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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Muirkirk - Mulde.

dortigen Universität und am East India College zu Haileybury, trat dann in den Dienst der Ostindischen Kompanie, zunächst (1828) als Clerk in Bengalen, und verblieb in demselben bis 1853, mannigfache Posten in den Gerichts- und Steuerdepartements (zuletzt den eines Zivilrichters zu Fathipur) bekleidend. Während seines Aufenthalts in Indien schrieb er eine Reihe kleinerer Abhandlungen über die wichtigsten Lehren des Christentums und der Religion überhaupt, teils englisch, teils in Sanskrit und andern indischen Sprachen für den Gebrauch der Eingebornen, als deren letzte und wichtigste "Mataparîkshâ, or examination of religions" (Kalk. 1854, 2 Tle., in Sanskritversen mit englischer Übersetzung) zu verzeichnen ist. Sein bedeutendstes wissenschaftliches Werk ist: "Original Sanskrit texts on the origin and history of the people of India, their religion and institutions", in 5 Bänden (Lond. 1858-1872, teilweise in 3. Auflage erschienen), eine Auswahl der wichtigsten Quellenbelege zur indischen Kultur- und Religionsgeschichte mit englischer Übersetzung. Eine hübsche Blumenlese indischer Sprüche sind seine "Religious and moral sentiments metrically rendered from Sanskrit writers" (Lond. 1875). Großes Verdienst erwarb sich M. 1862 um die Gründung einer Professur für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität zu Edinburg, zu welchem Behuf er derselben die Summe von 4000 Pfd. Sterl. (später erhöht auf 5000 Pfd.) überwies. Er starb 7. März 1882 in Edinburg. - Sein Bruder William, geb. 1819 zu Glasgow, seit 1837 im indischen Dienst, seit 1868 Gouverneur der nordwestlichen Provinzen, wurde 1875 zum Mitglied des India Council in London ernannt.

Muirkirk (spr. mjūrkírk), Binnenstadt im mittlern Ayrshire (Schottland), am Ayr, mit großen Eisenhütten und (1881) 5123 Einw.

Muisca (Muysca), s. Tschibtscha.

Mukamba, kleiner See im Congogebiet, unter 23° östl. L. v. Gr. und 5° 40' südl. Br., 680 m ü. M., sollte nach den durch viele Reisende mitgeteilten Schilderungen der Neger eine ungeheure Ausdehnung haben, wurde aber von Pogge und Wißmann, die den See 1882 entdeckten, als nur 6 km lang befunden.

Mukden (Schingjang), Hauptstadt der chinesischen Provinz Schingking oder Liaotong (Mandschurei), in anmutiger, sehr fruchtbarer Umgebung, mit 180,000 (nach andern nur 30,000) Einw. Die Stadt ist von einer 18 km messenden Lehmmauer umgeben; den zentralen Teil schließt eine 3 km messende, aus Ziegeln erbaute und mit Türmen gekrönte Mauer ein; dort befindet sich der kaiserliche Palast, in welchem ein Mandschuprinz residiert, und die Regierungsgebäude. M. genießt als Stammsitz der jetzigen Dynastie, deren Vorfahren hier ihre Begräbnisstätten haben, vieler Privilegien und trieb früher einen ansehnlichen Handel, besonders mit Pelzwerk.

