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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Musafaser - Muschelkrebse.

Früchte als Nutz- und Kulturpflanzen, wie die Bananen oder Paradiesfeigen (von Musa paradisiaca und M. sapientium), in hohem Ansehen sind. Vgl. Richard, De Musaceis commentatio (Bonn 1831); Wittmack, Musa Ensete (Halle 1867). Einige Arten der Gattung Musophyllum Göpp. sind fossil in Tertiärschichten aufgefunden worden.

Musafaser, s. v. w. Manilahanf.

Musagēt (griech. Musagetes, "Musenführer"), Beiname des Apollon und des Herakles; allgemeiner s. v. w. Freund und Gönner der Künste.

Musäos, 1) ein mythischer Sänger, Seher und Priester, namentlich der attischen Sage, der noch in der vorhomerischen Zeit gelebt haben sollte, Sohn der Selene und des Orpheus oder Linos oder Eumolpos. Man führte auf ihn zahlreiche Orakel, Hymnen, Weihe- und Reinigungslieder zurück, welche in der Zeit der Peisistratiden Onomakritos sammelte und fälschte. Sein Grab zeigte man in Athen auf dem der Akropolis gegenüberliegenden Musenhügel. Vgl. E. Gerhard, Über Orpheus und die Orphiker (Berl. 1861).

2) M. der Grammatiker, griech. Dichter zu Anfang des 5. Jahrh. n. Chr., verfaßte ein kleines erotisches Epos: "Hero und Leander", eins der vorzüglichsten Produkte der spätern griechischen Poesie. Ausgaben desselben besorgten Fr. Passow (Leipz. 1810), Torney (Mitau 1859), beide mit deutscher Übersetzung, und Dilthey (Bonn 1874); Übersetzungen lieferten außerdem H. Passow (Güstrow 1829), Buchholz ("Meisterwerke hellenischer Dichtkunst", Marb. 1858), Ölschläger (Leipz. 1882) und Ottmann (das. 1888).

Musäus, Johann Karl August, Schriftsteller, geb. 29. März 1735 zu Jena, studierte daselbst Theologie, wurde 1763 Pagenhofmeister am weimarischen Hof, 1770 Professor am dortigen Gymnasium und starb 28. Okt. 1787 in Weimar. Seine erste litterarische Veröffentlichung war: "Grandison der Zweite" (Eisenach 1760-62, 2 Bde.; später umgearbeitet: "Der deutsche Grandison", das. 1781-82, 2 Bde.), womit er dem schwärmerisch-sentimentalen Enthusiasmus für den gleichnamigen Roman des Engländers Richardson satirisch entgegenwirken wollte. Dann folgten die gegen Lavater gerichtete Satire "Physiognomische Reisen" (Altenb. 1778-79, 4 Hefte) und die "Volksmärchen der Deutschen" (Gotha 1782-87, 5 Bde., u. öfter; neue Ausg. von M. Müller, Leipz. 1868, 3 Tle.; von Klee, Hamb. 1870), welche allerdings die aus dem Volksmund genommenen Märchen- und Sagenstoffe keineswegs in naiv volksmäßiger Gestalt wiedergeben, sie vielmehr in Wielands Manier mit allerlei satirischen Streif- und Schlaglichtern ausstatten, aber dennoch durch joviale Laune, liebenswürdige Schalkhaftigkeit und lebendige Anmut des Vortrags, die aus ihnen spricht, einen unwiderstehlichen Reiz besitzen. Unter M.' übrigen Schriften sind hervorzuheben: "Freund Heins Erscheinungen in Holbeins Manier" (Winterth. 1785), Darstellungen mehr betrachtender als erzählender Manier, und die Sammlung von Erzählungen: "Straußfedern" (Berl. 1787, Bd. 1). Seine "Nachgelassenen Schriften" wurden mit Charakteristik herausgegeben von seinem Verwandten und Zögling Aug. v. Kotzebue (Leipz. 1791). Vgl. M. Müller, Johann Karl August M. (Jena 1867); Ad. Stern, J. Karl Aug. M. (in der "Allgemeinen Zeitung", Dezember 1887).

Mus. Bac., in England Abkürzung für Bacheler of Music ^[richtig: Bachelor of Music], Bakkalaureus der Musik, wie Mus. Doc. für Doctor of Music, Doktor der Musik.

