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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mucuna – Mu'ezzin

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Mucor'

u. dgl. gebracht, sehr bald, und das Mycelium bildet dann einen üppig wuchernden Pilzrasen. Außer diesen ungeschlechtlich erzeugten Sporen finden sich noch andere bedeutend größere, die infolge eines Kopulationsaktes gebildet werden. Dadurch, daß zwei gewöhnlich kugelig angeschwollene Äste des Myceliums miteinander kopulieren, kommt es zur Bildung einer großen, gewöhnlich schon mit bloßem Auge sichtbaren, von einer dichten Membran umgebenen Zygospore (Fig. 3c). Die Zygosporen treten jedoch selten auf, bei manchen Arten wurden sie überhaupt noch nicht beobachtet; die ausgiebigste Vermehrung dieser Pilze erfolgt jedenfalls durch die ungeschlechtlich erzeugten Sporen. Unter gewissen Bedingungen kann das Mycelium auch durch hefeartige Sprossung sich vermehren, wenn es nämlich längere Zeit in Flüssigkeiten vegetiert, oder wenn man Sporen darin keimen läßt. Diese Kugel- oder Gliederhefe, auch Mucorhefe, verhält sich in zuckerhaltigen Flüssigkeiten ähnlich wie die echte Hefe, erzeugt also ebenfalls als hauptsächlichste Gärungsprodukte Kohlensäure und Alkohol. Die Gärung verläuft aber viel stürmischer als bei der echten Hefe. Die häufigste Art ist der gewöhnliche Kopfschimmel (M. mucedo L., s. Tafel: Pilze III, Fig. 3), dessen Fruchthyphen farblos sind und bis 4 cm lang werden; die Sporangien haben eine braune oder schwarze Färbung und enthalten ellipsoidische Sporen. Er findet sich fast überall auf faulenden organischen Substanzen. Ebenso häufig fast ist M. racemosus Fres., er ist zarter als der vorige, die Sporangienträger werden nicht höher als 2 cm, die Sporangien selbst haben eine hellere Farbe. Eine dritte Art, M. stolonifer Ehrb., zeichnet sich durch die ausläuferartige Verzweigung des Myceliums aus; sie findet sich hauptsächlich auf nassem Brot oder faulenden Pflanzenteilen; die Fruchthyphen stehen zu mehrern in Büscheln zusammen und werden bis zu 1 cm hoch; die Sporangien sind schwarz, die Sporen kugelig. Die längsten Fruchtträger besitzt der auf Fetten, Ölfässern, aber auch auf Fruchtsäften und Brot wachsende M. phycomyces Berk. (Phycomyces nitens Kze.); sie werden bis 10 cm lang und sind erst gelblich, dann dunkelgrün gefärbt; die Sporangien sind bei der Reife schwarz.

Mucūna Adans., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Papilionaceen, mit gegen 20 Arten in den warmen Gegenden der Alten und Neuen Welt, krautartige Pflanzen oder niedere Sträucher mit dreizähligen Blättern und ansehnlichen roten oder grünlichgelben Blüten. Die Hülse ist ziemlich dick und meist dicht mit Brennhaaren besetzt. Am bekanntesten ist die sog. Juckbohne oder Juckfasel M. pruriens DC., in Ostindien und im tropischen Amerika, deren Hülsenhaare, auf die Haut gebracht, ein äußerst heftiges Jucken hervorrufen. Diese Haare vermischte man früher mit Honig oder Sirup und wandte dieses Gemenge als Lanugo siliquae hirsutae gegen Würmer an. Ganz ebenso wurden die Haare der südamerik. und westind. M. urens DC. benutzt.

Mucūry, Fluß in Mittelbrasilien, der in der Serra dos Aimores in Minas Geraes entspringt und sich längs der Südgrenze von Bahia bei San José do Porto-Alegre in den Atlantischen Ocean ergießt. Am Fluß wurde 1851 die erste Kolonie angelegt, welche jetzt die meist von Deutschen bewohnte Gemeinde Philadelphia bildet. Von Sta. Clara führt eine Bahn nach dem Hafen Caravellas (s. d.). ↔

Mucus (lat.), Schleim.

