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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Morris; Morton; Mosbach; Moscheles; Moschopŏlis; Moschus; Moser; Motley; Motor

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Morris - Motor

20. Jan. 1815 in Dätzingen bei Stuttgart, wendete sich in der polytechnischen Schule zu Stuttgart dem Hochbau zu und führte daselbst eine Anzahl von Wohnhäusern und öffentlichen Bauten aus. 1845 in den königlich württembergischen Eisenbahndienst berufen, leitete er die Bearbeitung und Ausführung von mehr als 300 km Eisenbahnen, der Rems-Tauber-Brenz-Jagst- und der Gäubahn mit ihren umfassenden Hochbauten. Unter letztern ist der im Renaissancestil erbaute prachtvolle Bahnhof in Stuttgart hervorzuheben. Andre Bauten von ihm sind die im Renaissancestil ausgeführten Stationshäuser, die Wohngebäude für Bedienstete der Verkehrsanstalten in Stuttgart, die Kirche in Laupheim und die katholischen Kirchen in Altheim bei Horb, Steig bei Ulm, Tuttlingen, Dalkingen bei Ellwangen, Wildbad 2c. in gotischem Stil. Er ist königlicher Oberbaurat.

Morris *, 2) Lewis, engl. Dichter, geb. 23. Jan. 1833 zu Carmarthen in Südwales, erhielt eine sorgfältige Erziehung, bezog die Universität Oxford, wo er 1858 promovierte und sich mehrfach auszeichnete, wurde Rechtsanwalt, auch Schriftführer des neuerrichteten University College für Südwales, zu dessen Begründung er wesentlich beigetragen hat. Auch ist er Mitbegründer der Cymmrodonian Society für die Pflege der wallisischen Litteratur und Vorsitzender der Eisteddfod Association, welche die jährlichen Feste zu dichterischer, allgemein litterarischer und musikalischer Verwendung der kymrischen Sprache veranstaltet. Seine Gedichtsammlungen: »Songs of two worlds« (1871, anonym), »Epic of Hades« (1877), »Gwen« (1878), »An ode of life« (1880), »Songs unsung« erlebten zahlreiche Auflagen. Auch seine spätern Dichtungen: »Lyric« (1886) und »Songs of Britain« (1887) fanden günstige Aufnahme. Seine Bewunderer sehen in M. den Nachfolger Tennysons als Kronpoeten.

Morton *, 2) Levi Parsons, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 16. Mai 1824 zu Shoreham (Vermont), trat in ein Bankgeschäft in Boston, siedelte 1854 nach New York über und gründete hier 1863 eine große Bank, welche auch eine Filiale in London hatte und glänzende Geschäfte machte, auch für die Regierung thätig war. 1878 wurde er zum Kommissar für die Pariser Ausstellung ernannt und in den Kongreß gewählt. Seine Aufstellung als republikanischer Kandidat für die Vizepräsidentschaft lehnte er 1880 ab und ward von Garfield 1881 zum Gesandten in Paris ernannt, wo er bis 1885 blieb. 1888 wurde er zum Kandidaten für die Vizepräsidentschaft von der republikanischen Konvention zu Chicago bestimmt, 6. Nov. gewählt und trat 4. März 1889 sein Amt an.

Mosbach 1). Der bad. Kreis M. zählte 1885 auf 2166 qkm (39,30 QM.) 154,854 Einw.

Moscheles, Charlotte, geborne Embden, Gattin des Komponisten Ignaz M. seit 1825, starb 13. Dez. 1889 in Detmold.

Moschopŏlis *, Ort im östlichen Albanien, 18 km nordwestlich von Korytza an einem südlichen Zufluß des Devol gelegen, berühmt als Sitz griechischer Kultur und Wissenschaft im 18. Jahrh., heute ein unbedeutender Flecken. M. hat den Ruhm, die erste Druckerei auf der Balkanhalbinsel besessen zu haben; von dort stammen die Barone Sina in Wien, welche Athen mit der Sternwarte und der Akademie der Wissenschaften, dem prächtigsten Gebäude der Stadt, beschenkt haben.

