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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Murmanskisches Meer; Murmelling; Murmeltier; Murnau

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Murmanskisches Meer - Murnau.

Die M. K. in handelspolitischer und sanitärer Beziehung (russ., Archangel 1885).

Murmanskisches Meer, s. Barentssee.

Murmelling (Murmel oder Murmellius), Johannes, niederländ. Gelehrter und Schulmann, geboren um 1479 zu Roermonde, gebildet in Deventer und Köln, kam 1498 nach Münster, ward 1501 Lehrer an der Domschule, 1509 Rektor an der Ludgeri-Schule daselbst, 1513 Rektor in Alkmar und ging 1517 infolge der Plünderung Alkmars in großer Not nach Deventer, wo er 2. Okt. d. J. starb. Er schrieb eine Reihe vielgebrauchter Schulbücher, namentlich "Praeceptiones grammaticae" und "Pappa puerorum", und gab verschiedene alte Schriften (wie Persius' Satiren, Boethius' Trostschrift) heraus. Mit dem "Scoparius in barbariei propugnatores et humanitatis osores" mischte er sich in den Kampf gegen die Feinde des Humanismus und nahm offen Partei für Joh. Reuchlin in dessen Streit mit den sogen. Dunkelmännern. Ausgewählte Gedichte, mit Übersetzung, gab Reichling (Freiburg 1881) heraus. Vgl. Reichling, Joh. Murmellius (Freiburg 1880).

