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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mikroskōpisch; Mikroskopische Präparate; Mikrosomīe; Mikrospōren; Mikrotasimēter; Mikrotōme

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Mikroskopisch - Mikrotome.

durch die neu eingeführte Benutzung des Mikroskops eine neue Epoche begonnen; die mikroskopische Beobachtung hat neue Wissenschaften begründet, z. B. die Histologie, die Cellularpathologie etc., und aus diesen Wissenschaften sowie aus der neuern Bakterioskopie hat die Medizin bereits eine tiefere Kenntnis der Krankheiten und der Mittel, sie zu heilen und zu verhüten, gewonnen. Physik und Chemie sind durch das M. gefördert worden; die Technik bedient sich desselben zur Untersuchung von Naturprodukten, Nahrungsmitteln, Fabrikaten etc. Die mikroskopische Fleischschau schließt trichinenhaltiges Fleisch vom Verbrauch aus, welches ohne diese Untersuchungen als Nahrungsmittel verwendet worden wäre. Die Benutzung des Mikroskops bietet sonach auch für alle möglichen Fälle des gewöhnlichen Lebens praktische Vorteile. Schließlich ist noch des Mikroskops als Unterrichtsmittels zu erwähnen. Man hat durch mechanische Zeichenapparate die mikroskopischen Bilder fixiert und sie dann auf gewöhnliche Weise vervielfältigt; in neuerer Zeit sind sie photographiert worden, und für Vorlesungen hat man leicht bewegliche Mikroskope konstruiert (s. oben). Endlich hat man auch Mikroskope ersonnen, die das Bild gleich für ein ganzes Auditorium sichtbar machen (s. Sonnenmikroskop).

Mikroskōpisch, mit bloßem Auge, ohne Vergrößerungsglas, nicht sichtbar; vgl. Makroskopisch.

Mikroskopische Präparate, Gegenstände, welche zur Betrachtung durch das Mikroskop zubereitet sind. Außer solchen Präparaten, die nur für die einmalige Beobachtung dienen, hat man sogen. Dauerpräparate, welche eine Wiederholung der Beobachtung gestatten und vielfach auch käuflich zu haben sind. Gewöhnlich ruht das Objekt auf einem Stück Spiegelglas (Objektträger) und ist von obenher durch ein dünnes Gläschen (Deckglas) bedeckt; es liegt entweder trocken, oder in einer Flüssigkeit (Wasser, Glycerin etc.), oder in einem Harz (Kolophonium, Kanadabalsam, Dammarlack etc.). In den beiden ersten Fällen sind die Dauerpräparate zum Schutz gegen den seitlich eindringenden Staub und gegen die Verdunstung durch einen Rand von Lack geschützt. Sollen die Objekte bei auffallendem Licht betrachtet werden, so legt man sie, statt auf Glas, auf eine schwarze oder weiße, undurchsichtige Platte von Hartgummi, Holz etc. Beim Mikroskopieren ist jedoch die Beleuchtung des Gegenstandes mit durchfallendem Licht (mittels eines Spiegels von untenher) die Regel, und darum wird auch die Einschlußflüssigkeit meist so gewählt, daß sie möglichst viel zu erkennen gestattet. In sehr stark lichtbrechenden Mitteln (z. B. Kanadabalsam) verschwinden viele zarte Einzelheiten des zu durchsichtig werdenden Objekts völlig für das Auge; sie dürfen deshalb nicht immer zur Verwendung kommen. Anderseits gestatten schwach brechende Flüssigkeiten (z. B. Wasser) meist nicht, das Innere eines einigermaßen dicken Gegenstandes zu durchschauen; man thut daher wohl, dasselbe Objekt nacheinander in Wasser (auch wohl vorher in Luft), Glycerin, Balsam etc. zu betrachten und (im Fall der Dauerpräparate) in demjenigen Mittel zu bewahren, welches den besten Aufschluß gibt. Manche m. P. zeigen nicht die natürliche Farbe der Objekte, sondern sind künstlich mit Farbstoffen getränkt, teils um dem Verschwinden der zarten Einzelheiten für das Auge vorzubeugen, teils auch, weil einige Farbstoffe (vor allen Karmin) bei richtiger Anwendung nicht das ganze Präparat gleichmäßig, sondern gewisse Teile (z. B. die Zellkerne) desselben mehr, andre weniger färben, somit zu leichterer Unterscheidbarkeit beitragen. Die Herstellung der mikroskopischen Präparate richtet sich ganz nach der Eigenart der Objekte. Kleine, durchsichtige Körper, z. B. Schuppen von Schmetterlingsflügeln, Diatomeenstaub (sogen. Infusorienerde) etc., bedürfen nur geringer Vorbereitung; andre werden geschnitten oder geschliffen. Käuflich sind m. P. bei vielen Händlern, jedoch entbehren die meisten des wissenschaftlichen Wertes. Näheres hierüber sowie über die Herstellung der Präparate in den Schriften über Mikroskopie. Vgl. Mikroskop.

