickelt. Der Bergbau (in früherer Zeit das Hauptgewerbe) beschäftigte 1878: 4216 Menschen und ergab einen Ertrag von 1,554,820 Pesos. Die Gruben von Tlapujahua ^[Stichwort: Tlalpujáhua] (s. d.), Chapatuato, Ozumatlan und Zinda sind seit 1881 teilweise von amerikanischen Gesellschaften erworben worden. Sie liefern neben Gold, Silber, Kupfer, Blei, Quecksilber und Eisen auch Steinkohlen. Hauptstadt ist Morelia.

Michon (spr. -schóng), Jean Hippolyte, franz. Prediger und Schriftsteller, geb. 21. Nov. 1806 zu La Roche-Fressange (Corrèze), erhielt 1830 die Priesterweihe, fand an verschiedenen Orten (Bordeaux, Angoulême, Périgueux, Paris) großen Beifall als Prediger, begleitete 1850 und 1863 den Gelehrten Saulcy auf dessen Orientreisen und starb 8. Mai 1881 in Montauzier (Charente) als Ehrenstiftsherr von Angoulême und von Bordeaux. Mehr noch als durch seine zahlreichen Schriften religiös-polemischen und archäologischen Inhalts wurde sein Name bekannt durch seine Bemühungen um Ausbildung der Graphologie (weiteres s. unter Handschriftendeutung). Neuerdings will man Beweise für die Identität Michons mit dem "Abbé ***" (s. d.) gefunden haben. Vgl. Varinard, J. H. M., sa vie et ses œuvres (Par. 1883).

Michx., bei botan. Namen Abkürzung für A. Michaux (s. d.).

Mickiewicz (spr. mizkjéwitsch), Adam, der bedeutendste poln. Dichter, geb. 24. Dez. 1798 zu Nowogrodek in Litauen, studierte in Wilna, wo 1822 die erste Sammlung seiner Balladen und Romanzen erschien, und ward sodann Professor der Litteratur am Gymnasium zu Kowno. Unglückliche Liebe inspirierte den Dichter hier zu seiner ersten größern Schöpfung, einem dramatischen Fragment, "Dziady" ("Totenfeier", 1823; deutsch von S. Lipiner, Leipz. 1887) genannt, worin er neben seinem persönlichen Schmerz den Verzweiflungsruf seiner geknechteten Nation in ergreifender Weise ertönen läßt. Wegen Teilnahme an einer Studentenverbindung 1824 verhaftet und nach dem Innern Rußlands verbannt, lebte er in Moskau, besuchte von hier aus die Krim, die er in "Sonetten aus der Krim" besang (deutsch von P. Cornelius, Leipz. 1868), und ließ sich dann in Petersburg nieder. Sein erstes Epos: "Konrad Wallenrod" (Petersb. 1828, Leipz. 1858; deutsch von Kannegießer, das. 1834; von Weiß, Brem. 1871), künstlerisch vollendeter als die "Totenfeier", gewann unter den Polen die Popularität eines Nationalepos und trug viel zur Weckung des Nationalgefühls bei. Der Stoff dieses Gedichts wie auch zu M.' zweiter epischer Dichtung: "Grażyna" (deutsch von Nabielak und Werner, Posen 1851; von Weiß, Prag 1876), ist den Verzweiflungskämpfen der Litauer gegen den Orden der Deutschherren entlehnt. Seit 1829 bereiste M. Deutschland, Frankreich und Italien. Auf die Nachricht von dem Ausbruch der polnischen Revolution wollte er nach Polen eilen, ward aber in Posen zurückgehalten und ging hierauf nach Paris, wo er seinen Dichtungen, die 1828 in 3 Bänden erschienen waren, 1832 einen 4. Band hinzufügte. In seiner Schrift "Księgi narodu polskiego i pielgrzymstwa polskiego" (Par. 1832; deutsch u. d. T.: "Die Bücher des polnischen Volkes und der polnischen Pilgerschaft", das. 1833) behandelte er in einer der Heiligen Schrift nachgebildeten Diktion die Bestimmung Polens in der Vergangenheit und Zukunft. Zwei Jahre später erschien seine dritte epische Dichtung: "Pan Tadeusz" (Par. 1834, 2 Bde.; deutsch von Spazier: "Herr Thaddäus, oder der letzte Sajasd in Litauen", Leipz. 1836; von Weiß, das. 1882; von Lipiner, das. 1882), das vollendetste Werk des Dichters und die Perle der slawischen Litteraturen überhaupt. Die Fabel spielt im Jahr 1812, das durch Napoleons I. Feldzug die polnische Nation ihre Wiederherstellung hoffen ließ, und dreht sich um eine Nachbarfehde und einen Überfall (zajazd), einen der vielen Mißbräuche, woran sich Polens Eintracht und Kraft zersplitterten. Der epische Faden, der sich durch das Gedicht zieht, ist nur ein dünner; desto reicher reihen sich daran Schilderungen litauischen Volkslebens, idyllische Landschaftsgemälde und komische Genrebilder. Unter den Naturschilderungen verdient die Beschreibung der grauenvollen Waldeinsamkeit der litauischen Urwälder besondere Hervorhebung. Nach diesem Werk hat M. kein größeres Produkt mehr geliefert, sondern sich in historische Studien über das Slawentum vertieft. Nach kurzem Aufenthalt zu Lausanne, wo er eine Professur der lateinischen Litteratur bekleidete, wurde ihm 1840 die Professur der slawischen Litteraturen am College de France übertragen. Seine 1840-43 hier gehaltenen Vorträge ("Vorlesungen über slawische Litteratur und Zustände", deutsch, Leipz. 1843-44, 4 Bde.; 2. Ausg. 1849), obschon mehr durch Schwung der Phantasie als durch gründliches Quellenstudium ausgezeichnet, erregten anfangs großes Aufsehen; als sie aber nach seiner Bekanntschaft mit dem Schwärmer Towianski allmählich in eine Verherrlichung des sogen. Messianismus ausarteten, wurde er durch ein Dekret vom 12. April 1844 seiner Professur entsetzt und dieselbe seinem Freunde, dem Dichter A. Chodzko, übertragen. Not und Mangel zogen jetzt in das Haus des Dichters; auch sein Familienglück begann zu schwinden. Ludwig Napoleon ernannte ihn 1852 zum Bibliothekar einer der kaiserlichen Bibliotheken. Während