Musca, Fliege; Muscariae (Fliegen), Familie aus der Ordnung der Zweiflügler; s. Fliegen.

Muscāri Tourn. (Muskat- oder Traubenhyazinthe), Gattung aus der Familie der Liliaceen, niedrige, ausdauernde Zwiebelgewächse in Mittel- und Südeuropa und im mittlern Westasien, mit kleinen Zwiebeln, schmalen Blättern und dicht traubig stehenden, zierlichen Blumen auf nacktem Schaft und mit dreifächeriger Kapsel, von deren Arten M. botryoides Willd. (Straußhyazinthe), mit weißen, dunkelblauen, fleisch- oder purpurroten Blumen, M. comosum Mill., mit mißfarbigen, grünlichgrauen untern und schön amethystblauen obern Blüten, und M. racemosum Mill., mit blauen, weißen oder fleischfarbenen Blüten, in Süd- und Mitteldeutschland hier und da wild wachsend vorkommen und in Gärten als Zierpflanzen kultiviert werden. Auch M. moschatum Willd. (Moschushyazinthe), in Kleinasien am Bosporus, mit graublauen, wohlriechenden Blüten, ist eine beliebte Gartenpflanze. Ihre Zwiebel diente früher als Brechmittel.

Muscarīn C5H11NO2 ^[C_{5}H_{11}NO_{2}], giftiges Alkaloid, welches sich im Fliegenschwamm (Agaricus muscarius) findet, ist farb-, geruch- und geschmacklos, sirupartig, leicht löslich in Wasser und Alkohol, nicht in Äther, reagiert alkalisch und wirkt ähnlich wie Psysostigmin und kann wie dieses als Gegengift bei Atropinvergiftung benutzt werden, wie auch Atropin bei Fliegenschwammvergiftung wirksam ist.

Muscatēles, span. Rosinen aus der Muskatellertraube.

Muscatine (spr. möskätĭn), Stadt im nordamerikan. Staat Iowa, auf hohem Bluff am Mississippi, mit Sägemühlen, Schweineschlächterei und (1880) 8295 Einw.

Muscharabie (arab. maschrabijje, eigentlich "Ort für das Getränk"), hölzerne Gitterfenster an orientalischen Häusern, in welchen Wassergefäße zur Abkühlung durch den Luftzug aufgestellt wurden; in der mittelalterlichen Befestigungskunst oben an den Mauern vorgekragte Erker zu Verteidigungszwecken.

Muschelbart, s. Byssus. Bei der Auster wird der gefranste Mantelrand nebst den Kiemen auch wohl als Bart bezeichnet.

Muschel-Chowder (Clam Chowder, spr. klämm-tschauder), Muschelsuppe, amerikan. Lieblings- und Nationalspeise, zu welcher außer den Muscheln noch mit Zwiebel gebratenes Schweinefleisch, Sahne, Fleischbrühe, Kartoffeln oder Crackers (eine Art harter Biskuits) und verschiedene Gewürze verwendet werden.

Muschelgold (Malergold, echte Goldbronze), sehr fein verteiltes Gold, dient zum Malen, Schreiben, Illuminieren und zum Vergolden. Man bereitet es durch Zerreiben von Blattgold oder aus einer Goldlösung, indem man diese mit Chlorantimon oder salpetersaurem Quecksilberoxydul fällt. Der Niederschlag wird mit Gummi angerieben und in Porzellannäpfchen oder Muscheln gebracht.

Muschelhügel, s. Kjökkenmöddinger.

Muschelkalk, Glied der Triasformation (s. d.).

Muschelkrebse (Ostracŏda), Ordnung der niedern Krebstiere (Entomostraca), kleine Tiere mit einer zweiklappigen, sie völlig umhüllenden Schale, daher äußerlich und in der Ruhe den Muscheln sehr ähnlich. Sie haben nur sieben Paar Gliedmaßen, von denen die vordern als Fühler und Kiefer, die hintern als Kriech- und Schwimmbeine dienen. Der Leib ist undeutlich in Segmente (Ringe) gegliedert, so daß Kopf, Brust und Hinterleib nicht scharf getrennt sind. Am Ende des Körpers befinden sich starke Haken, die zum Fortschieben im Sand benutzt werden. Wenn das Tier