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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Morecambe-Bai; Moreen; Morel; Morelia; Morella; Morelle; Morellet; Morelli

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Morecambe-Bai - Morelli.

fängnis bestraften. Bonaparte verwandelte die Strafe in Verbannung, und M. schiffte sich nach Nordamerika ein, wo er sich in Morisville bei Trenton in New Jersey ansiedelte. Im Frühjahr 1813 folgte er einer Einladung des russischen Kaisers, mit ihm Napoleon zu bekämpfen, landete 26. Juli in Gotenburg und ward von Alexander I. zu seinem Generaladjutanten ernannt. Gegen seinen Willen unternahm man den Angriff auf Dresden. Als er während der Schlacht 27. Aug. mit Kaiser Alexander sprach, zerschmetterte ihm eine Kanonenkugel beide Beine. Man amputierte ihn und brachte ihn über das Gebirge nach Böhmen, wo er in Laun 2. Sept. 1813 starb. Ludwig XVIII. erteilte seiner Witwe später den Titel einer Marschallin und ließ M. 1819 ein Denkmal in Paris errichten. Das Denkmal auf der Höhe von Räcknitz, von dem russischen Fürsten Repnin 1814 errichtet, deckt nur die beiden Beine Moreaus; der Körper ward zu Petersburg beigesetzt. Vgl. Beauchamp, Vie politique, militaire et privée du général M. (Par. 1814); "Procès instruit par la Cour de justice criminelle contre Georges, Pichegru, M., etc." (das. 1804, 8 Bde.).

2) Hégésippe, franz. Dichter, geb. 9. April 1810 zu Paris, verwaiste früh und wurde bei einem Buchdrucker in Provins in die Lehre gegeben, wandte sich dann nach Paris, wo er in der Didotschen Offizin Beschäftigung nahm, und versuchte es endlich mit der Schriftstellerei. Aber nichts wollte glücken; sein unentschlossener Charakter und sein Bettelstolz brachten ihn immer tiefer in Elend und Not und machten ihn mißtrauisch und reizbar. Von einer schweren Krankheit genesen (1833), wanderte er nach Provins zurück, wo er ein satirisches Journal "Diogène" gründete, für dasselbe aber kein Publikum fand. Verbittert ging er wieder nach Paris, und als endlich sein Talent Anerkennung zu finden schien, starb er 10. Dez. 1838 im Hospital. Während in seinen Jugendgedichten reines, natürliches Gefühl, Zartheit und Edelsinn vortrefflich zum Ausdruck gelangen, stehen seine reifern Dichtungen meist unter dem Einfluß der Krankheit des Jahrhunderts, der Überschwenglichkeit des Gefühls und des Lebensüberdrusses. Seine trefflichsten Gedichte sind seine Elegien ("La Voulzie" etc.), seine Romanze "La Fermière", die "Contes à ma soeur" und seine keuschen, fast an Nodiers Feinheit erinnernden Novellen in Prosa (besonders "Le Gui de chêne"). Seine Werke erschienen unter dem Titel: "Myosotis" (1838) und wurden neu herausgegeben von Sainte-Beuve (1860) und Piedagnel ("Contes", 1881; "Chansons", 1883). Vgl. J. ^[Jules] Moret, H. M. (Provins 1871).

Morecambe-Bai (spr. mohrkam), ein Meerbusen der Irischen See, welcher den Hauptteil von Lancashire von dem abgetrennten Bezirk Furneß trennt. Während der Ebbe kann die Bai zu Fuß durchschritten werden. An ihrer breiten Mündung liegen nördlich Barrow, südlich Fleetwood.