Mikrosomīe (griech.), Zwergbildung des Körpers.

Mikrospōren (griech.), bei denjenigen Gefäßkryptogamen, welche zweierlei Sporen bilden, die kleinen, in großer Anzahl vorhandenen Sporen, welche bei der Keimung nur die männlichen Geschlechtsorgane entwickeln und danach zu Grunde gehen.

Mikrotasimēter (griech.), ein von Edison angegebenes Instrument zum Messen sehr kleiner Druckänderungen, beruht, wie Edisons Telephon, auf dem Prinzip der Widerstandsverminderung eines elektrischen Stroms in einem Kohlenstückchen, sobald dieses einem mechanischen Druck ausgesetzt wird. Der wesentliche Teil des Mikrotasimeters ist ein Kohlenknopf zwischen zwei Platinscheibchen, von denen die eine festsitzt, während gegen die andre der Druck ausgeübt wird. Der elektrische Strom geht von der einen Platinplatte durch die Kohle zur andern und dann zu einem Galvanometer, dessen Nadelbewegung dem Druck proportional ist. Der Apparat eignet sich vortrefflich, um geringe Bewegungen des Thermometers, Barometers, Hygrometers etc. zu vergrößern; er reagiert z. B. auf die Wärme der Hand, sobald man diese auf einige Zoll einem in den Apparat eingeschraubten dünnen Streifen von Hartgummi nähert; er gibt auch einen Ausschlag, wenn man ein Stück Gelatine einfügt und diesem ein feuchtes Papier nähert. Durch Verbindung mit einem Thomsonschen Spiegelgalvanometer und einer Wheatstoneschen Brücke nebst Rheostat läßt sich das M. noch viel empfindlicher gestalten und dann vielleicht zum Messen der Wärme des Mondes und der Sterne benutzen.

Mikrotōme (griech., "Kleinschneider"), Instrumente zur Anfertigung feiner Schnitte behufs Herstellung mikroskopischer Präparate, liefern Schnitte von etwa 2 qcm Fläche und 1/200 mm Dicke und bei richtiger Handhabung des Mikrotoms ganze Reihen derartiger Schnitte. Sie ermöglichen hierdurch, das der direkten Beobachtung mit dem Mikroskop nicht zugängliche Innere eines undurchsichtigen Wesens (Tier oder Pflanze) zu studieren, da man es aus der Reihe der aus ihm gewonnenen mikroskopisch brauchbaren Schnitte in Gedanken wiederherstellen kann. Selbst so große Objekte wie ein menschliches Gehirn sind mit Mikrotomen in lückenlose Schnittreihen von freilich nicht besonderer Feinheit zerlegt worden. Meist läuft das mit Sorgfalt geschliffene Messer, in einen Schlitten eingespannt, auf einer horizontalen Bahn, während sich das Objekt entweder durch eine feine Schraube um die verlangte Schnittdicke hebt, oder gleichfalls in einem Schlitten auf einer sanft ansteigenden Bahn langsam in die Höhe geschoben wird (Schlittenmikrotome). Die Vorbereitung der zu schneidenden Objekte, welche nur selten (z. B. Hölzer) direkt schnittfähig sind, geschieht entweder so, daß man die weichen Stücke durch eine Kältemischung oder durch Verstäuben von Äther zum Erstarren bringt (Gefriermikrotome) und bei möglichst niedriger Temperatur schneidet, oder daß man sie nach passender Erhärtung durch chemische Mittel mit Paraffin oder ähnlichen Stoffen in der Wärme durchtränkt,