Murmeltier (Arctomys Gmel.), Gattung aus der Ordnung der Nagetiere und der Familie der Eichhörnchen (Sciurina), gedrungen gebaute Tiere mit plattem, auf kurzen Beinen ruhendem Körper, stumpfer, kurzer Schnauze, abgerundeten, kurzen, im Pelz versteckten Ohren, großen, zum Graben geschickten Krallen und kurzem, unter 1/3 der Körperlänge betragendem, von der Wurzel an buschig behaartem Schwanz. Das Alpenmurmeltier (A. Marmota Schreb., s. Tafel "Nagetiere II") ist 51 cm lang, mit 11 cm langem Schwanz, und am Widerrist 15 cm hoch, dicht und ziemlich lang, am Kopf glatt anliegend, an den übrigen Körperteilen locker und hinter den Wangen lang behaart, so daß diese wie angeschwollen erscheinen. Die ganze Oberseite ist mehr oder weniger braunschwarz, auf dem Scheitel und Hinterkopf mit einigen hellern Punkten gezeichnet; der Nacken, die Schwanzwurzel und die ganze Unterseite sind dunkel rötlichbraun, die Unterteile der Beine, ein Fleck an den beiden Seiten des Bauches hinter den Gliedmaßen und die Hinterbacken noch heller gefärbt, die Schnauze und die Füße rostgelblich-weiß. Das M. lebt auf den Hochgebirgen der Alpen, Pyrenäen und Karpathen und zwar auf den Matten dicht unter der Grenze des ewigen Schnees. Es liebt vom Verkehr der Menschen entfernt liegende, freie, ringsum von steilen Felswänden umgebene sonnige Plätze und enge Gebirgsschluchten, wo es sich Höhlen gräbt, kleinere für den Sommer zum Schutz vor vorübergehenden Gefahren und Witterungseinflüssen und umfangreichere, tiefere, oft weit unter der obern Baumgrenze liegende und für eine ganze Familie aus 5-15 Köpfen berechnete für den lange dauernden, strengen Winter, in denen es zwei Drittel des Jahrs verschläft. Zu den Sommerwohnungen führen lange Gänge mit Verzweigungen und Fluchtlöchern und harten, glatten Wänden. In dem wenig geräumigen Kessel findet wahrscheinlich im April die Paarung statt. Das Weibchen wirft nach 6 Wochen 2-4 Junge, welche den Sommerbau der Alten bis zum nächsten Sommer bewohnen. Die Mündung der Winterwohnung wird gut mit Heu, Erde und Steinen von innen verstopft. Innen oft 8-10 m bergwärts ist ein weiter Kessel, meist eine eirunde, backofenähnliche Höhle, die mit kurzem, weichem Heu angefüllt ist und als gemeinsames Lager für den Winterschlaf dient. Das M. nährt sich von frischen, saftigen Alpenpflanzen, Kräutern und Wurzeln. Es trinkt selten, aber viel auf einmal; beim Fressen richtet es sich fortwährend auf und schaut um sich, ob keine Gefahr droht. Es gibt einen pfeifenden Ton von sich, welcher Witterungsveränderungen anzeigen soll. Wie die meisten Winterschläfer, sind auch die Murmeltiere im Spätsommer und Herbst ungemein fett; sobald aber der erste Frost eintritt, fressen sie nicht mehr, trinken aber noch, entleeren sich dann fast vollständig und beziehen familienweise die Winterwohnungen, in denen die Temperatur infolge der Vermauerung der Eingänge und der aus dem Körper strahlenden Wärme +8 bis 9° R. beträgt. Sie liegen hier dicht bei einander, den Kopf am Schwanz, regungslos und kalt, indem die Blutwärme auf die Wärme der Luft herabgesunken und alle Lebensthätigkeit aufs äußerste herabgestimmt ist, so daß in der Stunde nur 15 Atemzüge erfolgen. Nimmt man ein M. im Winterschlaf aus seiner Höhle und bringt es in größere Wärme, so gibt sich erst bei 17° Wärme ein deutliches Atmen kund; bei 20° beginnt es zu schnarchen, bei 22° streckt es seine Glieder, bei 25° erwacht es, bewegt sich taumelnd, wird nach und nach munterer und fängt an zu fressen. Im Frühjahr erscheinen die Murmeltiere in sehr abgemagertem Zustand vor den Öffnungen der Winterwohnungen und nähren sich anfangs von dem überwinterten Gras, bis die jungen Alpenpflanzen ihnen besseres Futter gewähren. Man fängt die Murmeltiere in Fallen oder gräbt sie zu Anfang des Winters aus. Die Alpenbewohner genießen nicht nur das Fleisch, sondern benutzen es auch, wie das Fett und den Balg, als Mittel bei mancherlei Krankheiten. In der Gefangenschaft werden halbwüchsige Murmeltiere bald zahm, lernen auf den Hinterbeinen aufgerichtet umherhüpfen, an einem Stocke gehen etc. und ergötzen durch ihr possierliches Wesen. Ehemals wurden sie von den Savoyardenknaben mit umhergeführt und zu einfachen Schaustellungen in Städten und Dörfern benutzt. Im warmen Zimmer verfallen sie nicht in einen Winterschlaf; im kalten bauen sie sich aus verschiedenem Material ein Nest und schlafen, aber mit Unterbrechung. Selbst bei guter Pflege dauern sie in der Gefangenschaft selten über 5-6 Jahre aus. Das Pelzwerk ist von geringem Wert. Vgl. Girtanner, Die Murmeltierkolonie in St. Gallen etc. (St. Gallen 1887). Der Bobak (A. Bobac Schreb.), 37 cm lang, mit 9 cm langem Schwanz, ist fahl rostgelb, auf der Oberseite etwas dunkler, auf dem Kopf bräunlich rostgelb, am Schwanz dunkel rostgelb, an der Schwanzspitze schwarzbraun, bewohnt das südliche Polen und Galizien, Südrußland und das südliche Sibirien bis zum Amur und Kaschmir. Er lebt gesellig in der Ebene und in Niederungen und bildet große Siedelungen, in welchen sich Hügel an Hügel reiht, die durch Aufhäufen des ausgewühlten Erdreichs entstanden sind. Das Lager liegt 5-7, selbst 14 m von der Eingangsöffnung in dem unterirdischen Bau. Der Bobak nährt sich von Gras, Kräutern und Wurzeln und trägt großen Wintervorrat ein. Er zieht sich bald zurück, führt noch eine Weile im Bau ein Halbleben, erstarrt dann und erwacht im Frühjahr sehr zeitig. Im April oder Mai werden die Jungen geboren. Adler und Wolf rauben viele Bobaks, aber auch Tungusen und Buräten jagen die feisten Tierchen, deren Fleisch schmackhaft ist. In Sibirien hält man die Bobaks für verzauberte Schützen, welche den bösen Geist durch Übermut erzürnt hatten.

Murnau, Flecken und klimatischer Kurort im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Weilheim, am Fuß der Alpen, unweit des Staffelsees und an