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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mohammed

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Mohammed (Prophet) - Mohammed (Sultane).

erklärten ihn geradezu für einen Narren. Um so bereitwilliger fielen ihm bald Leute der untersten Klassen zu. Mohammeds Angriffe auf den Götzendienst in Predigten und die Besorgnis, daß darunter der Besuch des Heiligtums zu Mekka, mithin ihr Einkommen, leiden möge, brachten die Koreischiten nicht wenig gegen den neuen Propheten auf. Jedoch gelang es dem Propheten, einige Pilger aus Jathrib vom Stamm Chazradsch zu gewinnen, die seine Lehre in ihrer Heimat bekannt machten. Auf dem "Huldigungshügel" Akaba schlossen 73 Gläubige aus Jathrib einen Treubund mit M., infolge dessen zuerst seine Bekenner, dann auch M. und Abu Bekr Mekka verließen, zumal sie von einem Mordanschlag der Koreischiten unterrichtet wurden. Dies die später auf den 16. Juli 622 angesetzte Hedschra oder Flucht, von der an die Moslems ihre Ära beginnen. Jathrib erhielt in der Folge den Namen al Medina, "die Stadt (nämlich des Propheten)". Hier stand M. nun an der Spitze einer kriegerischen Gemeinde, und als Häuptling und göttlicher Prophet gebot er unbedingt über die kleine Schar seiner ausgewanderten Landsleute (Muhadschirin) und die meisten Medinenser: die sogen. "Hilfsgenossen" (Ansar). Hier baute er auch seine erste Moschee, die das zweite Heiligtum des Islam ward (das erste ist die "heilige Moschee" in Mekka, das dritte die "entfernteste Moschee" in Jerusalem). Um die Juden Medinas für sich zu gewinnen, näherte er sich denselben vielfach, wurde aber später, als sie ihm dauernd den Glauben verweigerten, ihr entschiedener und erbitterter Feind. Bald nach seiner Ankunft in Medina verheiratete sich der 50jährige M. mit Abu Bekrs Tochter Aischa, und fortan mehrte sich die Zahl seiner Frauen alljährlich. Sein Charakter zeigte sich fortan in weniger günstigem Licht als bisher unter Verfolgungen und Mühsalen. Vor allem war er darauf bedacht, die Koreischiten zu züchtigen und sie mit Gewalt zur Bekehrung zu zwingen; er fing damit an, ihren Karawanen aufzulauern und so die Wege nach Syrien und nach Jamama im Innern Arabiens unsicher zu machen. Auf einem dieser Beutezüge, 624, kam es zu dem blutigen Kampf bei Bedr, in welchem die Mekkaner unterlagen und Mohammeds Todfeind Abu Dschahl fiel; M. hatte während des Kampfes in seinem Zelt gebetet und nach dem Glauben der Moslems eben dadurch den Sieg entschieden. Im Frühjahr 625 rückten die Mekkaner 3000 Mann stark gegen Medina heran; M. hatte ihnen kaum 1000 Mann entgegenzustellen. So kam es, daß in dem sich am Berg Ohod bei Medina entspinnenden Kampf der Prophet die erste Niederlage erlitt. M. selbst war unter den Verwundeten. Im Sommer 627 wurde Medina sogar von den Mekkanern belagert; doch ward die Gefahr von M. teils durch einen um seine Stadt gezogenen Graben, teils durch geschickte, den Feind teilende Unterhandlungen abgewandt. Ein Zug Mohammeds gegen die mit den Mekkanern verbündeten jüdischen Stämme endete mit der Hinrichtung von 700 Juden. Dies war die blutigste von vielen Thaten der Rachsucht, die der Prophet sich mit der Zeit erlaubte. Im Äußerlichen hielt er es wie früher. Den einzigen Luxus, den M. mit der Vergrößerung seiner Macht trieb, war die Erweiterung seines Harems; sonst wohnte, aß und kleidete er sich wie jeder gewöhnliche Araber. 628 wagte er mit einer großen Schar nach Mekka zu wallfahren; die Koreischiten wehrten ihm zwar anfangs den Eintritt in das heilige Gebiet, doch kam sodann ein zehnjähriger Waffenstillstand und im März 629 die erste Pilgerfahrt Mohammeds nach Mekka zu stande. Wie weit sich Mohammeds Pläne jetzt schon erstreckten, ersieht man daraus, daß er um diese Zeit an die nahen und fernen Fürsten, selbst an den Kaiser in Konstantinopel, die Aufforderung ergehen ließ, den Islam anzunehmen. Als Mekka einen mit M. verbündeten Stamm befehdet hatte, konnte der Prophet bereits 10,000 Mann gegen jenes aufbieten. Hierdurch eingeschüchtert, traten 630 die Mekkaner zum Islam über, worauf M. sämtliche Götzenbilder in der Kaaba zertrümmern ließ. Ein glänzender Feldzug gegen die Takifiten- und Hawazinstämme im Südosten Mekkas schloß sich unmittelbar an, und seitdem war der Sieg von Mohammeds Sache in Arabien entschieden. Er selbst kehrte nach Medina zurück und empfing hier die Gesandten der verschiedenen Stämme, welche ihm ihre Huldigung darbrachten. Im März 632 unternahm er eine große Pilgerfahrt nach Mekka, an der zum erstenmal kein Heide teilnehmen durfte. Das letzte Unternehmen, welches ihn beschäftigte, war ein großer Kriegszug gegen die Byzantiner, dessen Erfolg er aber nicht mehr erleben sollte. Seit Ende April von heftigen Fieberschauern mit Phantasien heimgesucht, starb er 7. Juni 632 mittags. Er ward an der Stelle begraben, wo er gestorben war; sie befindet sich jetzt innerhalb der erweiterten Moschee zu Medina. Vgl. Weil, M. der Prophet, sein Leben und seine Lehre (Stuttg. 1843); Irving, History of Mahomet (Lond. 1850, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1850); Muir, The life of Mahomet (Lond. 1858-61, 4 Bde.; neue Ausg. in 1 Bd. 1877); Derselbe, Mahomet and Islam (neue Ausg. 1887); Sprenger, Das Leben und die Lehre des M. (Berl. 1861-65, 3 Bde.); Nöldeke, Das Leben Muhammeds (Hannov. 1863); Delaporte, Vie de Mahomet (Par. 1874); Krehl, Das Leben und die Lehre des Muhammed (Leipz. 1884, Bd. 1).