Mukhtar Pascha (Achmed Mukhtar Pascha), türk. General, geb. 1832 zu Brussa als Sohn eines höhern Zivilbeamten, ward auf der Militärschule in Konstantinopel erzogen, trat 1854 als Offizier in die Armee, ward während des Krimkriegs als Adjutant verwendet, dann Lehrer der Militärwissenschaften an der Militärschule (Harbije Makteb), 1865 militärischer Erzieher des Lieblingssohns des Sultans Abd ul Asis, des Prinzen Jussuf Izzeddin, 1867 türkischer Kommissar an der montenegrinischen Grenze und Oberstleutnant, 1870 Generalmajor und zweiter Befehlshaber (neben Redif Pascha) der Expedition nach Jemen, 1871 Oberbefehlshaber daselbst und Muschir, 1873 Kommandant des 2. Armeekorps in Schumna und 1874 des 4. in Erzerum. 1875-76 war er Oberbefehlshaber in der Herzegowina, wo er aber gegen die Aufständischen und die Montenegriner ungeschickt operierte und im Dugapaß von den letztern eine empfindliche Niederlage erlitt, und 1877 beim Ausbruch des russischen Kriegs wieder Oberbefehlshaber in Erzerum. Vor dem ersten energischen Angriff der Russen wich M. bis Köpriköj zurück, ergriff aber im Juni, nachdem er Verstärkungen erhalten, die Offensive, besiegte die Russen 21. und 22. Juni bei Elbar, 25. bei Sewin; zog 10. Juli in das entsetzte Kars ein, schlug 18. Aug. einen Angriff der Russen zurück und eroberte 25. Aug. ihre Stellung bei Baschkadiklar. Für diese Siege erhielt er vom Sultan den Titel "Ghazi" (der Siegreiche). Als aber die Russen ihre Streitkräfte ansehnlich verstärkt hatten, durchbrachen sie 15. Okt. Mukhtars Stellung auf dem Aladjaberg und besiegten ihn 4. Dez. bei Dewe-Boyun. M. wurde darauf abberufen, um die Verteidigung von Konstantinopel zu leiten, und im September 1878 nach Kreta geschickt, um den dortigen Aufstand zu dämpfen. Nachdem ihm dies gelungen, ward er zum Oberbefehlshaber in Thessalien und Epirus, 1879 zum Gouverneur in Monastir ernannt und 1884 zur Wahrnehmung der Interessen der Pforte nach Ägypten geschickt.

Mül., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Johannes Müller (s. d. 11); auch für Otto Friedr. Müller, Botaniker und Zoolog, geb. 1730 zu Kopenhagen, starb als Staatsrat 1784 daselbst.

Mula, Bezirksstadt in der span. Provinz Murcia, mit Schloßruinen und (1878) 10,597 Einw. 6 km östlich von M. finden sich eisenhaltige Thermen.

Mulahacen (Cumbre de M.), der höchste Gipfel der Sierra Nevada in Spanien und des westlichen Europa überhaupt, ist 3481 m (nach andern 3545 oder gar 3638 m) hoch und hat nach N. an 700 m hohe Abstürze. Er führt seinen Namen nach Mulei Hassan, dem vorletzten König von Granada. Bestiegen wurde der Berg zuerst von Clemente, dann von Boissier, später von M. Willkomm u. a. Die benachbarten Gipfel Picacho de Veleta und Cerro de los Machos erreichen 3469 und 3456 m Höhe. Vgl. Willkomm, Aus den Hochgebirgen von Granada (Wien 1882).

Mulatten, Abkömmlinge von Weißen und Negern, s. Farbige.

Mulazim (arab., spr. -sim), in der Türkei der erste Grad richterlicher Befähigung der Theologie Studierenden; die nächste Stufe ist die des Naib. In der Armee bedeutet M. s. v. w. Leutnant; M. ewwel, Ober-, und M. sani, Unterleutnant.

Mulchen, Flecken im südamerikan. Staat Chile, Provinz Biobio, an einem Nebenfluß des Rio Biobio, in fruchtbarer Gegend, mit (1875) 4826 Einw.

Mulcĭber (lat.), Beiname des Vulcanus (s. d.).

Muldbrett, Gerät zum Ebnen und Transport des Bodens, besteht aus einer größern durch ein Pferd gezogenen Schaufel mit eiserner oder stählerner Schneide. Am hintern Ende befindet sich ein Hebel, mittels welches das M. geführt wird. Dasselbe dient in dieser Gestalt zu Erdtransporten bei Wiesenbauten, auch, mit automatischer Kippvorrichtung versehen, zu größern Erdarbeiten. Namentlich in Nordamerika wird ein M. von Doty vielfach benutzt.

Mulde, aus einem einzigen Stück Holz gefertigtes nachenförmiges Gefäß zum Backen, Waschen, Transportieren des Fleisches etc.; auch eine länglich-viereckige Form, worin das Blei gegossen wird; daher