Moschus. Moschusartig riechende Substanzen sind im Tier- und Pflanzenreich ziemlich weit verbreitet,

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auch hat man durch Behandeln von Bernsteinöl mit Salpetersäure ein moschusartig riechendes Harz gewonnen. Jetzt hat aber Bauer ein nitriertes Butyltoluol dargestellt, welches so stark und rein nach M. riecht, daß es als Surrogat des letztern angewandt werden kann. Man erhält diesen Körper, indem man Toluol unter Zusatz von Aluminiumchlorid mit Butylchlorid kocht, aus dem Produkt durch fraktionierte Destillation den bei 170-180° siedenden Teil abscheidet und mit konzentrierter Salpetersäure unter Zusatz von Schwefelsäure behandelt. Durch Waschen mit Wasser und Umkristallisieren aus Alkohol erhält man die Verbindung in gelblichweißen Kristallen.

Moser *, 5) Wilhelm Gottfried von, Forstschriftsteller, geb. 27. Nov. 1729 zu Tübingen, studierte in Halle und Tübingen, trat 1756 in den Dienst des Grafen Stolberg-Wernigerode, wurde 1757 württembergischer Expeditionsrat, sodann Forstrat in der Grafschaft Hanau, darauf darmstädtischer Oberforstmeister, 1772 Jägermeister, 1786 fürstlich taxisscher Kammerpräsident in Ulm und starb 31. Jan. 1793 daselbst. M. war der Begründer der forstlichen Systemkunde. Er schrieb: »Grundsätze der Forstökonomie« (Frankf. 1757) und gab das »Forstarchiv zur Erweiterung der Forst- und Jagdwissenschaft 2c.« (das. 1788-95, 17 Bde.; fortgesetzt von Gatterer) heraus.

Motley, John Lothrop, amerikan. Geschichtschreiber. Sein Briefwechsel (darunter Briefe von und an Bismarck) wurde 1889 von Curtis herausgegeben (deutsche Übersetzung von Eltze, Berl. 1889).

Motor. Die Motoren sind als die Erzeuger der Bewegung sowohl mit Vorrichtungen zu versehen, welche eine Verletzung der Arbeiter durch ihre bewegten Teile thunlichst verhindern sollen, als auch mit solchen Vorrichtungen in Verbindung zu setzen, welche ein möglichst schnelles Anhalten der Motoren selbst und der damit betriebenen Transmissionen (Wellenleitungen) und Arbeitsmaschinen gestatten, wenn jemand in diese hineingerät. Alle bewegten Teile der Motoren, soweit sie in den Bereich der Wärter kommen, müssen mittels Gitter oder Bleche geschützt sein. So werden die Schwungkugelregulatoren durch Stabkörbe oder Glocken geschützt. Die Schwungräder sind mit einem Gitter umgeben, und wo das Schwungrad in einer Grube läuft, ist diese durch Leisten geschützt. Sehr wichtig ist es außerdem, daß die Motoren in besondern rings abgeschlossenen Räumen stehen, zu denen nur die Wärter Zutritt haben. Die meisten Unglücksfälle an Motoren geschehen dadurch, daß deren Teile während des Ganges geschmiert oder gereinigt werden. Das sollte entweder gänzlich verboten werden, oder eben nur dann geschehen, wenn besondere Vorrichtungen angebracht sind, welche eine Gefahr ausschließen. Zur Vermeidung von Unglücksfällen beim Schmieren von schwingenden, rotierenden oder hin- und hergehenden Lagern sind eine große Reihe von Schmiervorrichtungen erdacht, welche alle darauf hinausgehen, daß das Schmieröl in ein feststehendes Gefäß eingegossen wird, von welchem es auf irgend eine Weise, etwa durch tropfenweises Abstreifen, beim jedesmaligen Vorbeiziehen des zu schmierenden Teils auf letztern übertragen wird. Beim Ingangsetzen von Motoren sind häufig Unglücksfälle dadurch entstanden, daß die Arbeiter mit den Händen in die Speichen oder an den Umfang des Schwungrades fassen und bei geöffnetem Eingangsventil des Motors das erste Andrehen zu bewirken suchen. Wird alsdann ein Arbeiter gefaßt, oder gleitet er aus 2c., so sind schwere Verletzungen unvermeidlich. Zur Vermeidung solcher Vorkommnisse