Mohammed, Name von vier türk. Sultanen: 1) M. I., geb. 1374, behauptete sich nach seines Vaters Bajesid I. Niederlage bei Angora und Tod (1403) in der Herrschaft von Amasien, eroberte im Kampf gegen seine Brüder Kleinasien mit der Hauptstadt Brussa, besiegte und tötete 1413 auch seinen letzten Bruder, Musa, Sultan von Adrianopel, und erlangte so die Alleinherrschaft über die Osmanen. Er herrschte mit Kraft und Verstand, sicherte die Grenzen des Reichs, dämpfte mehrere Aufstände, starb aber schon 1421 in Adrianopel.

2) M. II., Bujuk, d. h. der Große, Enkel des vorigen, Sohn Murads II., geb. 1430 zu Adrianopel, folgte 1451 seinem Vater, mit dem er schon seit 1444 die Herrschaft geteilt, auf dem Thron der Osmanen, eroberte und verwüstete 29. Mai 1453 Konstantinopel (s. d.), erhob die Stadt aber sodann zu seiner Residenz und brachte sie bald wieder zur Blüte. Um den entvölkerten Provinzen seines neuen Reichs Einwohner zu verschaffen, gewährte er den Griechen völlige Religionsfreiheit und gestattete ihnen auch, sich wieder einen Patriarchen zu wählen. Albanien konnte er erst nach des tapfern Skanderbeg (s. d.) Tod seiner Herrschaft einverleiben (1467). 1456 erschien er an der Spitze von 160,000 Mann und 300 Kanonen vor Belgrad, fand aber von seiten Johann Hunyads so tapfern Widerstand, daß er unverrichteter Sache wieder abziehen mußte. Serbien indes ward größtenteils von ihm erobert, ebenso Griechenland und der Peloponnes, die meisten Inseln im Archipel und das griechische Kaisertum Trapezunt. Den Venezianern nahm er 1470 die Inseln Negroponte und Lemnos und den Genuesen 1475 Kaffa (Feodosia), nachdem er schon 1473 den Chan der