Mud (engl., spr. mödd), aus abgestorbenen Pflanzen entstandene Ablagerungen im Meer.

Mud (spr. mödd), niederländ. Getreidemaß, früher (als alte Amsterdamer Größe) = 112,256 l, jetzt noch in den holländ. Kolonien und in Südafrika vorkommend, seit 1823 in den Niederlanden nur noch eine Nebenbenennung des Hektoliters (von 10 Scheffel zu 10 Koppen).

Mudanĭa, Stadt in Kleinasien am Marmarameer, Hafen für Brussa, mit dem es durch Eisenbahn (38 km) verbunden ist, hat etwa 10000 meist griech. E.

Mudar, s. Pflanzenseiden.

Mudarin, s. Calotropis.

Mudejārstil, Mozarabischer Stil, Kunstweise, welche von den Mauren im südl. und mittlern Spanien besonders bei Bauten für die christl. Eroberer des Landes angewendet wurde. In der Anlage mehr romanisch, zeigen die mozarab. Bauwerke in den architektonischen Teilen, in den Füllungen und der Ornamentik maur. und got. Formen gemischt. Hervorragende Beispiele sind der Turm der Kirche zu Illescas bei Toledo (Anfang des 12. Jahrh.), die Kirche San Jago del Arrabal zu Toledo (Mitte des 13. Jahrh.), die Torre Nueva zu Saragossa (Anfang des 16. Jahrh.).

Mudie's Select Library, Limited (spr. mjuhdĭs, leibrĕri), Leihbibliothek und Buchhandlung in London, gegründet 1842 von Charles Edward Mudie (geb. 18. Okt. 1818 in Chelsea, Verfasser religiöser Gedichte und Philanthrop, gest. 28. Okt. 1890), hob sich besonders seit Einführung eines Jahresabonnements (1 Guinee = 21M.) für Bücherverleihungen zu einem der größten Geschäfte dieser Art, mit (1894) 2½ Mill. Bänden in engl., deutscher, franz., ital. und span. Sprache, 2 Filialen in London, eigener Buchbinderei und 250 beschäftigten Personen. Hervorragende Neuigkeiten werden in 2–3000 Exemplaren und mehr angekauft. Sechs zweispännige Wagen versorgen täglich die Londoner Abonnenten mit Büchern. Auch nach auswärts werden Einzelwerke und ganze Bibliotheken verliehen. Die Verwertung der aus dem Umlauf gezogenen Doubletten hat einen eigenen Geschäftszweig entwickelt mit Sortiment und Antiquarium. 1864 wurde die Leihbibliothek in eine Aktiengesellschaft umgewandelt mit 100000 Pfd. St. Grundkapital; Dividende durchschnittlich 7½ Proz. jährlich. Direktor blieb Mudie bis 1878. Dann folgte sein Sohn Charles Henry Mudie und nach dessen Tode 1879 der zweite Sohn Arthur Oliver Mudie.

Mudīr, d. i. Verwalter, Direktor, Titel von Beamten in mehrern Zweigen der türk. Staatsverwaltung (s. Ejâlet).

Mudirīeh, Bezeichnung für die ägypt. Provinzen (s. Ägypten, Bd. 1, S. 232a).

Mudlumps, (engl., spr. möddlömps), s. Schlammvulkane.

Mudschâhid, s. Dschihâd.

Mudschua oder Woodlark, brit. Insel im NO. der Ostspitze von Neuguinea, mit den umliegenden Inseln 1247 qkm groß, von wilden Melanesiern bewohnt, trägt dichte Vegetation, hat aber ungesundes Klima.

Muēla de San Juan, Berg des Iberischen Gebirgssystems bei Albarracin (s. d.) in Spanien.

Mu'ezzin, der Moscheebeamte, welcher vom Minaret (s. d.) oder einer innerhalb der Moschee errichteten Tribüne aus fünfmal täglich das Asân, die Aufforderung zum Gebet, absingt. Außer diesen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 45.