Moreen, dikotyle Pflanzengruppe, eine Unterfamilie der Urtikaceen bildend, meist Bäume oder Sträucher mit Milchsaft, wechselständigen, ganzen oder gelappten Blättern, stehen bleibenden oder abfallenden Nebenblättern und eingeschlechtigen, blumenblattlosen Blüten. Sie unterscheiden sich von den nächstverwandten Artokarpeen durch ihre in der Knospe eingekrümmten Staubfäden. Zu den M. gehört der Maulbeerbaum (Morus), dessen Früchte durch die fleischig werdenden Perigone des Blütenköpfchens ein beerenartiges Synkarpium bilden. Vgl. Bureau, Moreae, in "Prodromus", Bd. 17. Die M. bewohnen die tropischen und subtropischen Zonen beider Hemisphären; mehrere Arten von Morus Tournef. halten auch unsern Winter aus. Die bisweilen zu den M. gestellte Gattung Ficus (Feigenbaum) steht in näherer Verwandtschaften den Artokarpeen. Einige Arten der Gattung Morus kommen fossil in Miocänschichten vor. Manche Arten sind wegen ihrer genießbaren Früchte (Morus), andre wegen ihrer technisch verwertbaren Bastfasern (Broussonetia) bemerkenswert.

Morel, Auguste Benedicte, Irrenarzt, geb. 1809 zu Wien, wurde 1848 Direktor der Irrenanstalt Maréville bei Nancy, 1856 Direktor der Anstalt St.-Yon bei Rouen und starb als solcher 30. März 1873. Durch sein Studium der erblichen Einflüsse und der geistigen und physischen Degenerationszustände gelangte er zu tieferer Einsicht hinsichtlich der Entstehungsweise der Geisteskrankheit. Er schrieb: "Traité des dégénerescences physiques, intellectuelles et morales de l'espèce humaine, etc." (1857); "Traité des maladies mentales" (1860); "Traité de la médecine legale" (1866, unvollendet).

Morelia, Hauptstadt des mexikan. Staats Michoacan, 1950 m ü. M., inmitten von Obst-, Gemüse- und Blumengärten, mit herrlichem Klima, hat eine reich ausgestattete Kathedrale, ein Priesterseminar, einen Regierungspalast, ein Hospital, 2 Armenhäuser, schöne Spaziergänge und (1882) 24,000 Einw. Eine Wasserleitung versorgt die Stadt mit Wasser. M. hat 2 Baumwollfabriken, Tabaks- und Zigarrettenfabriken, eine Brauerei und Lichtzieherei und ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Es wurde 1541 unter dem Namen Valladolid gegründet und erst 1828 zur Erinnerung an den Pfarrer Morelos, einen der ersten Insurgentenchefs, M. benannt.

Morella (spr. -ellja), Bezirksstadt in der span. Provinz Castellon, mit starkem Kastell, schönem Aquädukt und (1878) 7190 Einw., welche Tuchfabrikation und Färberei betreiben. M. hat in den Karlistenkriegen eine hervorragende Rolle gespielt; nach ihm erhielt Cabrera den Titel Graf von M.

Morelle, s. Kirschbaum, S. 789.

Morellet (spr. -lä), André, franz. Encyklopädist, geb. 7. März 1727 zu Lyon, studierte im Jesuitenseminar zu Paris und lehrte an der Sorbonne. Nach einer Reise durch Italien trat er in enge Verbindung mit den Philosophen, besonders Voltaire, Turgot, D'Alembert, Diderot u. a., und war befreundet mit Franklin und Lord Shelburne. Seine erfolgreichen Bemühungen bei dem letztern um den Frieden zwischen Frankreich und England trugen ihm eine königliche Pension von jährlich 4000 Frank ein. 1785 wurde er Mitglied der Akademie, deren Archive er (darunter die Manuskripte des "Dictionnaire") bis zur Wiederherstellung derselben (1803) bei sich bewahrte. Er starb 12. Jan. 1819. Seine Schriften, die er selbst gesammelt hat unter dem Titel: "Mélanges de littérature et de philosophie du XVIII siècle" (Par. 1818, 4 Bde.), geben ein treues Bild der liberalen philosophischen und ökonomischen Ideen des 18. Jahrh. in einfacher, natürlicher Sprache, ohne Übertreibung. Er hinterließ noch "Mémoires sur le XVIII. siècle et sur la Révolution" (Par. 1821, 2 Bde.).

Morelli, 1) Giacomo, ital. Archäolog und Kritiker, geb. 14. April 1745 zu Venedig, erwarb sich als Autodidakt eine klassische Bildung und ward, nachdem er sich unter anderm durch seine "Dissertazione storica intorno alla publica libreria di San Marco" (Vened. 1774), worin er eine Menge litterargeschichtlicher Fragen erörterte, bekannt gemacht,